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Mongolei: Die Kamele sind los

Mongolei: Die Kamele sind los | Bild: ARD

Man kann Tage unterwegs sein in der Mongolei, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
Und dann findet man sich plötzlich mitten in einem Schönheitswettbewerb für Kamele. Paarlaufen vor der Richtertribüne.
Woran man ein schönes Kamel erkennt?

»Das ist wie bei einem Mann. Es muss groß sein und stattlich. Die Höcker müssen stramm nach oben stehen. Und es braucht eine gute Farbe. Wie ein Mensch.«

Bodio hat das hier alles organisiert. Jeder kennt ihn – weil er es in der Hauptstadt zu was gebracht hat, weil er den besten Preis fürs Kamelhaar zahlt.
Und: weil er die Mongolen wieder lehrt, ihre Kamele zu lieben.
Und nicht nur ihre Autos.
Auch das ist die Mongolei: Ulan Bator, Hauptstadt, moderne Millionenstadt. Fast die Hälfte aller Mongolen lebt bereits hier.
Bodio ist mit Wolle reich geworden. Seine kleine Wollmoden-Fabrik verkauft in die ganze Welt, vor allem nach Russland. Seine Designerinnen entwerfen passend für jeden Geschmack.

»Die Russen wollen warme Sachen, für Sibirien und so, da ist es doch kalt. Für den europäischen Markt muss es dünner sein, und mehr für Jüngere, die möchten ein bisschen mehr Stil. 53 Die Amerikaner, vor allem die Älteren, die wollen es na ja, baggy, möglichst gross.«

Endlose Steppe - die Mongolei hat nicht mal so viele Einwohner wie Berlin.
Endlose Steppe - die Mongolei hat nicht mal so viele Einwohner wie Berlin.

Elegante Kleidung - aus mongolischem Kaschmir, und aus Wolle vom Yak-Rind. Früher wollte kaum jemand Yak tragen, sagt Bodio.
Aber Yakwolle ist das wärmste was es gibt, unsere Yaks halten doch den stärksten Frost aus.
Gerne würde er auch mehr Kamelhaarsachen produzieren. Aber weil Kamelhaar den Züchtern viel weniger Geld bringt als Yak oder Kaschmir, gibt es immer weniger davon. Deshalb hat Bodio sich das Kamelfestival ausgedacht.
Das Festival findet jedes Jahr im Norden der Wüste Gobi statt – Bodios Heimat.
Es beginnt mit dem, was man hier „langes Lied“ nennt. Dieses hier ist ein Lobgesang auf das Kamel.
Züchter aus dem ganzen Umland sind hier, mit ihren stolzesten Tieren. Nicht nur das schönste Kamelpaar bekommt einen Preis, sondern auch: die schicksten Kamelbesitzer. Die Leute sollen nicht nur ihre Kamele schätzen, sondern auch ihre Tradition, findet Bodio.
Bewertet wird alles – die Tracht, das Zaumzeug, und natürlich die Schönheit des Kamels.

»Zwölf und zehn Jahre sind meine beiden alt. Sie haben schon drei Preise geholt für mich!
Und wie heißen sie?
Großer Brauner und kleiner Brauner.«

Das Kamelfestival in der Wüste Gobi.
Das Kamelfestival in der Wüste Gobi.

Nebenan gibt es wieder eine Lobpreisung, für den besten Zuchthengst. Es ist immer derselbe, Jahr für Jahr hat ER die meisten Nachkommen. Und schon wieder einen neuen Orden an die Brust geheftet.
Sein Züchter schickt gleich die ganze Nachbarschaft, um den Preis abzuholen. Der ist übrigens ein Motorrad – Kamele hat jetzt ja wieder jeder.
Das ist das zwölfte Festival, und jedes Jahr gibt es mehr Züchter, sagt Bodio.

»Die Leute sind glücklich mit ihren Kamelen, und sie sind viel netter zu ihnen. Sie mögen sie, das merkt man.«

Sie mögen schnelle Kamele. Start frei zum Großen Preis der Gobi.
Dreizehn Kilometer quer durch die Wüste.
Ein Motorrad mag ja schneller sein – aber es ist längst nicht so elegant.

Autorin: Ina Ruck

Stand: 22.03.2015 20:35 Uhr

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