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Peru: Jagd auf illegale Goldgräber

Peru: Jagd auf illegale Goldgräber | Bild: WDR

Der Kampf gegen illegale Goldgräber in Peru wird mit schweren Waffen geführt. Wir können eine Spezialeinheit begleiten – bei ihrem Einsatz im Wilden Westen Südamerikas. Sie brauchen vor allem Benzin – jede Menge, bevor die Park-Ranger in den Dschungel aufbrechen. Es ist der Beginn einer dreitägigen Razzia, bei der Vladimir Ramirez Goldgräber jagt. "Wir müssen über einen Fluss voller Treibholz fahren – mit kleinen Booten. Uns begleiten Elitesoldaten der Marine", sagt er. Vladimir ist der Direktor des Amazonas-Reservats Tambopata. Auf dem Weg dorthin liegt eine Militär-Kaserne. Hier war bis vor einem Jahr ein illegales Goldgräber-Camp.

Die Natur leidet stark

Peru: Das Amazonas-Reservat Tambopata – Umweltzerstörung durch illegale Goldgräber
Peru: Das Amazonas-Reservat Tambopata – Umweltzerstörung durch illegale Goldgräber | Bild: WDR

Noch fahren wir durch einen völlig intakten Teil des Tambopata-Schutzgebiets. Doch schon nach zwei Kilometern: eine glühend heiße Wüste. Aufgewühlter Sandboden. Eine zerstörte Natur. Von gewaltigem Ausmaß. Mit Hilfe des Militärs konnte Vladimir vor einem Jahr die Kriminellen von hier vertreiben: "Auf dieser Mondlandschaft liefen damals hunderte Motoren der Goldgräber. 6.000 von ihnen arbeiteten allein in dieser Zone." Der Boden: kontaminiert mit Quecksilber, was die Goldgräber brauchen, um das Edelmetall vom Gestein zu trennen.

Unterstützt wird Vladimir bei all seinen Aktivitäten von der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft. Hauke Hoops gehört der Naturschutzorganisation an: "Das löst Traurigkeit und eine gewisse Wut aus, dass die Natur ohne irgendeine Planung ausgebeutet wird und solch eine Mondlandschaft hinterlassen wird. Wo keiner leben kann. Nicht mal die natürliche Artenvielfalt kann sich hier ausbreiten."

Ein gefährliches Unterfangen

Um sechs Uhr geht es am nächsten Morgen weiter. Mit an Bord: Zehn Elitesoldaten der Marine. Ohne ihren Schutz könnte Vladimir diese Razzia unmöglich durchführen. "Jedes Mal, wenn wir auf Goldgräber treffen, erkennen sie uns und bedrohen mich und meine Park-Ranger. Das sind ernstzunehmende Drohungen, die sie aussprechen", erzählt er.

Peru: Die Illegalen Goldgräber sind weg – zurück bleiben Mondlandschaften
Peru: Die Illegalen Goldgräber sind weg – zurück bleiben Mondlandschaften | Bild: WDR

Ab jetzt wird’s brenzlig. Denn der Fluss Malinowsky ist Goldgräber-Land. Am Ufer: Die ersten Fördertürme der Illegalen. Der Mann mit dem Palästinenser-Tuch ist der Umwelt-Staatsanwalt. Er darf tief im Dschungel Goldgräber festnehmen lassen. Plötzlich eine heiße Spur: Ein Mann wurde am Ufer gesichtet. Schnell verschwindet er im Dschungel. Die Soldaten folgen seinen Spuren. Und finden ein Zeltlager – versteckt im Urwald-Dickicht. Offensichtlich sind bis eben Kriminelle hier gewesen. Die Soldaten vernichten alles, was sie finden: Lebensmittel, Kleider, Werkzeug. Der Staatsanwalt ist enttäuscht. Die Kriminellen konnten fliehen. "Das ist eine Mafia. Die Leute in diesem Camp arbeiten für die Goldgräber, die sich weiter flussabwärts befinden. Die Aufgabe dieses Postens hier ist, die Goldgräber vor uns zu warnen", sagt Rodolfo Mancilla.

Spätestens jetzt hat sich unsere Ankunft hier – am Malinowsky-Fluss – wohl rumgesprochen. Die Goldgräber-Mafia besitzt reichweitenstarke Funk-Geräte. Als alles brennt, drängen die Soldaten zur Weiterfahrt. Flussabwärts hat der Staatsanwalt auf Satelliten-Daten verdächtige helle Flecken im Urwald entdeckt. Ein Volltreffer. Eine Anlage zum Graben. Die Soldaten inspizieren den Förderturm. Daneben liegt die Kleidung der geflüchteten Goldgräber. Der Umweltstaatsanwalt erzählt wie die Anlage funktioniert: "Sie saugen den Schlamm mit einem starken Motor aus dem Wasserloch und pumpen ihn da hoch auf die Waschrinne. Dort bleiben die Goldteilchen in einem Teppich hängen."

Die Goldgier wächst weiterhin

Peru: Eine Spezialeinheit zerstört die illegalen Anlagen der Goldgräber
Peru: Eine Spezialeinheit zerstört die illegalen Anlagen der Goldgräber | Bild: WDR

Den Motor haben sie nicht aufgespürt. Das ärgert Vladimir, weil sie nur so die Anlage wirklich zerstören können. Kurz noch ein Foto – dann geht’s weiter. Vorbei an klaffenden Wunden des Regenwaldes, auf die wir hier wieder und wieder stoßen. Hochgiftiges Quecksilber im Wasser – das Amazonas-Ökosystem wird sich auch nach Jahren nicht erholen. Gleichzeitig boomt derzeit das illegale Goldschürfen. "Der Goldpreis ist während der Pandemie um bis zu 40 Prozent angestiegen. Da ist ja klar, dass jetzt alle hier wie verrückt nach Gold graben wollen", sagt Rodolfo Mancilla.

Die Gier nach Gold in der Virus-Krise beschleunigt die Zerstörung des Urwalds. Das wissen auch die Soldaten, die kurz darauf einen LKW-Motor entdecken. Sofort bringen sie vier Kilo Dynamit an verschiedenen Stellen an. Den Lärm registrieren die Goldgräber in ihrem Versteck. Bald schon werden diese zurück sein, sagt Vladimir. Aber er auch, um seinen Kampf gegen die Umweltzerstörer fortzuführen.

Autor: Matthias Ebert/ARD Studio Rio de Janeiro

Stand: 13.12.2020 20:51 Uhr

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