So., 19.05.19 | 19:20 Uhr
Das Erste
Österreich: Nach dem Skandal: Was macht die FPÖ?
Trotz Regierungskrise nach dem Ibiza-Video, dem Rücktritt von Parteichef Strache und den angekündigten Neuwahlen im Herbst. Die FPÖ macht Europawahlkampf als ob nichts geschehen wäre. Darko Jakovljevic, ARD-Studio Wien
Trotz der schweren Regierungskrise, im burgenländischen Neusiedl am See herrscht Feierstimmung. Mit dabei: Burgenlands stellvertretender Landeshauptmann Johann Tschürtz von der FPÖ. Der Mann, der auch Urlaub machte auf Ibiza 2017, zusammen mit Heinz-Christian Strache. Tschürtz, ein weiterer FPÖ-Politiker, verwickelt in den jetzt folgenreichen Video-Skandal, als Strache den Rechtsstaat unterwandern wollte? "Das war wirklich eine schöne Zeit, wo man über die Politik plaudern kann mit dem Bundesobmann, was man so nicht so locker kann. Aber von diesem Treffen hab ich nichts gewusst. Überhaupt nix."
Der verstörende Video-Beleg. Denn FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus offenbaren beispielsweise Österreichs Medienlandschaft umkrempeln zu wollen, mit Hilfe einer angeblichen Oligarchin. "So. Da gibt’s bei uns in der Krone: zack, zack, zack, drei, vier Leute, die müssen gepusht werden und drei, vier Leute müssen abserviert werden." Gemeint sind unliebsame Redakteure der Kronen Zeitung – in Österreich das auflagenstärkste Blatt, das hätte unterwandert werden sollen. Für Straches Machtausbau.
Trotz Krise heißt es "weiter so…."
Inzwischen ist alles anders. Strache ist weg. Sein Ibiza-Freund versucht zu erklären. "Das war ein Wohnzimmereffekt", meint Johann Tschürtz. "Man sitzt gemütlich und man plaudert und trinkt etwas. Und da kommt im Alkoholkonsum manchmal Äußerungen, wo man sich selbst super darstellen möchte und dass gar nichts damit zu tun hat, was wirklich ist."
Die FPÖ-Basis will wissen, wie konnte das alles passieren. Distanz zu Strache wird hier allerdings nicht gesucht, im Gegenteil: Skrupellos seien allein die Macher des Videos. "Das ist Wahnsinn. Wenn das Schule macht, in Österreich. Dann sag ich Euch, schaltet alle eure Handys ab, versucht ja nicht irgendwo aufzufallen, setzen wir uns wirklich hinterm Baum und rühren uns überhaupt nicht mehr in unserem Leben. Denn es ist wirklich Wahnsinn wie man jemanden zerstören kann."
Trotz Straches Demokratie-Verrat – die Partei und ihre Anhänger hier wollen weitermachen wie bisher. Ihre Devise trotz Koalitionsende: Sich bloß nicht geschlagen geben. "Da kommt ein anderer. Der Haider war auch da. Er ist auch gegangen. Und der Haider hat immer genug Stimmen gekriegt. So viel geschimpft haben sie. Trotzdem hat der genug Stimmen gekriegt, der Haider." Durchhalteparolen bei Österreichs Rechtspopulisten, jetzt vor der EU-Wahl und wohl auch bis September: für die vorgezogene Nationalratswahl.
Stand: 20.05.2019 08:48 Uhr
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