So., 02.06.13 | 19:20 Uhr
Das Erste
USA - Gutmenschen oder gute Rechner
Wachsende Wirtschaft durchs Teilen
San Francisco. Die Stadt, in der Träume zu Trends gedeihen. Wir sind im Mekka des Sharings, des Teilens. In Deutschland noch Spielerei, hier ein Milliarden-Geschäft.
Phil Zakhour lebt von der Sharing Economy, seitdem er seinen Job verloren hat. Sein Auto, sein Haus – alles, was früher für den amerikanischen Traum stand, teilt er mit wildfremden Menschen.
Seine Kunden finden ihn per App – ein Klick auf Sidecar, und sein Auto wird zum Taxi, das günstiger fährt als die Klassiker.
OT Phil Zakhour
Vom Software-Ingenieur zum Taxifahrer – Phil liebt die große Freiheit.
Marissa hat’s eilig – ein geschäftlicher Termin. Ob’s ihr nicht mulmig zumute ist, in das Auto eines wildfremden Menschen einzusteigen, frage ich sie.
Marissa Seridakis
Elf Dollar, per Klick von ihrer Kreditkarte abgebucht. Phil bekommt fünf Sterne – Bestnote.
Phil
Rosinen-Picken nennen das die Profis, die Tag und Nacht im Einsatz sind. Bis zu 40 Prozent weniger verdienen sie, seitdem es die Taxi-Apps gibt. Einige Städte haben die Apps verboten, zu unklar, wer bei einem Unfall haftet.
Privat oder professionell, die Sharing Economy kennt diese Grenzen nicht. Das gilt auch für Airbnb, der Zimmervermittlung, mit der in San Francisco das große Teilen angefangen hat.
Früher war das einmal das Zimmer seiner Tochter. Jetzt schlafen hier Touristen aus der ganzen Welt. Aber möglicherweise nicht ganz legal – in New York müssen Gastgeber wie Phil jetzt erstmals Geldstrafen zahlen.
Phil
In San Francisco wird die Sharing Economy als große Geld- und Jobmaschine gefeiert – die Stadt gilt als Zentrum der Kreativen und drückt bisher ein Auge zu, wenn’s um Regeln geht, erzählen mir zwei, die seit Jahren Airbnb nutzen. Und nicht nur gute Erfahrungen gemacht haben.
Mike North
Steven Jones glaubt nicht mehr an die heile Welt des Teilens, und nicht erst, seitdem Airbnb Mike mit seinem Problem alleingelassen hat. Die Zimmer, die Mikes Hausgemeinschaft auch weiter vermietet, seien durchaus vergleichbar mit Hotelzimmern. Nur dass Airbnb nicht die 14,5 Prozent Hotelsteuern zahlen wolle, so wie es die Stadt mittlerweile fordert.
Steven Jones
Ein Unternehmen, das 150 Millionen Dollar im Jahr umsetzt, Steuerhinterzieher?
Jung, cool, kreativ - Airbnb, eine Erfolgsgeschichte, die mit einer Luftmatraze in Nathans Wohngemeinschaft begann.
300.000 Angebote, 10 Millionen Übernachtungen weltweit –Doch was ist mit den 2 Millionen Dollar Hotel-Steuern, die Airbnb offenbar der Stadt San Francisco schuldet, will ich von dem Mitgründer wissen.
Nathan Blecharcyk
Die Gesetze hinken hinterher, wenn’s um innovative Ideen geht, wie Sidecar oder Airbnb, sagt auch Phil.
Phil
Auf nach Hause – die Hausgäste kommen zum Dinner.
Ein Prosit auf die Sharing Economy – Das neue Teilen sichert Phil nicht nur sein Einkommen. Es hat ihm jede Menge neuer Freunde beschert.
Autorin: Marion Schmickler, ARD Studio Washington
Stand: 15.04.2014 11:16 Uhr
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