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Ignorant und Arrogant

Der unglückliche Umgang der USA mit Russland

Umgang der USA mit Russland | Bild: Das Erste

Ein ukrainisches Fähnchen vor der russischen Botschaft – ein ohnmächtiger Protest. Und dennoch zieht es Olha jeden Tag hier her, um ihrer Empörung Luft zu machen.

Seit 11 Jahren lebt die Mutter zweier Kinder in Washington. Erleichtert darüber, dass ihre Familie nun amerikanische Staatsbürger sind.  "Wir wären sonst auch auf dem Maidan gewesen ", erzählt sie uns.

Freunde von ihr sind unter den erschossenen Demonstranten. Sofort war Olha nach Kiew geflogen, im Gepäck ihre Kamera. "Ihr" Film über die Wahrheit, als Mahnung und Erinnerung.

Olha Onyshko:

»"Ich schaffe es kaum, das anzuschauen. Man muss das festhalten, aber aber es zerreist das Herz"«

Russland werde sich nicht nur mit der Krim begnügen, fürchtet Olha.

Olha Onyshko:

»Putin wird da nicht aufhören. Niemand kann ihn stoppen. Sein großes Ziel ist, die Macht der Sowjetunion wieder herzustellen. Wieder so stark zu werden, wie zur Zeit des kalten Kriegs«

Die Wurzeln für den Konflikt heute liegen weit zurück, davon ist Olha überzeugt.

Als die russischen Truppen Ostdeutschland verlassen, ist die alte Macht längst im Niedergang. Es beginnt eine Zeit, die Russland bis heute als Demütigung empfindet.

Im Gegenzug zur deutschen Einheit verspricht der Westen , die NATO nicht weiter nach Osten vorrücken zu lassen. In Washington macht der damalige Außenminister weitreichende Zusagen:

Genscher mit Außenminister Baker in Washington:

»Wir waren uns einig, dass nicht die Absicht besteht das Nato Verteidigungsgebiet auszudehnen nach Osten. Das gilt nicht nur für die DDR sondern ganz generell«

Ein Versprechen von kurzer Lebensdauer. Die ersten Osteuropäischen Länder werden in die Nato aufgenommen. Außenministerin Albreight strahlt, als sie ihre Kollegen aus Polen, Tschechien und Ungarn im Arm hält. Ein bedrohlicher Griff aus Sicht Moskaus. Doch man ist damals zu schwach, um zu reagieren.

Die nächste Erweiterungsrunde. George W Bush, für den Russland zur Achse des Bösen gehört, lädt gleich 7 Länder des ehemaligen Ostblock nach Washington, um sie in der Nato willkommen zu heißen.

Bush:

»Wir begrüssen .und ..  und..und«

Das Gefühl der Umzingelung wächst. Die Nato steht vor der Haustür - und hat bereits neue Länder im Visier.

2008. Vehement fordert Bush auf dem Natogipfel in Bukarest die Aufnahme von Georgien und der Ukraine. Zuvor war er nach Kiew gereist, wo ihn Ministerpräsidentin Julia Timoschenko angeflehte, ohne den Natobeitritt gebe es eine Katastrophe.

Bush:

»Die Marschrichtung meines Landes ist klar: Die Nato muss Georgien und die Ukraine aufnehmen«

Doch im Frühjahr 2008 sind Bushs Tage bereits gezählt, sein Einfluss nimmt ab. Die Natotüren bleiben verschlossen. Doch Russland ist allarmiert.

Fiona Hill, Brookings:

»Putin glaubt, der Westen hat Moskau betrogen. Ausgerechnet in dem Moment, als Russland kooperiert hatte und schwach war. Er empfindet dies als eine tiefe Erniedrigung. Seitdem er an der Macht ist, will er die  wieder rückgängig machen.«

Dann die Kehrtwende. Der neue Mann im Weißen Haus setzt auf Diplomatie, will reden statt drohen. Der Ost-Westkonflikt ist für Obama die Gefahr von gestern.

Demonstrativ drückt seine Außenministerin den "Reset Knopf" für einen Neustart der amerikanisch russischen Beziehungen. Heute vergleicht Hillary Clinton Putin mit Hitler. Ein Versuch, nicht naiv zu wirken.

Denn das werfen viele Obama vor.  Als  Mitt Romney beim Fernsehduell Russland als große Gefahr bezeichnet,  kanzelt ihn Obama kühl ab:

Obama:

Der kalte Krieg ist seit Jahrzehnten vorbei. Mit Verlaub, Herr Gouverneur, Sie verfolgen da die Außenpolitik der 80er Jahre.

Als Zeichen des guten Willens stoppt Obama ein umstrittenes Projekt seines Vorgängers. Ein hochmodernes Raketenabwehrsystem in Polen und Tschechien, nur rund 200 Kilometer vor der russischen Grenze - für Moskau ein rotes Tuch.

Doch es wird nichts mit der Annäherung. Putin wertet Obamas Entgegenkommen als Schwäche. Es herrscht Sprachlosigkeit. Moskau blockiert alle Lösungsversuche, nicht nur in der Syrienfrage. Dass Obama die selbstgesetzte rote Linie nicht einhält, registriert Putin genau.

Fiona Hill, Brookings:

»Putin hält viele Staatchefs für schwach, auch viele Europäer. Aber Obama ist für ihn, wie wir Amerikaner sagen, keine lahme Ente, sondern eine tote.«

Wir treffen noch einmal Olha. Sie ist besorgt über die Eskalation in ihrer alten Heimat. Der Westen, Amerikaner und Europäer, müssen deutlicher werden, findet sie.

»Wir haben es hier mit einer der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu tun.  Und wir sind darauf nicht vorbereitet. Fatalerweise ganz anders als Putin.«

Schon bald will Olha wieder nach Kiew fliegen. Sie hat Spenden organisiert, für ihre Freunde. Dass sie es geschafft hat, mit dem Neuanfang im Westen, macht Olha dankbar und bitter zugleich. Die Menschen in der Ukraine werden darauf noch lange warten müssen.

Autor: Tina Hassel
ARD Studio Washington

Stand: 15.04.2014 10:44 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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