Mo., 19.11.07 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
BRASILIEN: Kunst im Kanal
José Capela, Frontmann einer der größten Graffiti-Gangs von São Paulo, wurde mehrfach festgenommen. Deshalb zog er vor fünf Jahren in den Untergrund, in die kilometerlangen Abwasserkanäle der Mega-City. Dort sprühte er im Verborgenen: hell- und dunkelblaue Graphiken, die Lichtschächte, Gullys und Betonwände in ein neues Licht tauchen. Inzwischen wurde aus „Zezão“, wie er sich nennt, ein international gefragter Sprüher mit Ausstellungen z. B. in New York. Doch der Untergrund lässt ihn nicht los. Wir begleiten den Künstler in die rattenverseuchten Tunnelsysteme von São Paulo, dorthin, wo es zum Himmel stinkt.
Autor: Thomas Aders / ARD Rio de Janeiro
GEORGIEN: Ein Land am Abgrund
Hält sich Präsident Michail Saakaschwili an seine eigene Ankündigung, am 5. Januar 2008 vorgezogene Neuwahlen abzuhalten, muss er am 22. November zurücktreten.
Die 45-Tage Frist ist in der Verfassung festgelegt. Der politisch schwer angeschlagene Rosenrevolutionär ist in den Augen der Opposition ein gescheiterter Reformer, Armut und Arbeitslosigkeit sind weiterhin groß, der wirtschaftliche Erfolg des Kaukasus-Staates lässt auf sich warten. Vor allem die Landbevölkerung leidet.
Autor: Thomas Roth / ARD Moskau
ANGOLA: Wenn Gewinner die Verlierer sind
Der beinamputierte Samuel Tiago sieht aus, als ob er den Krieg verloren hätte. Dabei hat er ihn gewonnen. Während des Bürgerkriegs hat er für die marxistische Befreiungsbewegung MPLA gekämpft. Die hat den Krieg gewonnen und regiert das Land heute. Samuel Tiago aber hat nichts davon. Der bescheidene Aufschwung, den das Land seither genommen hat, geht an ihm vorbei. Er ist einer von vielen Freiheitskämpfern im Elend.
Autor: Richard Klug / ARD Johannesburg
GROSSBRITANNIEN: Die Strahlenopfer der Weihnachtsinsel
Fast auf den Tag genau vor 50 Jahren flogen Tausende britische Soldaten auf die Weihnachtsinseln, darunter auch Derek Chappell. Die Briten testeten dort Atombomben. Mit bloßen Augen sah Derek die Explosionen: "Wir wurden als Laborratten missbraucht", sagt er heute. Chappell leidet an einer seltenen Blutkrankheit - und fordert Entschädigung von der Regierung. Zum Jahrestag hat er sich wieder aufgemacht auf die Weihnachtsinseln.
Autor: Björn Staschen / ARD London
IRAN: Der Flötenspieler und der Galgen
Vor einem Jahr sollte Sina wegen Mordes hingerichtet werden. Kurz bevor ihm der Strick um den Hals gelegt wurde, durfte Sina noch einmal auf seiner Flöte spielen. Dieses Spiel war so herzergreifend, dass ihm der Richter und die Angehörigen des Opfers die Chance gegeben haben, mittels Blutgeld der Todesstrafe zu entkommen, umgerechnet 110.000 Euro. Diese für iranische Verhältnisse riesige Summe ist in letzter Minute zusammengekommen. Jetzt muss die Familie des Opfers vor Gericht das Blutgeld noch annehmen.
Autor: Peter Mezger / ARD Teheran
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