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USA: Hundepost statt Schneckenpost!

USA: Hundepost statt Schneckenpost! | Bild: SWR

Das Beargrease-Hunde-Rennen in Minnesota ist besonders, denn: es sind ausschließlich Postboten am Start. Drei Tage brauchen die Teams für die 500 Kilometer lange Strecke. Colleen Wallin, seit 30 Jahren Hundeschlitten-Führerin, nimmt genauso teil, wie ihr 20jähriger Sohn Euro. Mal sehen, wer 2023 gewinnt: Mutter oder Sohn?

Drei Tage Rennen bei minus 24 Grad

"Mister" darf mit zum Rennen. Bis zum Schluss war Hundeführerin Colleen Wallin sich unsicher, wer der 12. Hund in ihrem Team sein soll – für den Hundeschlitten-Marathon durch Minnesota. "Mal sehen. Ich habe mich für Mister entschieden, weil er schon etwas älter ist. Etwas weiser; hat mehr im Köpfchen." 32 Schlittenhunde besitzen Colleen und ihr Mann. Züchten und trainieren sie. Neben ihren eigentlichen Jobs. "Das ist eine Sucht. Kokain ist billiger, aber das hier ist gesünder. Wie lange werden wir das machen? Ich hoffe: für immer!" Colleens Mann Ward leitet ihr Begleitteam, managet den Zeitplan. Noch schnell ein Toast mit dem Team. "Auf ein sicheres Rennen und: auf ganz viel Spaß!"

Schlitten mit Schlittenhunden
Colleen Wallin fährt das Rennen schon zum 23. Mal | Bild: SWR

Der nächste Morgen. Nur noch eine Stunde bis zum Start. "Das Härteste ist, wenn ich einen Hund an einem Checkpoint zurücklassen muss, weil er Schmerzen hat oder verletzt ist. Jetzt bin ich total nervös, aber wenn ich auf der Strecke bin, geht’s mir gut." Es ist bitterkalt: minus 24 Grad. Und der Marathon dauert drei Tage! Colleen packt noch eine Posttasche ins Gepäck. Denn wie alle Hundeschlittenführer hier ist auch sie heute Briefträgerin – ehrt damit den Namensgeber des Rennens, John Beargrease. Colleens Hunde können kaum noch abwarten. Ein Team voller Anfänger: Für die Hälfte von ihnen ist dies der erste Marathon. Für Colleen selbst ist es bereits der dreiundzwanzigste.

500 Kilometer mit 12 Schlittenhunden

Zuschauer beim Schlittenunderennen (Luftaufnahme)
Das Rennen findet zu Ehren von John Beargrease statt | Bild: SWR

John Beargrease war ein Native American vom Stamm der Ojibwe. Hier, am Nordufer des Lake Superior trug er im 19. Jahrhundert per Hundeschlitten die Post aus. Zwei Wochen brauchte er dafür, hatte nur drei Hunde. Colleen und die anderen Marathon-Teams sind schneller. 500 Kilometer geht es für sie nun immer Richtung Norden. Drei Uhr nachts. Sawbill Checkpoint – einer von sieben Stopps auf der Strecke. Vier Stunden Rast bekommen Colleen und ihre Hunde hier. "Mir geht es ok. Die Strecke ist schön, sehr schnell. Ich sorge mich ein bisschen um ihre Gelenke und Schultern. Aber wir liegen gut in der Zeit."

Als erstes versorgt Colleen ihr Team: Stroh, Essen, Trinken, Decken. Dann wärmt auch sie sich kurz auf – bei Kaffee und Speck im Helferzelt. Colleen ist müde. Doch bevor sie sich kurz zu ihren Hunden legen kann, kommen die Tierärzte. An jedem Checkpoint werden die Hunde gründlich untersucht. Wer zu schwach ist oder verletzt, muss raus. Colleen darf nach diesem Stopp mit allen 12 Hunden weiter. Der letzte Tag, die letzte Etappe. Drei Hunde hat Colleen mittlerweile herausgenommen. Sie waren zu schwach.

Schlittenhunde
Bei sieben Stopps können sich die Hunde ausruhen  | Bild: SWR

Mit den anderen neun fährt sie ein letztes Mal durch die Einsamkeit. Das Beargrease-Rennen gilt als eines der schwersten der Welt – denn das Gelände hier ist bergig. Und dann erreicht Colleen Wallin nach drei Tagen das Ziel. Erschöpft. Glücklich. Stolz auf ihr Team voller Marathon-Neulinge. "Mir geht’s gut. Fast alle Einjährigen haben es bis ins Ziel geschafft. Wir haben es langsam angehen lassen, und sie haben es wunderbar gemeistert." Nächstes Jahr will Colleen wieder starten. Und für dieses Jahr fehlt nur noch eines. Die Post – erfolgreich ausgeliefert.

Autorin: Kerstin Klein, ARD-Studio Washington

Stand: 05.02.2023 22:02 Uhr

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