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USA: Wie Bienen Kohlekumpels neue Hoffnung geben

USA: Wie Bienen Kohlekumpels neue Hoffnung geben | Bild: BR

Imkerin Cindy Bee kontrolliert die Bienenstöcke von Alvin Farley. Er ist einer ihrer Schützlinge. Früher arbeitete Farley in Kohlengruben. Dann wurde er berufsunfähig: Schwarze Lunge. Die Bienen waren für ihn lange Zeit nur ein Hobby. Die kleine Entschädigung, die Farley für die schwarze Lunge bekommt, reicht kaum zum Überleben. Cindy Bee arbeitet für ein Imkerkollektiv. Das bildet Menschen wie Alvin zu Imkern aus und kauft ihnen dann den Honig ab. In West Virginia, dem Armenhaus der USA, kann auch schon etwas Geld viel helfen.

Imkerkollektiv in West Virginia

2016 haben sie die Organisation gegründet. Ihr Sitz ist ein ehemaliges Ferienlager für Kinder von Grubenarbeitern. Finanziert wird das Imkerprojekt durch die millionenschwere Strafzahlung eines Bergwerkbetreibers. Der hatte gegen Umweltauflagen verstoßen. Chefimker Mark Lilly und sein Team haben inzwischen 90 Partner angelernt. Und es werden immer mehr. Sie wollen beweisen, dass es für den einstigen Kohlestaat eine Alternative gibt. Sie haben hier bereits mehrere neue Stellen geschaffen. Robbie und der 70-jährige James bereiten gerade Zuckerwasser vor, um die Bienen für den Winter zu versorgen. Anfangs hatten sie Angst vor Stichen, selbst der ehemalige Kohlekumpel James.

Imkerin Cindy Bee zeigt uns die Fässer mit dem geschleuderten Honig. Noch lagern sie ihn. Der Verkaufsstart soll erst im nächsten Frühjahr sein. Sie wollen ausreichend Vorrat haben, wenn sie beginnen, den Berghonig aus den Appalachen zu vermarkten, als besonders reines Naturprodukt. West Virginia, so erzählen sie uns, habe einen großen Vorteil. Es gebe noch viel ursprüngliche Natur. Das Etikett wirbt mit der Gemeinschaftsleistung. Eine positive Botschaft gegen den wirtschaftlichen Niedergang, hoffen sie.

Weg vom Kohlestaat

Noch immer wird hier Kohle abgebaut. Ganze Bergkuppen werden abgetragen, aber neue Arbeitsplätze entstehen kaum. Trotzdem halten viele weiter fest zu Präsident Trump. Draußen bei den Bienen reden sie nicht über Politik. Egal wen sie gewählt haben, die Liebe zu West Virginia ist wichtiger.

Mark Lilly ist klar, dass dieses Projekt keinen Boom auslösen kann, aber vielleicht könne es einigen Menschen ihr Selbstbewusstsein zurückgeben. Und so machen sie nicht einfach nur Honig, sondern züchten auch Bienen, besonders widerstandsfähige, wegen des Klimas.

James haben die Bienen eine neue Perspektive gegeben. Und doch will er den Glauben an die Rückkehr der Kohle nicht ganz aufgeben. Sein Chef versteht das. Zu lange habe in West Virginia allein die Kohle Reichtum bedeutet. Ein Umdenken brauche Zeit.

Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD Washington D.C.

Stand: 15.09.2019 23:33 Uhr

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