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Schnappschuss: Amsterdam: Schiefe Häuser

Für viele ist es eine Traumstadt – Amsterdam! Allerdings eine ziemlich schräge. Als hätten Riesen die Häuser verbogen – mit gewaltiger Kraft die Treppenstufen verzerrt und die Türen abgeschrägt.

"Solche Stellen findet man überall in Amsterdam: Fünf Zentimeter Platz unterm Fensterrahmen. Die Frage ist: Wie lebt man in einem schiefen Haus", fragt sich Markus Preiß.

Leben in Hanglage

Der Maler Lucas Leliveld kann uns davon berichten. Ja, komm mal rein. 1660 wurde sein Haus gebaut. Das ist grade – und das ist so hier...Egal, wo er die Wasserwaage hinhält: Lucas und seine Familie leben in Hanglage. Besonders unangenehm ist das im Schlafzimmer. Es geht in den Zimmern, wo man das Bett so stellen kann, dass der Kopf oben und die Füße unten sind. Aber da wo es seitlich abfällt, denkst du, du rollst aus dem Bett. Das schräge Amsterdam: eine Geschichte von schlickigem Boden – und Pfusch am Bau – erklärt der Historiker.

"Man muss hier viele Pfähle, Holzstämme in den Boden rammen – und zwar zwölf Meter tief, erst da ist fester Grund. Das haben viele Bauunternehmer nicht ausreichend gemacht. Naja und deshalb gibt jetzt Häuser, die so schräg sind. Und so nach vorne auch – aber das wurde absichtlich so gebaut", erzählt Koen Kleijn, Kunsthistoriker.

Warum sind in Amsterdam so viele Häuser schief?
Warum sind in Amsterdam so viele Häuser schief?

Die schiefe Stadt ist für sie ein gutes Geschäft: Karin van der Lee ist Tischlerin – Tischlerin für schiefe Möbel: Türen, Tische, Schränke – von IKEA passt nichts, sagt sie.

"Wenn sie schräge Häuser haben, haben sie viel zusätzliche Arbeit. Typisch sind zum Beispiel auch Schubladen, die immer wieder aufgehen. Die passen wir an – damit sie nicht immer Papier dazwischen klemmen müssen", sagt Karin van der Lee, Tischlerin.

Welt im Lot

Aber man kann das Problem auch noch grundsätzlicher angehen: In vielen Amsterdamer Kellern wird jetzt nachgeholt, was die Baumeister im 16 Jahrhundert verschlampt haben. Zusätzliche Pfähle in den Boden – aus Metall. "Das ist teuer. Aber wir machen meistens auch den Keller größer. Und bei den wahnsinnigen Häuserpreisen lohnt sich das dann wieder", Cornelis van Altena, Bauunternehmer. Das stabilisiert. Grade machen kann man die Häuser so aber nicht – dann wäre oben ja wieder alles schief.

Lucas hat den Boden in der Küche begradigen können. Ging aber nur, weil die Decken höher waren, sonst würde man sich den Kopf stoßen. Und so hat er zumindest einen Ort, wo die Welt im Lot ist.

Autor: Markus Preiß / ARD Studio Brüssel

Stand: 28.08.2019 11:08 Uhr

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