So., 18.01.15 | 19:20 Uhr
Das Erste
Frankreich: Die Heldin von Calais
Madame Lips wird schon erwartet. (...)Vor ihrer Garage stehen Menschen, denen sie helfen will. Die Flüchtlinge, die zu ihr kommen sind ohne feste Bleibe, sie haben keinen Strom! Brigitte nimmt ihre Handies entgegen, will sie aufladen. Jedes Gerät bekommt einen Zettel. Dreimal am Tag macht sie das. Denn nur mit einem vollen Akku können sie mit ihren Familien telefonieren.
Brigitte:
Brigitte:
Brigittes Haus – innendrin ist es eine einzige Ladestation: Madame Lips – die Cheflogistikerin. (...) 63 Handies kann sie zu Hause gleichzeitig laden.
Brigitte:
Und immer wieder klingeln Flüchtlinge an ihrer Tür.(„Yes, yes, I come“)Brigitte ist gläubige Katholikin. Aber so viel gelebte Nächstenliebe passt nicht allen: Die Nachbarn fühlen sich belästigt. Die Polizei fährt regelmäßig Streife. Brigitte ist eine einsame Heldin:
Brigitte:
Brigitte kann einfach nicht wegschauen, denn direkt hinter ihrem Haus beginnt der Dschungel. So nennen sie in Calais die wilden Flüchtlingscamps. Kein fliessendes Wasser gibt es hier, keine Toiletten und eben keinen Strom. Monate harren die illegalen Flüchtlinge im Dreck aus, bevor sie es vielleicht auf die Fähre nach England schaffen. („Sit down, Mummy“). „Mama“ oder „Omi“ nennen sie sie hier. („Bonjour, ca va bien?“)
„Mama, komm essen, bitte, trink Tee“. Seine Frau ist schwanger – sie erwarten ihren ersten Sohn. Ein glücklicher Moment in unglücklicher Umgebung.
„Mama, komm setz Dich, bitte“ „nur zwei Minuten“. Brigitte hat viele schwarze Söhne hier. Die Nächte sind so kalt, sagen der 19jährige aus Eritrea. Gemeinsam mit zwei anderen will er es nach England schaffen – mit Brigittes Segen:
Eriträer mit Brigitte:
Das Feuer lassen sie brennen – als ob sie ahnen, dass es wieder nicht klappen wird, dass sie am Abend wieder hier sitzen werden - und frieren. Viele Einwohner von Calais wollen dieses Elend nicht sehen. Wenn Brigitte mal in der kleinen Bar vorbeischaut, erlebt sie immer wieder Angst und Mißtrauen gegenüber den Flüchtlingen.
Patron:
Aber auf ihren Ehemann Pierre kann Brigitte zählen: Gemeinsam schauen sie auf die Stromrechnung des letzten Jahres. (...) Große Überraschung: Der Verbrauch hat sogar leicht abgenommen. Paradoxerweise helfen ausgerechnet die Flüchtlinge und ihre Handies beim Stromsparen:
Brigitte:
Am nächsten Morgen geht es weiter:
Brigitte:
Schon um sieben Uhr warten die nächsten Flüchtlinge. (...)
Brigitte:
Unermüdlich lädt Brigitte Handys auf – und irgendwie auch die Menschen.
Autorinnen: Verena Bünten/Ellis Fröder/ARD Studio Paris
Stand: 26.02.2015 16:14 Uhr
Kommentare