So., 18.01.15 | 19:20 Uhr
Das Erste
Philippinen: Die Goldschlamm-Taucher
Arbeiten auf dem Reisfeld – das klingt weder gefährlich noch besonders verwegen. Nur was diese Männer sich trauen, dafür braucht es verdammt viel Mut. Florante Jamito und seine Kollegen sind Taucher. Taucher auf einem Reisfeld. Tief in der Erde suchen sie nach einem funkelnden Schatz. Nach Gold.
Florante Jamito, Goldtaucher:
Die Filipinos, sind schon immer einfallsreich gewesen, wagemutig und ein bisschen lebensmüde. Neun Meter tief haben sich die Männer ins Reisfeld vorgeackert.
Einer muss nun in den Stollen hinab: Florante Jamito.
Der junge Mann hat sich einen Atem-Schlauch über die Schulter gelegt und zwischen die Zähne geklemmt. An diesem dünnen Schlauch hängt jetzt sein Leben. Jeden Tag aufs Neue, ein kleines Abenteuer: Dabei ist Florante ein ausgesprochen bodenständiger Mensch.
Ein Familienvater.
Die Jamitos leben bescheiden. In einer Bambushütte. Aber sie alle, Mann, Frau und die fünf Kinder, teilen einen großen Traum.
Den Traum vom funkelnden Gold, das alles im Leben wird einfacher machen.
Florante Jamito, Goldtaucher:
Aragon ist der älteste Sohn der Familie. Neun Jahre alt.
Manchmal hilft er seinem Vater bei der lebensgefährlichen Arbeit.
Aragon Jamito, Sohn:
Camarines Norte. Ein Landstrich an der Ostküste der Philippinen. Verarmt und vergessen. Trotz der Schätze, die in der Erde schlummern.
Überall in der Gegend haben sich die Goldsucher tief in die Erde gegraben. In den Palmenhainen und eben mitten auf den Reisfeldern.
Der Job ist illegal. Aber all das hält die Goldtaucher nicht auf.
Florante Jamito, Goldtaucher:
Und schon taucht Florante wieder hinab. Mit seinem Spaten und seinem Leinensack.
Hunderte Kilo Schlamm haben sie allein aus diesem Loch geholt.
Nuggets, richtige Klumpen aus Gold, die hat hier noch niemand ans Tageslicht befördert. Allenfalls goldene Sedimente. Die sich in all dem Matsch und Moder verstecken.
Die Männer kneten die Erde. Mit Füssen und Händen.
Immer kleiner, immer feiner.
Gleich, so hoffen sie, werden die ersten goldenen Körnchen in der Sonne blitzen.
Helfer:
Bis zu sechs Stunden am Stück bleiben die Männer manchmal unter Wasser.
Und dann - ein helles Zischen kündigt ihn an - kommt Florante, der Mann aus der Tiefe: Erschöpft und wie benommen.
Das Tauchen nach Gold ist Schwerstarbeit.
Immer wieder bricht ein Stollen ein und begräbt die Taucher unter sich.
Manche atmen versehentlich Öldämpfe ein. Sie verlieren das Bewusstsein und ertrinken.
Florante Jamito, Goldtaucher:
Selbst in der tropischen Hitze wird den Tauchern schnell kalt.
Trotzdem lässt sich Florante heute noch ein paar Mal in die Tiefe gleiten.
Auch Sohn Aragon ist jetzt aufs Feld gekommen. Gleich von der Schule.
Und hilft den Männern und Frauen, das Gold zu waschen.
Aragon Jamito:
Ein Hauch von Gold: Acht Familien müssen davon heute überleben. Vielleicht zwei Euro bekommt jeder der mitgeholfen hat.
Einmal ein richtig großes Stück Gold finden! Dieser Traum vom Reichsein. Bei einigen hat er sich erfüllt:
Zwischen den wackeligen Bambushütten im Dorf stehen auch feste, schöne Steinhäuser.
Das befeuert die Phantasie der Schürfer.
Am Ende des Tages kommt der gefährlichste Teil der Arbeit. Aber die Goldtaucher würden das nie so sagen:
In der Hand von Aragon rollt eine kleine silbrige Kugel:
Mit dem Quecksilber schmelzen sie das Gold im Brennofen zu einem kleinen Klumpen.
Die Dämpfe sind hochgefährlich. Sie schädigen die Nerven und das Gehirn. Das Quecksilber vergiftet die Menschen.
Aragon Jamito:
Ein kleines Haus und ein paar Hühner. Ein bescheidener Wunsch. Morgen wird Aragon dafür wieder früh aufstehen.
Erst in die Schule. Nachmittags zum Goldwaschen.
Seinem Vater helfen, der noch so häufig abtauchen wird in das Wasserloch im Reisfeld – ins Schlammbad der unerfüllten Träume.
Autor: Philipp Abresch/ARD Studio Singapur
Stand: 19.01.2015 08:56 Uhr
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