So., 20.10.24 | 18:30 Uhr
Das Erste
Schweiz: Das Anti-Wolf-Halsband
Ein Wolfsangriff – nachts um halb zwei in den Alpen. Er endet tödlich. Keinen Kilometer entfernt davon weidet die Schwarznasenschaf-Herde von Oliver Gottsponer. Der 21-jährige Züchter kennt jedes seiner 75 Tiere mit Namen. Jedes habe seinen eigenen Charakter, manche seien gemütlich, andere stur. Doch es wird immer schwieriger. Mitte der 90er kamen die Wölfe zurück in die Schweiz und vermehren sich seitdem rasant. Ihre Beute sind immer öfter Schafe, Ziegen und Kühe.
Deshalb muss Oliver Elektrozäune um seine Herde setzen. Das ist zwar teuer – aber unverzichtbar. Doch obwohl seine Familie tausende Franken dafür ausgegeben hat, sind seine Tiere hinter dem 1 Meter 30 hohen Zaun beileibe nicht sicher.
Risse trotz Zaun
Allein sechs Wolfsrisse gab es bei dieser Ziegenherde im vergangenen Jahr. Trotz 18.000 Volt haben die Wölfe den Zaun offenbar überwunden, sagt der Herdenschutzbeauftragte Horacio Beltrán – mit Hilfe ihrer Intelligenz.
Auch im Kanton Waadt greifen Wölfe immer öfter Kuhherden an. Züchter Gerald Rime weiß noch ganz genau, wie seine Kühe – 2022 – als erste in dieser Region den Wölfen zum Opfer fielen. Doch Gerald hofft, eine Lösung gefunden zu haben: Seit Kurzem trägt jede seiner 110 Kühe am Halsband eine kleine graue Dose. Darin: ein Duftstoff, der Wölfe fernhalten soll. Eine neue Erfindung, auf die Gerald setzt: „Bis dato hatten wir keine Wolfsangriffe mehr. Es gab welche dort, beim Nachbarn und da unten. Aber meine Tiere hier wurden nicht mehr attackiert.“
Das Dufthalsband
Hinter dem Halsband steckt Davide Städler, ein Schweizer Laborbetreiber, der den Duftstoff extra auf Wölfe zugeschnitten hat. Die Chemiker um Davide haben die Komponenten aus der Haut und dem Fell von Wölfen extrahiert und synthetisch nachgebaut. In Form von Wachs verströmen sie monatelang ihren Duft. Kosten: 40 Euro pro Dose. Einige tausend Bestellungen hat er schon. Das Schaf im Wolfspelz sozusagen. Es sei zwar kein Allheilmittel, sagt Davide, könne Angriffe aber reduzieren.
Autor: Matthias Ebert, ARD Genf
Stand: 20.10.2024 20:25 Uhr
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