Mo., 12.09.16 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss Österreich: Das Gemüseorchester
Wer an Wien denkt, der denkt schon fast automatisch an Musik: von Mozart bis Haydn, von Johann Strauß bis Schubert. Und alle waren sie schon einmal hier, auf dem Wiener Naschmarkt, dem Bauch Wiens, wie es so schön heißt, denn hier gibt es das beste Obst und Gemüse der Stadt.
Susanna Gartmayer ist von der Ware begeistert: "Bei einem Kürbis kann man akustisch gleich hören, ob er eine gute Basstrommel abgibt." Doch halt! Was hat Gemüse mit Musik zu tun? Um diese Frage zu klären, bin ich unterwegs mit zwei Musikern des Ersten Wiener Gemüseorchesters.
Jürgen Belakovic vom Gemüseorchester nennt die Kriterien: "Im Grunde geht es immer darum: es sollte möglichst frisch sein, gerade in dem Fall auch, fest."
Das Erste Wiener Gemüseorchester baut seine Instrumente jedes Mal neu und auf einzigartige Weise, mit Hilfe von Akkubohrern und Schälmessern. Kollege Matthias Meinharter erklärt die Herausforderung: "Es ist sehr experimentell, denn man nimmt Material, das sich eher schlecht eignet, um Musik zu machen." Jürgen Berlakovic beschreibt das Potenzial: "Man kann damit einfach Musik spielen und komponieren, die mit sonst nichts anderem möglich wäre."
Es geht ihnen also vor allem um die künstlerische Herausforderung, denn die Orchestermitglieder sind nicht etwa durchgedrehte Vegetarier, es sind ernsthafte Musiker, die mit ihrer Kunst seit vielen Jahren auf Tournee gehen. Und sie beherrschen Töne, die aus einer anderen Welt zu kommen scheinen. Mozart hätte wohl seine helle Freude am Gemüseorchester gehabt, denn wo gibt es sonst solche Instrumente und Töne. Ihre Konzerte jedenfalls sind fast immer ausverkauft.
Und das beste am Gemüseorchester ist, nach dem musikalischen kommt dann der kulinarische Genuss, denn alles, was an Gemüse übrig ist, wird zu einem leckeren Eintopf verkocht und an die Konzertbesucher verteilt: Musik mit Gemüsebeilage sozusagen.
Autor: Till Rüger, ARD Wien
Stand: 12.07.2019 18:02 Uhr
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