Mo., 23.01.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss: Warum gibt es in Kenia professionelle Trauergäste?
Ein Trauerzug im Westen Kenias. Der Sarg eines Verstorbenen wird zur Grabstätte geleitet. Mit dabei sind Familie, Freunde – und professionelle, bezahlte Trauergäste. Sie geben ihr Bestes.
Bereits früh am Morgen bereiten sich die angeheuerten Trauergäste vor. Mit selbstgebrautem Schnaps. Nur so kommen sie in die richtige Stimmung, die sie für den heutigen Auftrag brauchen. Richtig los geht es dann vor der Leichenhalle von Kisumu.
Apropos Stimmung: Trillerpfeifen scheinen ein Muss zu sein, wenn man jemanden zu Grabe trägt. Jeden Freitag versammeln sich zahllose Menschen an der Leichenhalle, um sich von Verstorbenen zu verabschieden. Uns fällt es dabei zunächst schwer, die echten von den bezahlten Trauernden zu unterscheiden – denn recht laut sind sie alle…
Aber diese Gruppe besteht eindeutig aus Profis. Sie hoffen, dass jemand sie für Geld engagiert. Aber warum macht man das eigentlich? "Man heuert die an, damit die Hinterbliebenen, die sich einsam fühlen, aufgemuntert werden, das ist gut so." Umgerechnet 150 bis 200 Euro bekommt eine Gruppe Profi-Trauernder für eine Beerdigung: viel Geld in einer sonst sehr armen Gegend.
Je aufwendiger die Beerdigung also, desto mehr Ehre posthum. Die professionellen Trauergäste machen Stimmung, bis der Verstorbene unter der Erde ist – meist auf dem Familiengrundstück. Bis dahin haben sie sich stundenlang verausgabt. Trauern gegen Bezahlung: dabei wird man am Ende – todmüde.
Sabine Bohland/ARD-Studio Nairobi
Stand: 13.07.2019 18:22 Uhr
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