So., 18.06.23 | 18:30 Uhr
Das Erste
Spanien: Klimawandel bedroht Muscheln
Wenn die Muschelsucherinnen in Galicien von ihrem Arbeitseinsatz zurückkommen, ist die Ausbeute meistens ziemlich mager. Immer weniger und kleinere Muscheln werden gefangen. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe.
Klimawandel und Parasiten bedrohen die Muscheln
Wenn sich das Wasser bei Ebbe zurückzieht, ziehen die Muschelsucherinnen los. Traditionell ist das in Galicien Frauensache. Mit Hacke und Rechen kämmen sie den Strand durch. "Es gibt viele kleine Muscheln, aber Große so gut wie keine, die Ausbeute ist schlecht. Nur kleine." Herzmuscheln gab es früher im Überfluss, aber seit einigen Jahren finden sie immer weniger. Die Wassertemperatur in der Flussmündung ist gestiegen, keine idealen Wachstumsbedingungen mehr. Und dann ist da noch ein Parasit, den sie früher hier auch nicht hatten. "Ich bin fast zwanzig Jahren am Meer. Früher fand ich vier bis fünf Schnecken gefunden, aber jetzt sind es Millionen", klagt Rita Míguez de la Iglesia, Präsidentin des nationalen Fischerinnenverbandes.
"Das Problem ist, sie fressen die Babymuscheln. Klar, als noch viele Herz-Muscheln da waren, fiel es nicht ins Gewicht, als die Schnecken einen Teil weggefressen haben. Aber jetzt sind es viele Raubschnecken und wenig Muscheln." Wie die Schnecken hierherkamen, weiß niemand genau. Wahrscheinlich wie die Algen. Die grünen sind hier in Galicien heimisch, werden aber zunehmend von den eingeschleppten braunen verdrängt. "Am Rumpf der Schiffe, die aus wärmeren Regionen kommen, haften die fremden Lebewesen an, und hier finden sie jetzt einen idealen Lebensraum, weil das Wasser so gut ist", erklärt Ana Belén Sotelino Pereira.
Muschelsucherinnen sorgen sich um ihre Arbeit
Immer weniger Muscheln erreichen die nötige Größe. Damit sie verkauft werden dürfen, müssen sie mindestens vier Zentimeter groß sein. Und das wird streng überwacht. Trotzdem erholen sich die Bestände nicht. Schon jetzt dürfen die Muschelsucherinnen nur an 10 Tagen im Monat überhaupt sammeln. "Wenn es uns nicht gelingt, die Temperaturen, die immer weiter steigen, in den Griff zu bekommen, was können wir dann noch machen?", fragt sich Ana Belén Sotelino Pereira.
"Wir werden unsere Arbeit und unser Einkommen verlieren. An unserem Engagement wird es nicht liegen. Wir haben uns eingesetzt und beschweren uns bei den Behörden. Weil es unsere Arbeit ist. Auch wenn sie hart ist, sie gefällt uns." Ihr Berufszweig steht auf dem Spiel. Einst war die Herzmuschel ein Arme-Leute-Essen, aber sie wird immer mehr zur teuren Delikatesse. Ihr Lebensraum wird durch die Klimaveränderungen hier in Galicien immer kleiner.
Autoren: Barbara Platsch, Ulli Neuhoff
Stand: 18.06.2023 22:06 Uhr
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