So., 09.03.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Russenland
Es ist etwas ganz anderes, als der kalte russische Winter.
Hier, wo man Anfang März schon im T-Shirt joggt - und jederzeit das Leben genießt.
Ich bin unterwegs an der Cote´d Azur, einem der schönsten Flecken Europas.
Und: einer Gegend, die fest in russicher Hand ist.
Mit der größten orthodoxen Kirche außerhalb Russlands - und unendlichen Möglichkeiten, den Rubel rollen zu lassen.
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Doch ziehen nun selbst hier düsterere Zeiten auf? Wegen des Konflikts in der Ukraine?
Samstag morgen, kurz vor zehn am Bahnhof von Nizza - der Zug fährt ein - der aus Moskau. So eng sind die Russen mit der Cote d´Azur verwoben, dass es selbst sowas gibt. Der drohende Krieg, der Streit zwischen Europa und Russland, mögliche Sanktionen, das ist auch hier Thema.
Mann:
Draußen, auf der berühmten Promenade des Anglais treffe ich zwei Russinnen, die das deutlich entspannter sehen: Ljuba lebt seit Jahren in Frankreich, ihre Freundin Larissa ist regelmäßig zu Besuch. Ihnen, den Russen wegen der Krim-Krise das Reisen zu erschweren, das traue sich Europa niemals.
Frau:
Aber das war auch schon nach dem Georgien-Krieg so, sagen sie - jetzt sei Gras drüber gewachsen.
Frau:
Tja, woher soll es kommen - das Geld? Ich weiß: Die bislang verhängten Sanktionen: Kontosperren, Einreiseverbote treffen nur einen sehr, sehr kleinen Teil der russischen Elite. Aber mit wem ich auch spreche - ob Russen oder Franzosen - hier in Südfrankreich sorgt man sich, dass der Kreis größer wird - wenn der Konflikt weiter eskaliert.
Christophe Anverso und Kristina Jukanova verkaufen Häuser an der Cote d´Azur, obwohl: Anwesen trifft es wohl besser - für viele Millionen Euro.
Christope Anverso:
Nizza, Cannes, Menton - 40 Prozent ihrer Kunden sind Russen. Eine politische Krise, erzählen sie mir, können sie nicht gebrauchen.
Christope Anverso:
Aber: Von den beiden lerne ich auch, dass auch die Russen etwas zu verlieren haben. Essen, Shoppen, Kultur: Für sie gehörten Reisen in den westen, Kurztrips nach Europa zum Lifestyle - unbedingt.
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Kristina Jukanova:
Ist das vielleicht die einzige wirkliche Waffe, die Europa hat ? Das wir etwas schicker sind? Wie kann Europa reagieren auf die Krim-Krise? Oder sind wir wirklich viel zu abhängig von Russlands Geld?
Sie hier haben dazu eine klare Meinung: Pawel, Alexander und ihre Freunde zeigen mitten in Nizza buchstäblich Flagge - für ihre Heimat Ukraine. Ich merke, wie sehr sie auf die EU bauen - und sich wie entrüstet, dass sie bislang so zögerlich ist: Sanktionen gegen 15 Leute, dass reiche nicht.
Mann:
Mann:
Eine Forderung, die mir einleuchtet. Doch ich verstehe auch die Sorgen der Franzosen an der Cote d´Azur. Europa kann wirtschaftlich Russland bestrafen - aber das wird einen Preis haben. Auch - und vielleicht mehr als anderswo: hier.
Autor: Markus Preiß
ARD Studio PARIS
Stand: 15.04.2014 10:44 Uhr
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