So., 15.12.13 | 19:20 Uhr
Das Erste
Indien: Spenden für die Witwen
Gajanand Gattawar war verzweifelt, sah keine Zukunft mehr. Der Baumwollbauer war hoch verschuldet – und beging Selbstmord. So wie schätzungsweise 200.000 Kleinbauern in Indien in den letzten zehn Jahren. Der Weltspiegel berichtete vor 6 Wochen über das tragische Schicksal von vielen bäuerlichen Familien. Daraufhin haben Zuschauer und Facebook-Freunde spontan insgesamt über 40.000 Euro gespendet. Gelder, die jetzt in nachhaltige Projekte vor Ort fließen. Ein Bericht von Jürgen Osterhage, ARD Neu Delhi.
Die Spendengelder der Weltspiegel-Zuschauer kommen an: Gemeinsam mit Kishore Tiwari, Partner der deutschen Andheri-Hilfe Bonn, übergeben wir ein Sparguthaben in Höhe von 200.000 indischen Rupien, umgerechnet 2.500 Euro, an Shashikala und ihre drei Kinder. "Wir freuen uns sehr über das Geld. Davon kann ich die Ausbildung meiner Kinder bezahlen. Wenn wir krank werden, können wir Medizin davon kaufen. Wir sind sehr dankbar“. Sapna ist 16, geht in die 10.Klasse einer Oberschule, will einmal Ärztin werden. Ihre jüngeren Geschwister Swathi und Sanket ,12 und 10, sind Grundschüler. “Von dem Geld können wir uns Bücher kaufen und Hefte, Füller, Bleistifte für die Schule“, erzählt Sapna. "Auch wird es uns helfen, dass wir jeden Tag etwas zu essen haben."
Die Familie nimmt mich mit zum Marktplatz des Dorfes. Eine kleine Feier ist vorbereitet. Stellvertretend für die ARD-Zuschauer, die Geld gespendet haben, nehme ich den Dank der Dorfbewohner entgegen. Hilfe aus Deutschland über mehr als 7000 Kilometer in ein kleines Dorf in Zentralindien. Das ist etwas ganz Besonderes. “Es ist eine wunderbare Sache, dass deutsche Fernsehzuschauer Anteil nehmen am Schicksal von Shashikala und ihren Kindern“.
Aber nicht nur Shashikala ist betroffen. Allein in dieser Region sind es hunderte Baumwoll-Bauern. Der Anbau ist unproduktiv geworden. Nur noch gen-technisch veränderte Baumwolle wird angepflanzt. Saatgut und Düngemittel sind zu teuer. Der Ertrag zu niedrig. “Wir müssen zur traditionellen Anbauweise zurückkommen“, meint Kishore Tiwari. "Wir dürfen multinationalen Konzernen nicht erlauben, dass sie auf dem Rücken der Farmer Profite machen“. Die restlichen Spenden aus Deutschland sollen auch dafür eingesetzt werden: Mehr betroffenen Familien zu helfen und das Bewusstsein der Bauern für die traditionelle Anbauweise von Baumwolle zu schärfen.
Abends zuhause bei Shashikala und ihren Kindern. Andenken an Ihren Mann, der sich wegen hoher Schulden umbrachte. Die Trauer über seinen Tod ist immer noch groß. Besonders bei ihr. Shashikala ist jetzt auf sich alleine gestellt. Sie muss ohne Mann für das Wohl der Kinder sorgen. Das ist schwer genug. Gerade in Indien. Die älteste Tochter ist sehr tapfer. “Wir dürfen nicht in Depressionen fallen, sagt Sapna. "Wir haben Hilfe bekommen und sollten jetzt mit neuer Kraft das Leben angehen, das vor uns liegt. Wir dürfen nicht scheitern. Wir müssen kämpfen“.
Stand: 17.12.2013 09:42 Uhr
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