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Philippinen: Hahnenkämpfe auf Leben und Tod

Philippinen: Hahnenkämpfe auf Leben und Tod | Bild: SWR

Eine philippinische Redensart: "Brennt das Haus, rettet der Mann zuerst die Hähne, dann die Frau, dann die Kinder." Ihre Hähne sind der Stolz vieler philippinischer Männer: Zwei Jahre werden die Tiere gehätschelt und trainiert. Dann werden sie in den blutigen Kampf geschickt, an jeder Spore acht Zentimeter scharfe Messer. Die Hahnenkämpfe sind ein riesiges Wett-Geschäft, und die Tradition wird sogar gesetzlich geschützt - als Kulturerbe und Teil nationaler Identität.

Autor: Uwe Schwering, ARD Tokio

Kämpfende Hähne und Zuschauer
Der Hahnenkampf gilt als Kulturerbe und Teil nationaler Identität. | Bild: SWR

Drei Dinge braucht die philippinische Gemeinde: Kirche, Rathaus, Cockpit. Beim Hahnenkampf hört man schon, wie es riecht – nach Schweiß und Blut, Geld und Gier. Sonntagmorgen, halb zehn – Ring frei: "Die eine Hälfte der Philippiner ist jetzt in der Kirche, die andere ist offenbar hier: beim Hahnenkampf. Tausendfach im ganzen Land. Und die Frage ist natürlich: Wie ist so was möglich, wenn das doch bei uns verboten ist?"

Erstens, weil kein Hahn danach kräht, und zweitens, weil ein Gesetz das Theater auch noch schützt: als Kulturerbe und Teil nationaler Identität. Philippinische Redensart: ‚Brennt das Haus, rettet der Mann zuerst die Hähne, dann die Frau, dann die Kinder.' "Das ist unsere Kultur, Tradition", meint der Hahnenkampf-Veranstalter Gil Virata. "Wir wollen zeigen, wie gut man einen Hahn aufziehen kann. Und das Besondere: Man kann wetten. Sogar Behörden sagen: Das ist Sport."

Zuschauer beim Hahnenkampf
Am Sonntagmorgen gilt: entweder Kirche oder Hahnenkampf. | Bild: SWR

Dieser ‚Sport’ – ein Kampf auf Leben und Tod. Jede Spore: acht Zentimeter blinkender Stahl. Anekeln tut das hier niemanden. Die Blicke verraten, worum’s wirklich geht: ums Geld. Zwei Jahre Hätscheln und Tätscheln; zwei Jahre Konditionierung, Training, Sparring. Jeder Gockel auch pharmazeutisch ausgereizt. Und dann, nach Sekunden - Schluss: "Ich habe gewonnen. Darauf hab’ ich ihn trainiert: dass er tötet. So ist das: Sie werden geboren, und Du bringst ihnen bei zu kämpfen." … "Nein, tut mir nicht leid. Ich will ja Geld verdienen."

Strahlende Sieger? Nicht in diesem Tollhaus. Besuch auf der Intensiv-, besser: Nähstation: Hier wird fix zusammengeflickt, was zusammengehört. Narkose: Fehlanzeige. Der Kontrahent muss Federn lassen. Kommt als stolzer Hahn, geht als nackte Trophäe. Alles geregelt, alles gut so. Also: Finger weg vom Hahnenkampf! Sonst, so der Fachmann, gibt’s Generalstreik.

Ekstase total beim Totentanz und jede Menge Reibach. Wo Macho und Ego den Ring besteigen, muss die Vernunft wohl draußen bleiben: "Viele Arenen gehören sogar Politikern oder deren ‚guten’ Freunden. Da wird dann kräftig mitverdient. Dass das hier so schnell aufhört – ich glaub’, eher wachsen mir Federn."

Stand: 30.03.2015 14:30 Uhr

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