Mo., 13.02.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
Ruanda: Drohnen retten Menschenleben
Weites, weites Land, vielerorts kaum Ansiedlungen. Landschaftlich grandios, aber wer hier lebt, für den ist der Alltag schwierig – vor allem, wenn man krank ist. Hiermit soll das in Zukunft anders werden. Amerikanische Technikfreaks basteln in der ruandischen Hauptstadt Kigali an der Zukunft der medizinischen Versorgung Afrikas. Jahrelang hat die kalifornische Start-up Firma Zipline darauf hingearbeitet, dass diese Drohnen Leben retten sollen.
"Militär überall auf der Welt hat gezeigt, dass Drohnen töten können," sagt der Chef, Rinaudo Keller. "Es ist wunderbar, dass Ruanda das erste Land der Welt ist, das Drohnen einsetzt, um Leben zu retten. Daher sehen unsere Drohnen mit den roten Flügeln auch freundlich aus und ein bisschen knollig, auf keinen Fall furchteinflößend. Man soll sehen: diese Drohnen tuen Gutes!"
Blutkonserven per Fallschirm
Sie werden Blutkonserven per Fallschirm abwerfen. Blut muss frisch und kühl sein – das ist in entlegenen Regionen, die mit Strom schlecht versorgt sind, schwierig. Blutbanken gibt es Afrika nicht viele. Die Mini-Flugzeuge sind groß genug für eine Kühlbox – so wird das Blut auf den Weg gebracht.
"Das wird jetzt einer der allerersten Drohnenflüge sein, der Blut zu einem Krankenhaus bringt. Total aufregend." So modern wie diese Klinik sind nicht viele in Afrika. Ruanda war das erste Land, dass Rinaudo und seinem Team den Luftraum geöffnet hat. Per Fallschirm schwebt das Blut nach wenigen Minuten zu Boden – und kann theoretisch sofort eingesetzt werden.
Die Drohne fliegt nach getaner Arbeit zurück nach Hause – und landet mit Hilfe eines dehnbaren Seils. Jungfernflug geglückt, alle sind zufrieden – und zur Feier des Tages erscheint sogar Ruandas Präsident Paul Kagame persönlich. Digitalisierung und technischer Fortschritt sind Lieblingsthemen seiner Regierung. Der Transport von Blutkonserven soll erst der Anfang sein.
"Landwirtschaft, Filmindustrie, Fotographie, Kunst," schwärmt Jean-Philbert Nsengimana, Minister für Jugend und IT, "der Himmel ist das Limit unserer Ambitionen."
Und auch der Präsident ist überzeugt: Ruanda ist das ideale Testland. Kagame lässt es sich nicht nehmen, selbst eine Drohne fliegen zu lassen: ein Kinderspiel für Technik-Freaks wie ihn. Und nebenbei – oder vor allem - ist das Projekt in Ruanda auch eine Spielwiese für Logistiker. Das Transportunternehmen UPS ist finanziell an dem Drohnenexperiment beteiligt.
Gregg Svingen von UPS: "Wir haben mit Fahrrädern angefangen, dann kamen Autos, Flugzeuge, und jetzt schauen wir, wie Drohnen kommerziell eingesetzt werden können – aber natürlich auch auf humanitärem Gebiet."
Natürlich! Aber eben auch im kommerziellen. Man stelle sich vor, was die kleinen Flieger noch alles liefern können. Die weite Landschaft Afrikas - da lässt sich viel Geld verdienen.
Autorin: Sabine Bohland/ARD Studio Nairobi
Stand: 13.07.2019 22:20 Uhr
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