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USA: Tax me now, Besteuer mich!

USA: Tax me now, Besteuer mich!  | Bild: IMAGO / Panthermedia

"Sie nennen mich Verräter an meiner Klasse", sagt der US-amerikanische Millionär Stephen Prince, "ich aber finde, sie begehen Verrat an der Nation." Noch sind es nicht viele, deshalb haben sie sich zusammengetan, die "Patriotic Millionaires". Ihr Ziel: Der Staat soll dafür sorgen, dass auch die Reichen angemessen Steuern bezahlen. Denn der Treibstoff, mit dem das Land läuft, seien nun einmal Steuergelder, sagen sie.

Der Weltspiegel Podcast beschäftigt sich auch mit diesem Thema: "Tax the Rich – Steuern rauf für Superreiche!" in der ARD Audiothek und überall da, wo es Podcasts gibt.

Ein Multimillionär will mehr Steuern zahlen

Noch vor Sonnenaufgang macht Stephen Prince seinen täglichen Strandspaziergang – und hegt revolutionäre Gedanken. Prince ist Multimillionär – und für Seinesgleichen Nestbeschmutzer. Er fordert: Besteuert uns Reiche! Es ist der Kampfruf der "Patriotischen Millionäre", einem exklusiven Club mit 220 Mitgliedern. Sie sehen mangelnde Steuergerechtigkeit als Gefahr für Amerika: "Ich hasse es, Steuern zu zahlen. Keiner mag das. Aber ich liebe dieses Land und der Treibstoff, mit dem das Land läuft, sind Steuergelder. Wir reichen Menschen und Großunternehmen kommen damit davon, keine fairen Steuern zu zahlen. Wir müssen mehr zahlen, es kann so nicht weitergehen!"

Millionär Stephen Prince am Telefon in seinem Strand-Penthouse
Millionär Stephen Prince fordert höhere Steuern für Reiche  | Bild: SWR

Umtriebige Ideen vor idyllischer Kulisse. Stephen Prince lassen sie keine Ruhe im Strand-Penthouse. Der 70jährige ist mit einem Unternehmen für Geschenkkarten reich geworden: Sein Besitz wird auf 40 Millionen Dollar geschätzt. Menschen wie ihm, dem oberen ein Prozent, gehören mehr als 30 Prozent des Vermögens in Amerika. Eine gutbezahlte Lobby sorgt für immer weitere Steuergeschenke: "Unser Steuersystem ist Betrug, einfach voller Schlupflöcher. Wir Reichen profitieren davon: Wir heuern sehr teure Anwälte und Steuerberater an, wir beschäftigen die größten Banken der Welt, damit sie unser Einkommen verstecken und uns vor Besteuerung schützen."

Patriot oder Verräter?

Stephen Prince ist nicht bereit, jeden Luxus aufzugeben: Seinen Privatjet zum Beispiel, mit dem er mal zum Golfen auf die Bermudas fliegt und mal zur Fasanenjagd nach Nebraska. Wenn er ein gerechteres Steuersystem fordert, will er weniger Gutmensch sein als Patriot. Sein reiches Umfeld dagegen sieht ihn als Verräter: "Sie nennen mich einen Verräter meiner Klasse! Ich finde, sie begehen Verrat an der Nation, weil sie sich nur um ihren eigenen Wohlstand, ihr Wohlbefinden kümmern. Wir können weiterhin unsere Flugzeuge haben, in unseren Yachten um die Welt segeln und dabei mehr Steuern bezahlen, aber sie wollen das einfach nicht verstehen."

Bauunternehmer Monte Gingery
Bauunternehmer Monte Gingery will lieber Geld Spenden, als mehr Steuern zu bezahlen  | Bild: SWR

Tatsächlich: Unter Amerikas Wohlhabenden sind die patriotischen Millionäre bislang eine Minderheit – auch in Potomac vor den Toren von Washington DC. Hier ist die Dichte der Superreichen besonders hoch. Abgeschirmte Villen für die, die bei Trumps letzter Steuerreform wieder besonders begünstigt wurden. Im örtlichen Country Club kostet allein die Aufnahmegebühr 120.000 Dollar. Auch Bauunternehmer Monte Gingery gehört zu den Clubmitgliedern. Genau wie Stephen Prince schätzt er Fasanen-Jagd, Reisen, schnelle Autos… Da hört es auf mit den Gemeinsamkeiten: Gingery hält nichts von höheren Abgaben – und denen, die sie fordern: "Wenn es diese Leute so sehr stört, zu wenig Steuern zu zahlen, können sie ja bei ihrem Scheck an die Steuersumme ein paar Nullen dranhängen. Aber das machen die garantiert nicht. Sie schwingen zwar große Reden, haben in Wahrheit aber ihr Geld in der Schweiz oder auf irgendwelchen steuerfreien Inseln."

Spenden und Stiftungen statt höherer Steuern?

Statt steuerfinanzierter Wohlfahrt hält er es für effektiver, wenn Reiche als Wohltäter agieren – mit Spenden und Stiftungen die Kontrolle über ihr Geld behalten. Bidens Pläne zu mehr Sozialstaat – Gingery nennt sie eine sozialistische Wunschliste. Die Regierung setze auf die falschen Rezepte: "Die verschwenden doch 30 bis 40 Prozent der Steuergelder durch Misswirtschaft und Bürokratie, daran müssen die mal arbeiten. Ein Job ist zehnmal effektiver als staatliche Sozialprogramme, denn dafür wird ein Gehalt gezahlt, der schafft einen neuen Steuerzahler, der konsumieren kann – vorausgesetzt, seine Steuern sind niedrig genug."

Außenansicht Villa
In den letzten Jahren wurden Reiche bei der Steuer begünstigt  | Bild: SWR

Zurück in Georgia: Multimillionär Prince inspiziert mit Tochter Courtney das neueste gemeinsame Immobilienprojekt. Sie ist Erbin – und unterstützt ihren Vater in seinen Ansichten. Er wiederum setzt auf ihre Generation: "Ich hoffe, dass sie unser selbstangerichtetes Chaos, diese jahrzehntelange Unter-Besteuerung umdrehen und wieder reparieren können. Meine Generation hat nicht den Willen dazu, wir sind zu gierig und zu selbstsüchtig." Tochter Courtney wäre gerne optimistischer, hat aber Bedenken: "In den 70ern wollte deine Generation doch auch Liebe, Friede und das Richtige tun, hat quer über den Planeten Händchen gehalten. Und als sie älter wurden und Geld gemacht haben, hieß es nur noch 'ich – ich – ich'. Ich befürchte, wenn meine Generation älter wird, machen wir das Gleiche."  Auch für ihre Generation gilt: Kein Mangel an großen Aufgaben, Gerangel um Finanzierung und Konzepte. Es bleibt ein langer Weg zu mehr Steuergerechtigkeit.

Autorin: Verena Bünten, ARD-Studio Washington

Stand: 17.10.2021 21:18 Uhr

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