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USA: Schwarze Bürgerrechte unter Trump

USA: Schwarze Bürgerrechte unter Trump | Bild: imago

Am 15. Januar  feiern die USA den Geburtstag des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. Das bedeutet: Ein langes Wochenende, zahlreiche Gedenkveranstaltungen, aber ist es auch ein Grund zu feiern? Nicht für Jason Woody. Der 34jährige Fahrradkurier demonstriert immer montags gegen Polizeigewalt. Diese Woche wurde er vor unserer Kamera unsanft festgenommen, wir treffen ihn nach der Freilassung.

Auch L. Joy Williams, Präsidentin der "Nationalen Organisation für die Förderung farbiger Menschen" (NAACP) in Brooklyn, blickt kritisch auf die Situation der Schwarzen unter Trump. Was ist übrig von der Aufbruchsstimmung unter 'ihrem' Präsidenten Obama? Ist 50 Jahre nach Martin Luther Kings Ermordung aus seinem Traum ein Alptraum geworden? Eine Reportage von Birand Bingül (ARD-Studio New York).

Demonstanten mit Plakaten der Bewegung "Black Lives Matter"
"Black Lives Matter" organisiert regelmäßig Proteste gegen die Benachteiligung der Schwarzen. | Bild: SWR

Eine Demonstration in Harlem. Schluss mit der Polizeigewalt, fordert die Bewegung "Black Lives Matter" – Woche für Woche. Seit drei Jahren mit dabei ist Jason Woody. Er ist Fahrradkurier, war auf demselben College wie Martin Luther King. Gleich nach der Demo will er vor unserer Kamera reden. Aber dazu wird es nicht kommen. "Ich kriege keine Luft", rufen die Demonstranten – die letzten Worte eines schwarzen Polizeiopfers. Zwei Minuten später: Blaulicht und Konfrontation. Jason Woody, mit dem wir sprechen wollen, beschimpft Polizisten. Die Szene scheint sich schon aufzulösen, da greifen die Beamten plötzlich zu. "Was macht ihr?" schreit Woody. "Ich habe nichts getan!" Gleich sechs Polizisten bedrängen ihn. Als Woody sich losreißt, nehmen sie ihn am Boden fest. "Ihr erstickt ihn!", brüllt eine Frau. Zu oft sind in scheinbar harmlosen Situationen Afro-Amerikaner zu Polizei-Opfern geworden. Schwarze Polizisten sollen die Lage beruhigen. "Ihr verratet eure Rasse, ihr seid Killer", ruft diese aufgebrachte Frau. Unter wüsten Beschimpfungen wird der "Black Lives Matter"-Aktivist Woody weggebracht.

Der Standard sind wohlhabende weiße Männer

Martin Luther King auf Leinwand vor Hochhauskulisse
Martin Luther King erhielt für sein Engagement den Friedensnobelpreis.  | Bild: SWR

NAACP – schon Martin Luther King gehörte zu dieser Organisation zur Förderung von Schwarzen. L. Joy Williams, die Vorsitzende von Brooklyn, ist hauptberuflich Politberaterin. Sie ist weit gekommen in der amerikanischen Gesellschaft – trotzdem ist Diskriminierung für sie alltäglich. "Man kriegt es zu spüren. Ich sollte eine Konferenz leiten, eine Firma hatte mich engagiert. Dann komme ich da rein und die fragen mich, was es zu Mittag gibt… Als wäre ich die Küchenhilfe." Williams macht Lobbyarbeit, akquiriert Geld für Jugend-Programme und sagt: Auf Martin Luther Kings Spuren müsse man noch viele Schritte hin zu einer gerechten Gesellschaft machen. "Ich träume davon, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einem Land leben werden, dass sie nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt, sondern nach ihrem Charakter", so damals Martin Luther King. "Ausgrenzung ist immer noch ein Problem in diesem Land", sagt: L. Joy Williams. "Allein schon, wenn du nicht wie der Standard aussiehst. Und der Standard sind wohlhabende weiße Männer. Wenn du das nicht bist, gehörst du nicht dazu."

Jason Woody
Jason Woody war auf demselben College wie Martin Luther King. | Bild: SWR

Nach einer Nacht in Polizeigewahrsam ist Fahrradkurier Woody wieder auf freiem Fuß. Widerstand gegen die Staatsgewalt, ungebührliches Benehmen – ihm drohen wieder einmal Sozialstunden, mindestens. "Das hält mich nicht davon ab, den Mund aufzumachen. Die Leute sollen wissen, dass wir es satthaben, dass die Polizei uns ständig Gewalt antut." Woody weiß: Die US-Polizei tötet nach aktuellen Daten vier Mal mehr unbewaffnete Schwarze als Weiße. Bei einer dieser Demos könnte es auch ihn erwischen. "Manche fragen uns: Wann werdet ihr zufrieden sein? Wir werden nie zufrieden sein, solange der Schwarze das Opfer unaussprechlicher Polizeigewalt ist", sagte Martin Luther King. Wie vor 50 Jahren sei die Polizei heute noch für viele Schwarze das Symbol für einen Staat, meint Woody, der sie als Menschen zweiter Klasse behandelt.  "So viel sich seitdem auch getan hat, es reicht mir nicht. Wir kämpfen weiter um die Herzen und Köpfe. Nur weil wir den ersten schwarzen Präsidenten hatten, ist der Rassismus nicht vorbei."

Ein "engstirniger Rassist im Weißen Haus"

Gestern in New York: Einflussreiche Bürgerrechtler treffen sich. L. Joy Williams ist eine der Frontfrauen. Hier macht die schwarze Elite Politik. Präsident Trump sorgt für Gesprächsstoff: Er soll afrikanische Staaten "Dreckslöcher" genannt haben. Für Williams Motivation pur: "Einen engstirnigen Rassisten im Weißen Haus zu haben, zeigt uns, was Sache ist. Wir können klar sagen: Schaut, der Rassismus existiert immer noch. Das ist der Grund, warum wir unseren Kampf fortsetzen." Selbst in der weltoffensten Stadt Amerikas tragen Menschen wie L. Joy Williams und Jason Woody diesen Kampf aus. 50 Jahre nach der Ermordung Kings. "Ich muss gestehen, dass der Traum, den ich hatte, sich in vielerlei Hinsicht in einen Albtraum verwandelt hat", meinte damals Martin Luther King. Der Traum und der Albtraum von Martin Luther King, sie leben beide weiter, in New York und in ganz Amerika.

Stand: 31.07.2019 22:34 Uhr

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