So., 02.07.23 | 18:30 Uhr
Das Erste
Afrika: Gold, Geld, Gewalt – Russlands "Wagner"-Söldner
Er war Viehzüchter, nun ist er Flüchtling: Idrissa Dicko. Das zweite Jahr muss er nun schon das muslimische Opferfest, das Tabaski, im Lager nahe der Hauptstadt Malis, in Bamako, feiern. Er floh aus seinem Dorf vor den Angriffen muslimischer Extremisten. Die malische Armee bekämpft mit Hilfe der Söldnergruppe Wagner die Islamisten. Eigentlich soll das die Menschen schützen, aber Menschen wie Dicko haben auch Angst vor den russischen Söldnern.
Was das bedeutet, zeigt ein Vorfall aus dem vergangenen Jahr: Im Städtchen Moura in Zentralmali gingen Regierungsarmee und russische Söldner gegen eine kleine Gruppe Islamisten vor. Nach dem Kampf töteten Armee und Wagner-Truppe hunderte Unbeteiligte. Wer Muslim zu sein schien, galt als Islamist und wurde erschossen. Dies scheint ein aktueller UN-Bericht zu bestätigen.
Die Regierung Malis setzt alles auf die russische Karte, während Frankreich abziehen musste und nun auch die UN-Friedensmission mit der Bundeswehr. In der Spitze waren das insgesamt fast 20.000 Soldaten.
Mit 1000 russischen Söldnern will die malische Militärregierung den Kampf gegen die Extremisten nun allein aufnehmen. Dabei koordinieren sich die Wagner-Kämpfer eng mit der malischen Armee.
Wagner und Russland als Partner
Die malische Armee ist zufrieden mit dem neuen Alliierten: Neue Kampfflugzeuge aus Russland gibt es und angeblich tausende neue Fahrzeuge für den Kampf gegen die Islamisten. Laut malischer Regierung ist Russland der Vertragspartner, darunter falle auch die Gruppe Wagner.
Die Zentralafrikanische Republik ist schon lange enger Partner Russlands. Selbst russische Feiertage werden in der Hauptstadt Bangui zelebriert. Inzwischen sind mehr als 1800 Söldner der Gruppe Wagner und russische Militärausbilder im Land. Von der Hauptstadt aus lenken Firmen der Gruppe Wagner deren wirtschaftliche Aktivitäten: Gold und Diamanten. Es geht inzwischen auch um Tropenholz und weitere Rohstoffe. Vor allem aber das Gold spielt eine große Rolle für Wagner.
Wagner hat Russland in Afrika zu neuem Einfluss verholfen und wirtschaftlich neue Perspektiven eröffnet. Warum sollte der Kreml dieses System zerschlagen? Russlands Flagge über Bangui – man ist gekommen, um zu bleiben.
Autor: Norbert Hahn, ARD Nairobi
Stand: 02.07.2023 19:55 Uhr
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