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Simbabwe: Land ohne Strom

Simbabwe: Land ohne Strom | Bild: picture alliance / AP Photo

Nichts bewegt sich – schon wieder gibt es keinen Strom. Einen Großauftrag für Zahnräder hat Wonder Manyozo – doch weil gerade wieder das Stromnetz lahm liegt, steht auch seine kleine Maschinenbaufirma in Harare still.

Seit Monaten geht das nun schon so: im ganzen Land gibt es tagsüber oft keinen Strom. Die Regierung kann sich die nötigen Stromimporte nicht leisten und dem wichtigsten Wasserkraftwerk macht eine Dürre zu schaffen.

Hier haben sie zwar ein Notstromaggregat, doch das ist gerade einmal stark genug um das Büro zu versorgen. So kann Manyozo wenigstens ein paar E-mails schreiben, während er darauf hofft, dass es spät abends wieder Strom für die großen Maschinen gibt.

Knapper Treibstoff

Für das Notstromaggregat brauchen sie heute neuen Treibstoff. Und hier steht Manyozos Mitarbeiter vor dem nächsten Problem: der langen Schlange an der Tankstelle nebenan. Diesel und Benzin sind knapp, weil die Landeswährung rasant an Wert verliert und so der Import von Waren immer schwieriger wird.
Mit leeren Kanistern wird er wieder weggeschickt. Anstehen macht heute keinen Sinn mehr: vier Stunden ist die Wartezeit und die Tankstelle schließt bald.

Abschied von Mugabe

In einem Stadion ganz in der Nähe vor drei Wochen: Trauerfeier für den Mann, unter dem der wirtschaftliche Niedergang begann: Ex-Präsident Robert Mugabe – Held des Freiheitskampfs vor 40 Jahren und gefürchteter Despot zugleich. Das Stadion ist nicht einmal halb gefüllt – doch die meisten, die hier sind, verehren Mugabe nach wie vor – zum Beispiel für seine Leistungen im Bildungswesen.

Oft mit Gewalt wurden weiße Farmer vertrieben, um das Land an schwarze Simbabwer zurückzugeben. Auch das ein Vermächtnis Robert Mugabes – eine Politik, mit der sein Nachfolger angeblich Schluss machen will – obwohl er sie als Parteikollege lange unterstützt hat.

Konflikte ums Land

Er ist einer der weißen Farmer im Land: Phil Valentine, simbabwischer Staatsbürger – seine Familie lebt seit drei Generationen hier. An Geschichten wie seiner wird sich zeigen wie ernst es der Regierung mit der neuen Politik ist.

Valentine wurde überfallen von schwarzen Simbabwern, die eines seiner Farmhäuser besetzen wollten, vergangenes Jahr, als Mnangagwa längst Präsident war. Valentine und seine Arbeiter konnten sie verjagen; doch drei Jahre zuvor war es nicht so gut ausgegangen: Diese Leute sind noch immer auf seiner Farm – sie haben ein Drittel seines Landes besetzt und Häuser gebaut. Die stehen meist leer – so wie auch heute. Dennoch kann Valentine nun hoffen sein Land zurückzubekommen, denn ein Gericht sprach es ihm vor ein paar Wochen zu. Nicht selbstverständlich in Simbabwe – und ob man die Grundstücke tatsächlich räumen wird, wird sich erst noch zeigen.

Gewalt aber gibt es in Simbabwe nicht nur gegen die Nachfahren der Kolonialherren: Auch Tatenda Mombeyarara hat sie erlebt. Er will uns nicht in der Öffentlichkeit treffen, sondern an einem neutralen Ort – weil er um seine Sicherheit fürchtet. Maskierte Männer hätten ihn zusammengeschlagen und für einige Stunden entführt, erzählt er uns – vermutlich, weil er für eine regierungskritische Bürgerrechtsorganisation arbeitet.

Es ist kurz nach halb elf am späten Abend – der Strom ist wieder da. Wonder Manyozo hofft nun wenigstens ein paar wenige Stunden produzieren zu können. Danach werden seine Mitarbeiter in der Firma schlafen – bis morgens wieder Busse fahren, die sie nach Hause bringen. "Uns ist es egal wer das Land regiert“, sagen die Männer hier: „wenn wir nur bald wieder ein normales Leben führen können."

Autor: Thomas Denzel, ARD Johannesburg

Stand: 06.10.2019 22:47 Uhr

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