So., 22.03.15 | 19:20 Uhr
Das Erste
Afghanistan: Mutige Frauenrechtlerin
Ganz schön mutig. Aber Sahar lässt sich nichts gefallen.
Warum, das zeigt sie uns. Dreht heimlich, was sie täglich erlebt.
Wenn sie nur auf ein Taxi wartet.
Komm steig ein, rufen die Männer. Willst du Spaß haben?
Sahar, Afghanin:
Sahar ist 19. Kabul ihre Stadt. Afghanistan ihr Land, das sie ändern will. Sie hat das Zeug, eine Revolution anzuzetteln.
Sahar, Afghanin:
Sahar arbeitet als Journalistin. Was sie tut ist gefährlich. In Afghanistan. Sie mag ihr Kopftuch nicht gern tragen. Will sich nicht zwingen lassen, zu Hause zu sitzen. Studiert, verdient Geld. Meistens fährt Sahar Taxi. Sie kann es sich leisten. Sicher ist auch das nicht. Wohl fühlt sie sich nie.
Sahar, Afghanin:
Dass eine afghanische Frau so offen spricht, passiert kaum. Millionen andere schweigen. Sahar besucht viele von ihnen und erzählt die unerzählten Geschichten.
Uns nimmt sie mit: Zu einer Frau, die ein ganz anderes Leben führt als sie selbst. Ohne Sahar würde sie niemals mit uns sprechen.
Es muss schnell gehen. Der Ehemann weiß nicht, dass wir hier sind. Wenn er von der Arbeit kommt, müssen wir verschwunden sein. Anisa wurde als Kind verheiratet. Zur Schule durfte sie nicht. Sie kann nicht lesen und schreiben. Ist verurteilt zu Hause zu sitzen. Vom eigenen Ehemann.
Anisa, Afghanin:
Anisa hat zwei Töchter. Sie ist so verzweifelt, dass sie alles auch vor den Kindern erzählt. Ihre Mutter hat es geschafft, dass sie zur Schule gehen. Auch wenn sie dafür immer wieder verprügelt wurde. Ihre größte Sorge ist trotzdem:
Irgendwann könnte den Töchtern das gleiche Schicksal drohen.
Anisa, Afghanin:
Sahar hat es geschafft. Ihre Eltern geben ihr die Freiheit. Sind sogar stolz. Stolz, dass die Töchter heute das Geld verdienen. Die Familie folgte immer den Traditionen. War nie besonders modern. Es waren die Kinder, die alles umgeworfen haben.
Sayeed Mir Agha Hosaini, Vater:
Vier Töchter haben sie. Einen Sohn. Keines der Kinder ist verheiratet.
Nafesa, Mutter:
Doch diese Familie steht nicht für alle. Denn Afghanistan ist ein Land, wo die Männer bestimmen. Ungerecht ist es schon ganz früh. Jungs. Spielen, toben, dürfen wild sein. Mädchen stehen an der Seite.
Sahar schreibt auch Gedichte. Die Revolution ist mühsam. Manchmal zum Verzweifeln. Ihren Freundinnen geht es ähnlich. Einmal pro Woche treffen sie sich. Und wenn sie sich die Gedichte vorlesen, geht es ihnen schon besser.
Sahar, Afghanin:
Sie trauen sich. Sie sagen, was sie denken. Sie schreiben Gedichte. Nicht mehr. Aber selbst das geht nur, weil das Restaurant von Mauern und Stacheldraht geschützt ist.
Sahar, Afghanin:
Die Revolution beginnt auf der Straße. Auch auf dem Fahrrad. Die meisten sagen, das gehört sich nicht für eine Frau. Aber Sahar ist das egal. Sie fährt einfach weiter, bis sich alle an sie gewöhnt haben.
Sahar, Afghanin:
Die Jungs finden es sogar ganz cool, mit einem Mädchen unterwegs zu sein. Diese kleinen Männer denken anders als ihre Väter. Da hat Sahar schon viel erreicht.
ARD Studio Neu Delhi/Autor: Gábor Halász
Stand: 23.03.2015 11:35 Uhr
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