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Weltspiegel

Israel/Gaza: "Die Spielregeln ändern"

Derart beschönigend rechtfertigt Israels Verteidigungsminister Ehud Barak den Waffengang seines Landes gegen die radikal-islamische Hamas im Gaza-Streifen. Hat Barak mit seiner Politik der harten Hand dabei vielleicht schon die Parlamentswahlen im Februar im Auge, oder will er so dem neuen US-Präsidenten Obama noch vor dessen Amtsantritt ein Bekenntnis zu Israel abringen? Auch von einer Revanche für den - nach Ansicht vieler Israelis - unglücklich verlaufenen Libanon-Krieg von 2006 ist die Rede. So oder so: Der Dauerkonflikt hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Eine politische Lösung rückt damit in noch weitere Ferne. Die Friedensgespräche mit Syrien liegen auf Eis, die gemäßigten Regimes in der Arabischen Welt sehen sich an den Rand gedrängt. Doch zuallererst ist dieser kompromisslose Abnutzungskrieg eine Katastrophe für die Zivilbevölkerung, die von der Hamas in dem dicht besiedelten Gebiet gleichsam als Geisel genommen wird.

Autor: Richard C. Schneider, ARD Tel Aviv

USA: Energiesparen im Armenviertel

Am 20. Januar legt der neue US-Präsident Barack Obama seine Hand auf die Bibel, und die Welt fragt sich: mit einem grünen Daumen? Bricht Obama mit seinem Vorgänger George W. Bush und redet sich das Klima nicht mehr länger schön? In Denver, Colorado, haben sie den Hebel schon umgelegt: Seitdem in Amerika das Wort "Canvassing" wieder Konjunktur hat - das engagierte Werben der politischen Fußtruppen an den Haustüren der Bürger - gehen hier die "Canvasser" nun für neue Ziele von Haus zu Haus. Sie bringen einen Millionenetat der Stadt Denver unters Volk, die ehrgeizige Klimaschutzziele anpeilt. Vorzugsweise in ärmeren Haushalten tauschen die Hilfstruppen des Bürgermeisters seitdem kostenlos Glühlampen und Duschköpfe aus, melden veraltete Heizungen und zugige Dächer. Danach kommen die Handwerker, ebenfalls auf Kosten der Stadt. "Wir wollen Energie sparen und das Klima verbessern", sagt Denvers neuer Mann fürs Grüne, "dafür ist die Politik doch da!"

Autor: Klaus Scherer, ARD Washington

Philippinen: Zuflucht vor dem Kinderstrich

Vanille und Pfefferminz sollen helfen gegen den Ekel. Mit diesen Geschmacksrichtungen versehene Kondome verteilt Pater Heinz Kulüke im philippinischen Cebu-City - aller Verdammnis der katholischen Kirche zum Trotz. Er hat keine Wahl, will er die schätzungsweise zehntausend teils minderjährigen Prostituierten in der Stadt zumindest vor gefährlichen Geschlechtskrankheiten, tödlichen Abtreibungen und HIV bewahren. In Cebu-City boomt der Menschenhandel, die Metropole ist zu einer Hochburg für den internationalen Sextourismus geworden. Das kriminelle Verlangen der Urlauber treibt immer jüngere Mädchen aus der Armut ihrer Familien in die Bars und Bordelle auf dem Kinderstrich. Bis zu 15 Kunden müssen sie bedienen, für ein paar Euro, Abend für Abend. Pater Kulüke ist jede Nacht in den einschlägigen Vierteln unterwegs, und manchmal gelingt es ihm in zähen Verhandlungen, den Zuhältern eines der Mädchen abzunehmen. In einem Rehabilitationszentrum bietet er ihnen dann Zuflucht und eine Zukunft ohne Prostitution. Der "Weltspiegel" hat den Pater auf seiner Mission im Rotlichtmilieu begleitet.

Autor: Thomas Berndt, ARD Tokio

Chile: Nagen bis zum Umfallen

Feuerland ist abgenagt - und der "Castor canadensis" ist schuld daran. Er besitzt bewundernswerte Ingenieursfähigkeiten, ein unverwüstliches Gebiss und ist äußerst gebärfreudig: In sechs Jahrzehnten haben sich die kanadischen Biber auf Feuerland von 50 auf 100.000 Tiere vermehrt - was Naturfreunde überhaupt nicht freut. Denn die Armee der Riesenratten walzt planierraupengleich ganze Wälder nieder, ist für das Massensterben jahrhundertealter Südbuchen verantwortlich und droht in Kürze gar das Festland zu erreichen. Deshalb rücken ehrgeizige Jäger und verzweifelte Forstbehörden den fleißigen Nagern jetzt auf den Pelz - mit rostigen Flussfallen und per Hubschraubereinsatz. Damit fällt der Startschuss zu einer der größten Massenausrottungen in der Geschichte des Naturschutzes. Unser Korrespondent sieht dem Erfolg des Vernichtungsfeldzuges aber eher skeptisch entgegen: Wenn nur ein Biberpärchen überlebt, dann könnte das ganze Spiel von vorne losgehen.

Autor: Thomas Aders, ARD Rio de Janeiro

Japan: Mit Spinat gegen den Flughafenausbau

Tokio: In der Metropolregion leben weit mehr als 30 Millionen Menschen - gigantisch. Nur der internationale Flughafen der japanischen Hauptstadt kommt da nicht mit: Gerade mal zwei Landebahnen statt der geplanten drei, und die sind auch noch viel zu kurz für die Großraumflieger der neuen Generation. Woran liegt's? An Bauer Shito und einer Handvoll Landwirten, die seit jetzt vier Jahrzehnten auf stur stellen. Weil die Bauern ihr Land nicht an die Flughafenbetreiber verkaufen wollen, müssen Jet-Kapitäne bremsen, was das Zeug hält, Kurven fahren und dessen Selleriebeet von Gemüsefreund Shito ausweichen. Der macht inzwischen trotz Kerosingestank auf Öko-Bauer - aus Kalkül. Das Rollbahn-Gemüse ist ein Renner. Sympathisanten kaufen gezielt seine Produkte, um so dem Protestzwerg unter die Arme zu greifen.

Autor: Volker Steinhoff, ARD Tokio

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