So., 12.12.21 | 19:20 Uhr
Das Erste
Südafrika: Coronavirus-Variante Omikron und was wir jetzt wissen
In der Region um Johannesburg wurde die neue Corona-Variante entdeckt. Anfänglich gab es nur wenige Ansteckungen, aber mittlerweile steigen die Fallzahlen deutlich. Eins scheint jetzt schon gesichert: Keine Variante bisher war ansteckender. Aber wie ist der Verlauf der Krankheit bei Omikron? Erfahrungen aus dem Land, indem die Omikron-Variante entdeckt wurde.
Geringe Impfbereitschaft in Südafrika
Am 29. November wurde Idah Adonisi, Pflegekraft in einer kleinen Klinik am Rande Pretorias, positiv getestet. Zwei Tage lang hatte sie starke Symptome, danach nur noch schwache, ein wenig Kopfweh, ein Kratzen im Hals. Dennoch hat sich die 59-jährige mit ihrer gesamten Familie 10 Tage lang in Isolation begeben, bis vergangenen Donnerstag. "Mir geht es mittlerweile viel, viel besser. Wenn morgen die Ärzte zu mir sagen, dass ich problemlos auch wieder zur Arbeit gehen kann, dann brauche ich nicht mehr vorsichtig sein. Dann weiß ich, dieses Virus hat mich nicht mehr im Griff."
Ihr Sohn Onalenna ist der Mann im Haus, Idahs Ehemann ist vor zwei Jahren gestorben. Der 19-jährige Onalenna ist einer der vielen Südafrikaner, die in Sachen Covid fest an eine Verschwörungstheorie glauben. "Wenn Du geimpft wirst, dann setzen sie Dir so einen Chip in den Oberarm. Und damit können sie immer verfolgen, wo u gerade hingehst. Das habe ich geglaubt. Aber dann habe ich gesehen, wie es meiner Mutter geht. Und deswegen lasse ich mich jetzt doch impfen."
An der Impfbereitschaft der Südafrikaner hat auch Omikron nichts geändert. Immer noch sind nur knapp 25 Prozent der gesamten Bevölkerung vollständig geimpft. Testen lassen sich hingegen immer mehr Südafrikaner, in allen Altersgruppen, auch Jugendliche und Kinder. Fast alle Neuinfizierten können sich zuhause auskurieren. Diejenigen, die mit Omikron doch ins Krankenhaus müssen haben auch dort meist nur schwache Symptome. "Wir glauben, dass Omikron bald schon von Hausärzten und in Apotheken behandelt werden kann", meint Richard Friedland von der Krankenhausgruppe Netcare. "Jedenfalls, wenn sich die Variante weiterhin so verhält wie bisher. Wir sind überzeugt davon, dass unsere Krankenhäuser weiterhin nicht von Infizierten überrannt werden.”
"Omikron ist nicht so gefährlich wie Delta"
Befürchtungen, dass Kinder unter neun Jahren von Omikron deutlich stärker betroffen sind, haben sich nach Ansicht der Ärzte hier bisher nicht bewahrheitet. Wissenschaftlich gesichert ist das noch nicht, aber ein deutlicher Hinweis. "Wir kommen jetzt in die vierte Woche, in der wir uns die mit Omikron Infizierten ansehen", sagt Angelique Coetzee vom Verband südafrikanischer Kinderärzte. "Ich kann Ihnen versprechen: ab sofort wird es den von Omikron Neuinfizierten nach fünf Tagen gut gehen. Omikron ist nicht so gefährlich wie Delta. Auf dem Papier mag es gefährlich aussehen, aber ich behandle Patienten, nicht Papier.”
Ob sie sich mit der Omikron-Variante infiziert hatte, oder mit Delta, das weiß Idah Adonisi nicht. "Aber klar ist, dass in Südafrika schon zwei von drei Neuinfizierten sich mit der Omikron-Variante angesteckt haben. Ihr Krankheitsverlauf deutet aber auf Omikron hin. "Ich habe die letzten Tage immer eine Maske getragen, und wir haben nachts mit offenen Fenstern geschlafen" sagt Idah Adonisi. "Ab morgen kann ich damit wieder aufhören, ich gefährde ja niemand mehr. "Keiner in ihrer Familie zeigte Symptome. Morgen werden sie, aller Voraussicht nach, zum ersten Mal seit dann 14 Tagen, wieder ihr Haus und ihr Grundstück verlassen.
Autor: Richard Klug, ARD-Studio Johannesburg
Stand: 13.12.2021 13:07 Uhr
Kommentare