So., 22.06.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Schnappschuss Schweiz: Wozu braucht man Schmutzstreifen?
Die Schweiz wie aus dem Bilderbuch. Appenzeller Berglandschaft mit Kühen und saftigen Wiesen. Mittendrin: Daniel Fäh mit seinem Benzinrasenmäher. Es kommt auf jeden Halm an. Nicht etwa des schmucken Vorgartens wegen. Das Gras hat eine ganz besondere Bestimmung.
Erst einmal muss das Gras klein gehäckselt, dann zu einer flüssigen Pampe gepresst werden. Eine mühsame, stundenlange Prozedur in einem Spezialinstitut.
Das Flüssig-Gras wird hier dann zum Endprodukt verarbeitet. Beim weltgrößten Schmutzstreifenproduzenten in St. Gallen.
Fäh ist der stolze Inhaber des 25-Mann-Betriebs. Einst wissenschaftlicher Angestellter bei einer eidgenössischen Behörde. Jetzt millionenschwerer Unternehmer mit 1.700 Kunden weltweit. Und doch wird er für seinen Job als professioneller Verschmutzer gerne mal belächelt.
Allerdings! Aus porentief-rein giftgrün zu machen, erfordert einiges an High-Tech und Präzision. Schmutz made in Switzerland. Das verpflichtet natürlich.
Als Schmutzfleck besonders populär: Rotwein. Fäh lässt jährlich 4.000 Liter Alicante aus Spanien ankarren, echter Qualitätswein. Für Schokoladenflecken muss es Kakao vom Schweizer Schokihersteller sein. Und für Fettflecken die Haut eidgenössischer Rinder. So entsteht am Ende ein grellbunter Mix von Flüssigkeiten, die auf Klamotten ein Alptraum sind. Die sorgfältig eingeschmutzten Stoffbahnen werden dann noch zurechtgeschnitten und zusammengenäht. Und ab in die Waschmaschine, aufgefüllt mit Geschirr- und Handtüchern, Kopfkissenbezügen und Unterhosen. Der durch genormte Waschgang: ein ultimativer Test darauf, was Waschmaschine und Waschmittel taugen. Für Fähs Kunden, Henkel, Miele & Co. geht es da um etliche Millionen.
Schmutzwein zur Probe. Der Beweis, es ist kein Fusel. Schade eigentlich um Tausende von Liter.
Autor: Daniel Hechler/ARD Genf
Stand: 05.01.2015 09:29 Uhr
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