Mo., 25.05.09 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Folgende Themen sind geplant:
FRANKREICH: Strafversetzt ins Europaparlament
Autor: Michael Strempel / ARD Paris
In den Parteien Europas herrscht Nervosität bei dem Gedanken „Stell Dir vor, es ist Europawahl und keiner geht hin". Für die anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament wird bei der Wahlbeteiligung ein Negativrekord erwartet. Ganz schuldlos sind Europas Politiker dabei nicht, wie das Beispiel der französischen Justizministerin zeigt: Angefangen als Wunderkind von Präsident Nicolas Sarkozy machte sie sich in ihrem Ministerium schnell unbeliebt. Widerspenstig und inkompetent sei sie, so der Vorwurf. Die Lösung des französischen Präsidenten: Rachida Dati soll ins Europäische Parlament entsorgt werden. Erst wehrte sie sich, aber jetzt macht sie einen leidenschaftslosen, müden Europawahlkampf und Schlagzeilen mit peinlich-inkompetenten Auftritten - kein Einzelfall im Europäischen Parlament.
PERU: Machu Picchu - Ein Weltkulturerbe wird zertrampelt
Autor: Thomas Aders / ARD Rio de Janeiro
Bis zu 4.000 Touristen am Tag ergießen sich über die Treppen und Tempelanlagen von Machu Picchu, dem sagenumwobenen Inka-Heiligtum. Vier von fünf Touristen, die nach Peru kommen, haben die berühmte Kultstätte der Inka in ihrem Besuchsprogramm - mit fatalen Folgen. Nicht nur ihre Abfälle verteilen die Reisenden in den Anlagen, sondern sie gefährden auch die Architektur und zerstören die Natur: Kolibris, Kondore, Bären und Pumas sind bereits vertrieben worden. Machu Picchu droht seine Atmosphäre als antike Kultstätte zu verlieren und zum Disneyland in den Anden zu verkommen. Doch der Massentourismus bringt Vielen gutes Geld, weshalb nur wenige radikale Kritiker in Peru gegen den Ausverkauf ihrer Kultur kämpfen. Während die UNESCO mit dem Entzug des Prädikats Weltkulturerbe droht, denken lokale Politiker schon über Modelle nach, wie man täglich 10.000 Touristen durch Machu Picchu durchschleusen könnte: in zwei Schichten - Tag und Nacht.
JAPAN: Dunkle Wolken über Toyota-City
Autor: Mario Schmidt / ARD Tokio
Weltweite Krise der Automobilbranche, Rekordeinbruch der japanischen Wirtschaft - das bekommt auch der größte Autohersteller der Welt zu spüren: Toyota hat 2008 rote Zahlen geschrieben und der katastrophale Ausblick für 2009 schockte die Öffentlichkeit. Die 423.000 Einwohner von Toyota-City sind beunruhigt. Wird ihre Stadt zum japanischen Detroit werden? Die Stadt hängt an Toyota, atmet sozusagen mit dem Autoproduzenten. So fallen die Steuereinnahmen dieses Jahr um unglaubliche 94 Prozent. Aber die Stadt hat in den fetten Toyota-Jahren so viel Geld zur Seite gelegt, dass die Krise noch fünf Jahre anhalten könnte, ohne dass Personal entlassen werden müsste. Dennoch sind die Schockwellen der Krise schon sichtbar: Arbeitslose Gastarbeiter, protestierende Bürger und überfüllte Arbeitsämter gibt es jetzt auch in Japan. Und in der Bevölkerung greift langsam Unzufriedenheit und Angst um sich.
Großbritannien/Pakistan: Sondereinheit gegen Heiratsverschleppung
Autorin: Annette Dittert / ARD London
Notruf aus Pakistan: Ein britisches Mädchen pakistanischer Herkunft soll von ihren Eltern verheiratet werden - gegen ihren Willen. Klarer Fall für die „Forced Married Unit" - die neue länderübergreifende Sondereinheit gegen Zwangsehen. Eine neue Gesetzgebung in Großbritannien macht es möglich, dass junge Frauen, die von ihren Familien in die Herkunftsländer verschleppt und gegen ihren Willen verheiratet werden, von einer Eingreiftruppe der britischen Botschaft nach England zurückgebracht, quasi „zurück entführt" werden.
UNGARN: Vormarsch der Faschisten
Autorin: Susanne Glass / ARD Wien
Die Entwicklung in Ungarn lässt ahnen, was passieren kann, wenn die Wirtschaftskrise außer Kontrolle gerät: Knapp am Staatsbankrott vorbeigeschrammt, musste sich das Land hoch beim Internationalen Währungsfonds verschulden. Die Politik ist schon seit Jahren in der Dauerkrise und offene Armut ist kaum noch zu übersehen - nicht nur in der Hauptstadt Budapest. Nationalisten und Rechtsextreme agieren mit und profitieren von der Angst und der Not der Menschen. Nach altbekanntem Muster werden Sündenböcke präsentiert. Für die Rechtsradikalen sind Juden, „Zigeuner" und liberale Intellektuelle „an allem schuld." Entsprechende Hetzkampagnen finden sich zuhauf im Internet. Schon gibt es vermehrt Übergriffe gegen jüdische Bürger und eine Serie von Morden an Roma. Und die Polizei kann die Fälle angeblich nicht aufklären.
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