Mo., 20.08.07 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
USA: Das Selbstmord-Rennen - Wo Pferdeknochen brechen
Es ist nicht mehr und nicht weniger als das brutalste und gefährlichste Pferderennen der Welt. Es geht fast senkrecht einen Berg hinunter, durch reißende Flüsse, über Stock und Stein. Für nur 3000 Dollar Siegprämie und natürlich den Ruhm riskieren die Reiter Kopf und Kragen, und meist bleiben ihre Pferde auf der Strecke. Beim „Suicide Race“ in Omak im US-Bundesstaat Washington treten fast ausschließlich Indianer vom Stamm der Colville mit ihren schnellen Quarterhorse-Pferden an, für sie ist das Spektakel Teil ihrer Kultur. Die Tierschützer in den USA bezeichnen das Rennen schlicht als organisierten Pferdemord, ihre Verbotsanträge sind aber bislang allesamt gescheitert. Und so wird es ihn auch dieses Jahr nach dem Rennen wieder geben, den Blick in die brechenden Augen sterbender Pferde.
Autor: Udo Lielischkies / ARD Washington
SÜDAFRIKA: Ganz unten - Das traurige Los der Straßenkinder
Michaels Abschnitt ist im Zentrum von Johannesburg. Hier hilft er Autos einzuparken, verdient so umgerechnet zwei Euro am Tag. Sein Revier teilt er sich mit seinem besten Freund, der heißt auch Michael. Beide sind Straßenkinder, obdachlose Aidswaisen, die niemanden haben, der sich um sie kümmert. Wäre da nicht die Suppenküche der Hilfsorganisation Twilight, wären die beiden Freunde wohl längst verhungert. Bis zu tausend Menschen täglich sterben in Südafrika inzwischen an Aids, viele Kinder werden so tagtäglich zu Waisen und landen auf der Straße. Lange hat der Staat diesem Elend nur zugeschaut, jetzt, mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 vor Augen, soll sich das ändern. Stinkende, bekiffte, sterbende Kinder auf der Straße - das passt nicht zum angestrebten Image.
Autor: Ulli Neuhoff / ARD Johannesburg
ARGENTINIEN: Paco bringt den Tod - Billigkokain für die Jugend
Die Blicke der Jugendlichen sind glasig, leer und entrückt, ihre Haut bekommt Blasen und Flecken, die Lippen platzen auf, sie sehen aus wie lebende Tote. Und die Mütter können oft nur zusehen, wie Paco ihre Kinder umbringt. Paco ist eigentlich die harmlose Abkürzung von Francisco, inzwischen aber auch der berüchtigte Kosename für Pasta Basica de Cocaina. Das Teufelszeug besteht aus dem, was beim Verkochen von Kokapaste mit Chemikalien übrig bleibt, das wird dann gestreckt mit Putzmitteln und gemahlenen Glasscherben. Das Zeug wird in Pfeifen geraucht, zu umgerechnet 25 bis 50 Cent. Das ist billig, deshalb rauchen manche Jugendliche bis zu 30 Pfeifen täglich. Paco nimmt jegliches Hungergefühl, das qualvolle Sterben beginnt. „Paco mata“ steht deshalb schon an vielen Hauswänden, „Paco tötet“.
Autor: Thomas Aders / ARD Rio de Janeiro
ÄGYPTEN: Frauenbeschneidung - Ende eines grausamen Rituals?
Die Schmerzen während der grausamen Genitalverstümmelung waren unerträglich. Deshalb bekam die zwölfjährige Budour Schaker bei der sogenannten Operation in der südägyptischen Provinz Minya Narkosemittel - viel zu hoch dosiert. Das war die Todesursache, wie die Obduktion ergab. Der Fall des Mädchens sorgt immer noch für landesweite Diskussionen. Obwohl die Scheichs der Kairoer Azhar Universität, der höchsten islamischen Instanz im Land, die Klitorisverstümmelung inzwischen klar verurteilt haben, wird der unmenschliche Brauch in einigen Gegenden weiter praktiziert. Mit Aufklärung in den Dörfern, staatlichen Verboten und zuletzt durch eine große Konferenz muslimischer Theologen soll die Frauenbeschneidung endgültig geächtet werden
Autorin: Golineh Atai / ARD Kairo
GRÖNLAND: Klimawandel ist gut
Der Klimawandel macht es möglich. Wo immer mehr Eis schmilzt, wird das Fischen leichter, ist mehr Landwirtschaft möglich, kommen mehr Touristen. Die Grönländer nehmen es, wie es kommt. Für sie hat der allgemein beklagte Klimawandel durchaus positive Seiten. Die Wirtschaft boomt, und die Aussicht, Eisberge bei einigermaßen angenehmen Temperaturen anzuschauen, lockt die Touristen. Die findigen Grönländer denken schon über Straßencafes nach. Kurz, die eisigen Zeiten in Grönland scheinen vorbei, auch die Robbenjagd bei dünner werdendem Eis wird schwieriger. Doch was soll´s, die Grönländer sehen im (Klima)Wandel auch eine Chance.
Autorin: Claudia Buckenmeier / ARD Stockholm
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