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Russland: Durststrecke bis Ende April

Russland: Durststrecke bis Ende April | Bild: picture alliance/Vladimir Gerdo/TASS/dpa

Schneetreiben, bleierner Himmel: völlig überraschend schlug das Wetter Anfang der Woche. Und es passte zur bleiernen Stimmung, denn das Land hat arbeitsfrei – man sitzt zuhause.

Ursprünglich hatte der Präsident nur eine Woche verordnet. Doch am Dienstag wandte er sich erneut ans Volk. Und das ist das Problem. Anastasija weiß nicht, wie sie das bezahlen soll. Sie betreibt eine Restaurantkette, fast 60 im ganzen Land. Bis Februar hatte sie noch 2000 Mitarbeiter. Zig Unternehmerpreise hat sie gewonnen, wurde sogar dem Präsidenten vorgestellt. Ihre Restaurants musste sie alle schließen. Nur ihre Bäckerei darf derzeit noch arbeiten. Von den 2000 Angestellten konnte sie gerade mal 120 halten. Rücklagen hat sie keine.

"Anderson" heißen Anastasijas Restaurants, spezialisiert auf Kindergeburtstage. Die Krise begann schon Ende Februar: Rubelverfall, die Angst vor Corona. Dass wenigstens die Bäckerei noch produziert, liegt allein am Zusammenhalt, sagt Anastasija.

Kampf um Überleben

Alles geschlossen: Restaurants, Dienstleistungs-, Transportbetriebe. Und: ab jetzt darf niemand mehr entlassen werden. Eigentlich richtig, sagen Ökonomen – aber wirtschaftlich kann das nur klappen, wenn der Staat den Betrieben hilft. Es wäre Pflicht des Staates, jetzt zu subventionieren. Für viele ist schon die nächste Woche eine Frage des Überlebens, auch für die Mitarbeiter: Kaum einer hat Ersparnisse, die Leute brauchen ihren Lohn.

Anastasija hält die lange Quarantäne für richtig, aber nicht auf dem Rücken der Firmen. Sie hat das sogar Putin selbst gesagt, als der sich neulich mit Unternehmern traf.

Zuhause in der Firma testet Anastasija neues Gebäck. Eine Supermarktkette, die geöffnet bleiben kann, hat bestellt. Man hilft sich gegenseitig. Auf den Staat zählt niemand mehr. Es gebe nur noch zwei Themen: Insolvenz anmelden – oder auswandern.

Ohne schnelles Eingreifen des Staates, schätzt Russlands Handelskammer, stehen drei Millionen Betriebe im Land vor dem Aus.

Autorin: Ina Ruck, ARD Moskau

Stand: 06.04.2020 13:08 Uhr

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