So., 05.09.21 | 19:20 Uhr
Das Erste
Südafrika: Crocodile Creek Farm
6.000 Krokodile leben auf der Farm
Schwer auszumachen, was ein Krokodil so denkt. Nichts wahrscheinlich. Auf jeden Fall: Pokerface. Selbst wenn man ihnen die Eier wegnimmt, lassen sie sich – jedenfalls nach außen – nicht viel anmerken. Ein Nest, das soeben entdeckt wurde, auf der ‚Crocodile Creek Farm, im Osten Südafrikas. Die Eier wurden vermutlich an diesem Morgen gelegt, und von den Krokodilen vergraben. Keines dieser Krokodile ist zahm. Diese Mutter zeigt, dass sie gar nicht einverstanden ist.
Der 80jährige Peter Watson und der 54jährige Sean LeClus leiten diese Farm. Keine von den ganz großen, ungefähr 6.000 Krokodile, sie dienen verschiedenen Zwecken. 'Goldie' hier dient der Zucht. 'Goldie' wegen der gelben Hautfarbe. Das Tier ist betäubt. "Dieses Krokodil geht nach Florida", erklärt Peter Watson. "Wir verkaufen nur an anerkannte Einrichtungen. Bei Privatpersonen weiß man nie, was passieren wird." Jetzt geht es noch darum, das Geschlecht des Tieres festzustellen, nicht unerheblich für einen Züchter. Ein Griff in die einzige andere Körperöffnung – außer dem Maul: ein Weibchen. Dieses Krokodil haben sie Michael Jackson genannt, wegen seiner ungewöhnlich hellen schwarzen Haut. Auch Michael ist für die Zucht vorgesehen, in Kanada. Doch dann, eine Überraschung: "Das ist nicht Michael. Das ist Michaela"
Corona erschwert das Geschäft
Ihr zweiter Geschäftszweig die Wissenschaft liegt seit Corona flach. Keine Studenten mehr, kein Einkommen. Es bleibt der Tourismus. Eine Geburtstagsparty, Kinder und Erwachsene aus dem nahegelegenen Ballito. Das habe nichts mit Ausbildung zu tun, sagt Peter. Das sei nur Show. Das älteste Krokodil der Farm, Hannibal. Vielleicht 80 Jahre alt. Peter Watson wusste früher nicht viel von Krokodilen. Jetzt liebt er sie. Sean LeClus ist der Mann für die waghalsigen Aufführungen. Dieses Krokodil hat ihn vor vielen Jahren gebissen, genau an diesem Ort, genau in solch einer Situation. Am Schienbein. "Sehen Sie", sagt er. "Man sieht nicht mehr viel."
Und dann ist da noch das Leder, der vierte Geschäftszweig. Der umstrittenste. Dieses Krokodil ist am selben Morgen geschlachtet worden. Xolani Ndengezy befreit die Haut von den letzten Fleischresten. Tierschützer laufen anderswo Sturm gegen Krokodilleder-Farmen, nicht aber in Südafrika. "Ich komme hier aus der Gegend, mache das schon seit 20 Jahren. Mir gefällt es, mit Tieren zu arbeiten." Aus dieser Krokodilhaut könnte eine Jacke werden, vermutet Peter Watson. Gute Qualität. Die Preise seien gleichgeblieben, die Qualitätsansprüche aber nach oben gegangen. Die Corona-Krise habe sie fast in den Ruin getrieben. "Dieses Virus hat uns fast umgebracht", klagt Peter Watson. "Unser Tourismus-Zweig liegt am Boden. Bildungsarbeit wird erst wieder ab Ende 2021 möglich sein, und auch der Lederproduktion geht es nicht gut. Glücklicherweise haben wir die Zucht, und wir haben unsere eigene Kollektion, das wird uns retten."
Ein Gütesiegel von den Behörden
Im 600 Kilometer entfernten Johannesburg werden die Leder verarbeitet, ein Geschäftsmann aus dem deutschen Südwesten, der in Südafrika lebt, ist hier der Partner. Sie wollen sich auf den afrikanischen Markt konzentrieren, nicht mit den großen, weltweiten Nobel-Marken konkurrieren. Die Forderung von Tierschützern, nur mit Rindsleder zu arbeiten, weisen sie zurück. "Beide Leder sind politisch korrekt", meint Manfred Bogner. "Das Rindsleder kommt von der Kuh, vom Rind, und das Krokodilleder kommt vom Krokodil. Das Eine ist eben seltener und etwas teurer, aber es ist beides ein Farmtier, und beides ein Naturprodukt."
Die Behörden haben ihnen ein Gütesiegel ausgestellt. So müsse man eine Krokodilfarm führen. Auch der grüne Pool sei ein natürliches Phänomen, und außerdem würden sie das Wasser wöchentlich wechseln. Abendessen, so etwas gibt es nicht jeden Tag für jedes Tier. Ein ausgewachsenes Krokodil schafft bis zu 14 Hühner gleichzeitig. Allerdings muss es dann drei Wochen lang nichts mehr fressen. Alligatoren haben sie auch, sie sind zum Bewundern da, werden nicht geschlachtet. Sie dienen hauptsächlich der Show, und der Showmaster ist eben – Sean LeClus. Manchmal geht aber auch bei ihm etwas daneben. Dieser Alligator hier nämlich – will nicht auf den Arm genommen werden. Und wieder weiß man nicht so recht, was die anderen Alligatoren davon halten.
Autor: Richard Klug
Stand: 05.09.2021 22:10 Uhr
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