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USA: Trump – eine Woche Präsident

Donald Trump ist zurück im Zentrum der Macht in den USA. "Please welcome the 47th President of the United States – President Donald J. Trump." Filzstifte als Souvenir für seine Anhänger. Mit ihnen hat er gerade Politik gemacht und Dekrete, so genannte Executive Orders, unterschrieben. Erste Amtshandlung: Mit einer Unterschrift hebt er 78 Verordnungen seines Vorgängers auf – auch um Bidens klimafreundliche Politik rückgängig zu machen.

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USA: Eine Woche im Amt: Präsident Donald Trump.
USA: Eine Woche im Amt: Präsident Donald Trump. | Bild: WDR

Im Weißen Haus geht es weiter. "First we have Alaska, Sir." Per Dekret erlaubt Trump, in Alaska auch in einem Naturschutzgebiet Öl zu fördern. "Jetzt werden wir bohren, alles tun, was wir immer wollten, um für euch die Preise zu senken", sagt Trump. Weit draußen, ganz im Norden Alaskas fördern sie das "flüssige Gold" – so nennt Trump das Öl. In der zweitgrößten Stadt Fairbanks verkauft Jose Luis Martinez seit über 50 Jahren Mäntel, Hüte und handgemachte Stiefel. Er ist kein Trump-Fan. "Er bringt den Reichen Geld. Nicht den Armen", findet er. Aber er findet richtig, dass Trump auch im Naturschutzgebiet Öl- und Gasförderung erlauben will: "Das bringt viele Arbeitsplätze. Es ist ein großes Stück Land, auf dem nicht gebohrt werden kann. Das schadet Alaska."

Unter Ex-Präsident Biden ist die Ölförderung in den gesamten USA gestiegen – auf ein Rekordhoch. Trotzdem glauben einige schon länger fest daran, dass Trumps Öl-Versprechen das Leben in den USA billiger machen wird. "Wir haben es, das Öl. Warum kaufen wir es teuer ein, wenn wir es doch haben? Solange man der Umwelt nicht schadet", sagt George. Genau das besorgt manche hier. "Klima- und Umweltfragen. Tja. Es geht ihm mehr um Geld als um die Auswirkungen seines Handelns auf künftige Generationen", findet Nicole Simes.

Trump will die US-Wirtschaft auch durch Zölle ankurbeln: 25 Prozent auf Produkte aus Kanada und Mexiko, 10 Prozent auf Produkte aus China – bisher sind es nur Ankündigungen und Warnungen. "Produzieren Sie in Amerika. Wir bieten mit die niedrigsten Steuern weltweit. Aber wenn Sie Ihr Produkt nicht hier herstellen, was Ihr gutes Recht ist, dann müssen Sie eben Zoll zahlen", sagt Trump.

West Virginia im Osten der Vereinigten Staaten. Der Bundesstaat ist einer der ärmsten in den USA. Das Leben hier kann hart sein – trotz Job. James Morris kommt gerade von der Arbeit in einem Sägewerk: "Manche Leute müssen bei Familienmitgliedern wohnen, um über die Runden zu kommen. Das ist ok. Aber gleichzeitig will man doch was eigenes. So ging es mir auch, bevor ich hinkam, wo ich heute bin. Ich hatte Glück. Mich hat ein Familienmitglied zu Hause aufgenommen." Dass mehr Zölle der amerikanischen Wirtschaft schaden könnten, beschäftigt Pamela Miller. Trotzdem setzt sie auf Trump. "Ich hoffe, dass Donald Trump unsere Situation in Zukunft verbessert. Ich weiß, dass viele Menschen zu kämpfen haben, vor allem mit den Lebensmittelpreisen", sagt sie. Andere hat Trumps erste Woche als Präsident verunsichert. "Er sagt, dass er Lebensmittel quasi sofort billiger machen kann – darüber hat er doch gar keine Kontrolle. Er macht viele falsche Versprechen", findet Rhys Gerholdt.

Zwischen Angst und Protest

An der Grenze hat Trump den Nationalen Notstand erklärt. Laut Verteidigungsministerium habe man 1.500 Soldaten losgeschickt. Und auch erste Abschiebeflüge hat es gegeben. Bisher ist die Zahl der Abgeschobenen allerdings nur unwesentlich größer als unter Ex-Präsident Biden. "Die Abschiebungen laufen sehr gut. Wir holen die schlimmen Kriminellen. Das sind Mörder, böse Menschen. Die werden zuerst rausgebracht", sagt Trump. Auch wenn es in Chicago bisher – anders als angekündigt – keine Massenabschiebungen gegeben hat, wollen Demonstrierende ein Zeichen setzen: Migranten sind willkommen. "Immigrants are welcome here."

Ein Zeichen auch für Damariz und ihren Mann Maethee. Der Sohn ist Amerikaner. Sie selbst kamen als Dreijährige und lebten ohne Papiere in den USA. Mittlerweile sind sie durch das so genannte DACA-Programm vorläufig geschützt und dürfen in den USA arbeiten. Alleine bleiben sie selten. "Damit wir zusammen sind, wenn etwas passiert", sagt Damariz. Getrennt abgeschoben zu werden ist für sie die schlimmste Vorstellung. Nach draußen gehen nur noch, um den Kleinen an die frische Luft zu bringen und: "Meistens gehen wir nur für das Nötigste raus. Einkaufen, arbeiten. Wenn wir wollen, dass er mal was anderes sieht, gehen wir ins Einkaufszentrum. Da fühlen wir uns sicherer, weil dort viele Menschen sind. Ansonsten gehen wir nicht mehr aus. Fast wie während Covid."

Eine Hoffnung haben sie: Donald Trump wird nicht all seine Dekrete in die Tat umsetzen können. Menschenrechtsgruppen in Chicago haben zum Beispiel schon Klage gegen die Abschiebepläne eingereicht.

Autoren: Sarah Schmidt / Philipp Wundersee / ARD Washington

Stand: 26.01.2025 20:18 Uhr

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