So., 02.05.21 | 19:20 Uhr
Das Erste
Türkei: Impfen für den Tourismus
Schwarze Gummihandschuhe, schwarze Maske, Plexiglasscheiben. Das soll Vertrauen bei den Gästen schaffen, sagt der Koch Salih Bora. In wenigen Minuten öffnet das Hauptrestaurant des Hotels – ein letzter Kontrollgang. Alle Corona-Maßnahmen müssen eingehalten werden, denn immer wieder kommt der türkische TÜV unangemeldet, um zu prüfen. Auf dem Boden sind Warnhinweise mit der Aufforderung Abstand zu halten. Absperrungen sollen verhindern, dass sich die Gäste am Buffet selbst bedienen.
Fiebermessen am Restauranteingang: Seit einem Jahr bemüht sich die Türkei um einen coronagerechten Tourismus.
Die türkische Riviera ist immer noch eines der Lieblingsurlaubsziele der Deutschen. Doch die zuletzt sehr hohen Infektionszahlen und die entsprechende Quarantäne nach einer Reise schrecken viele ab. Bisher sind vor allem Gäste aus Osteuropa in die Region Antalya gekommen. In diesem Hotel sind Urlauber aus Litauen, Russland und Iran. Die meisten ohne Maske, weil sie ja vor der Einreise in die Türkei einen negativen Corona-Test vorweisen mussten, so das Argument.
Touristen und Türken – zwei Klassen
Der türkische Staat zwingt seine Bürger in der Öffentlichkeit Maske zu tragen, aber Touristen sind in Hotels ausgenommen. Der Hotelkoch Salih Bora findet das schwierig. Er ist verheiratet, hat drei Kinder. Seine Tochter leidet an einer chronischen Krankheit.
Die meisten im Tourismus Beschäftigten sind in diesem Jahr jedoch froh, wenn sie überhaupt etwas zu tun haben. Ein Großteil der Touristen kam in den vergangenen Jahren aus Russland. Präsident Putin ließ vor kurzem fast alle Flüge in die Türkei stornieren, wegen der Pandemie heißt es offiziell aus Moskau.
Die meisten Hotels in der Türkei bieten deshalb den Test im Haus 48 Stunden vor Abreise für etwa 30 Euro an. Positiv Getestete müssen im Hotel in speziellen Quarantänezimmern bleiben, bis sie gesund sind und ihr Test negativ ist. Das Hotel übernimmt die Kosten für diesen Zeitraum.
Um mehr Urlauber ins Land zu locken, will der türkische Staat nun innerhalb weniger Wochen alle Beschäftigten in der Tourismusbranche priorisiert impfen lassen, noch vor vielen Lehrern oder Arbeitern, die nicht ins Homeoffice können. Salih Bora ist heute an der Reihe. Ein bisschen aufgeregt sei er, sagt Bora. Es ist der chinesische Impfstoff. Diskussionen um dessen Qualität hält er für übertrieben.
Die Impfkampagne ist die große Hoffnung für den Tourismus in der Türkei. Wenn das Wetter besser wird, dann gingen auch wie im letzten Jahr die Corona-Zahlen runter, glaubt man hier. Und dann würden die Gäste erneut den günstigen Urlaub an der türkischen Riviera buchen.
Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul
Stand: 02.05.2021 20:39 Uhr
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