So., 17.03.24 | 18:30 Uhr
Das Erste
Russland: Immer wieder Putin
Putin bei Studenten, Putin bei der Tomatenproduktion, Putin im Cockpit eines strategischen Bombers und Putin beim Volk und seinen Problemen – Wladimir Putin ist im Wahlkampf. Dabei ist er schon heute so gut wie gewählt. Kandidaten mit grundsätzlich anderen Politikideen stehen nicht auf dem Wahlzettel, vor allem diejenigen nicht, die die "Spezialoperation" in der Ukraine ablehnen. Wir werfen einen Blick auf den obersten Wahlkämpfer in einer Wahl, die nach Ansicht vieler Beobachter nicht wirklich eine ist.
Der Weltspiegel Podcast "Wahl in Russland – Putin für immer?" mit Ina Ruck und Frank Aischmann (ARD-Studio Moskau). Host: Joana Jäschke, Redaktion: Steffi Fetz. In der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
Der Krieg eint die Russen hinter Putin
Vladimir Putin im Wahlkampf, in Krasnodar, nahe der Ukraine: Der Präsident nimmt Platz im Flugsimulator eines Kampfflugzeugs. Die Botschaft: Wer am Steuerknüppel eines Kampfjets besteht, der kann auch sein eigenes Land durch die Unwägbarkeiten der nächsten sechs Jahre steuern. Wie wichtig der militärische Komplex für ihn ist, hatte er schon zum Anfang seiner Kandidatur klargemacht. Im Dezember zeichnete er verdiente Soldaten mit dem "Goldenen Stern" aus und machte sie damit zu "Helden Russlands". Das richtige Umfeld, um sich selbst zu erklären: "Ich will nicht verbergen, dass ich auch schon andere Gedanken hatte, stimmt, aber jetzt ist Zeit, dass eine Entscheidung getroffen wird: Ich werde für das Amt des Präsidenten der Russischen Föderation kandidieren."
Putin weiß: es ist der Konflikt mit der Ukraine, der Russland hinter der Armee und dem Präsidenten zusammenführt. Das bestätigt auch Denis Wolkow vom letzten unabhängigen Meinungsforschungsinstitut Russlands. "Wenn Bürger vor dem Beginn der Kämpfe gefragt wurden, ob Sie Putin als Präsident für die nächste Amtszeit haben wollten, stimmten 45 Prozent für ihn. Etwa die gleiche Zahl wollte einen anderen. Nach dem Beginn des Militäreinsatzes stieg die Zustimmung auf mehr als 75 Prozent."
Putin testet die Tomaten
Putin in der Tomatenproduktion in Stavropol. Die Botschaft: Auch Handel und Industrie sind mir wichtig, auch die Produktion von Nahrungsmitteln – in einer Zeit, in der die immer teurer werden. Putin der Kümmerer. Für dreieinhalb Milliarden Dollar exportiere Russland Tomaten, lässt man ihn wissen. Am Ende dann: der Produkttest. "Lass uns das testen. Das ist von den Sträuchern, bei denen wir gerade waren?! – hm, lecker."
Für die Firma könnte interessanter sein, wo sie bald Arbeitskräfte herbekommt. Denn der Arbeitsmarkt sei leergefegt, meint Denis Wolkow. Viele würden für die Rüstungsproduktion gebraucht oder an der Front. Andere hätten in den vergangenen Jahren das Land verlassen: "Der Arbeitsmarkt hat also faktisch 1.000.000, vielleicht sogar mehr Menschen verloren. Und das bedeutet, dass es einen Mangel an Arbeitskräften gibt und die Löhne steigen. Also ist nach allen Einschätzungen der wirtschaftlichen Lage die Mehrheit der Bevölkerung jetzt sehr optimistisch, und das kurbelt die Unterstützung für die Behörden an."
Viele Jugendliche kennen nur Putin als Präsidenten
Der Wahlkämpfer und die Generation Putin beim Singen der Nationalhymne. Es sind Jugendliche, die nie einen Machtwechsel erlebt haben. Sechs weitere Jahre und Putins Amtszeit kann sich mit der von Katharina der Großen messen lassen. Sie wachsen in einem System mit "patriotischer Erziehung" auf. Kein Wunder, dass Putin gerade in der Gruppe der Jungwähler überdurchschnittlich viel Unterstützung hat. Putin, der Patriot – und wie er die Welt sieht: "Die Vereinigten Staaten und ihre Satelliten haben praktisch das europäische Sicherheitssystem demontiert. Das birgt Risiken für alle."
Für wen die Risiken nach Ansicht Putins größer sind, zeigt er aber auch gern. Er könnte noch mit 71 Jahren in einem strategischen Bomber unterwegs sein, heißt es im russischen Fernsehen. Mehr noch: Putin habe es auch problemlos in den Bomber geschafft – das schaffe US-Präsident Biden nicht mal bei einer Passagiermaschine.
Autor: Norbert Hahn
Stand: 18.03.2024 11:15 Uhr
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