Mo., 11.04.16 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss: Was ist deutsch an der UN?
Im Rahmen einer Kernsanierung erstrahlt das Gebäude in einem komplett erneuerten Glasgewand.
Werner Schmidt gehört dem internationalen Team an, das die Sanierung leitet. Die Weltgemeinschaft setzt beim Bau auf deutsche Tugenden: "Sorgfältige Planung, gutes Management, Aufmerksamkeit für Details und – Ordnung."
Nicht nur deutsche Manpower steckt in dem Mammutprojekt, sondern auch deutsche Moneten: Rund 170 Millionen Euro steuerte die Bundesrepublik bei. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf mehr als eine Milliarde.
Abriss des Provisoriums
Während des Umbaus mussten die UN in dieses Behelfsgebäude umziehen. Jetzt hat das Provisorium im Park ausgedient, muss wieder abgerissen werden. Hinter diesen Fenstern hatte der UN-Generalsekretär sein Büro. Werner Schmidt lässt die Bagger anrollen – mit gemischten Gefühlen: "Jetzt tut mir ein wenig das Herz weh, wenn ich sehe, wie alles abgerissen wird. Aber ich glaube, die Arbeiter haben Spaß dabei. Und es geht auch sehr zügig voran, denn in zwei Monaten soll hier nichts mehr zu sehen sein von diesem Gebäude."
Hier tagte ein Jahr lang die Generalversammlung – Weltpolitik im Wellblechpalast. Nun muss die Mauer weg, eine Spezialität der Deutschen. Daran erinnert auch ein Geschenk, das die Bundesrepublik den Vereinten Nationen im Jahr 2002 gemacht hat, abgestellt mitten auf der Baustelle. Und selbst bei der Berliner Mauer herrscht noch Sanierungsbedarf.
Werner Schmidt von den Vereinten Nationen begutachtet den Schaden: "Sie sehen es, die Mauer bröckelt, die Farbe blättert ab. Das liegt daran, dass hier ein ziemlich scharfer Wind weht in unmittelbarer Nähe zum East River. Die Luft ist sehr salzhaltig. Und das gefällt dieser Farbe offensichtlich überhaupt nicht. Aber Deutschland wird die Mauer im Sommer restaurieren."
Kein Platz für Deutschland
Bereits abgeschlossen ist die Restaurierung des Weltsicherheitsrates. Schmidt hatte angeregt, den Tisch etwas zu verlängern, damit Deutschland endlich einen ständigen Sitz bekommen könnte. Doch der Vorschlag stieß nicht auf Begeisterung: "Es wurde uns sehr, sehr deutlich gesagt, dass in diesem Fall die Architektur der Politik folgt und nicht die Politik der Architektur. Also haben wir den Tisch so gelassen wie er ist."
Deutschland hat zwar immer noch keinen ständigen Sitz im Sicherheitsrat, aber immerhin die Sitze im Warteraum vor dem Sicherheitsrat sind deutsch. Dieser so genannte "Raum der Stille" ist ein Geschenk Deutschlands an die UN. Der Wandteppich soll deutschen Wald symbolisieren. Und selbst am Konferenztisch des Generalsekretärs sitzt rund um die Uhr ein Deutscher mit dabei – wenn auch nur in der zweiten Reihe und als Skulptur: Der Flötenspieler des eines deutschen Bildhauers.
Werner Schmidt: "Benno Elkan geboren in Dortmund, war als junger Kunststudent an einer welthistorischen Tat beteiligt. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des FC Bayern München – als Dortmunder! Wer so etwas tut, ist ein Brückenbauer, der überwindet Gräben und reißt Mauern ein."
Mauern einreißen und Brücken bauen, so sieht Werner Schmidt auch Deutschlands Rolle bei den Vereinten Nationen.
Autor: Jan Philipp Burgard
Stand: 11.07.2019 13:44 Uhr
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