SENDETERMIN Mo., 18.05.09 | 04:50 Uhr | Das Erste

Weltspiegel

Ägypten: Arme Schweine im Glaubenskrieg

"Keine Schweine, keine Schweinegrippe" - diese einfache Rechnung hat die ägyptische Regierung aufgemacht und lässt kurzerhand alle Schweine im Land schlachten. Angeblich, weil sie als Virusträger zu gefährlich seien. Allerdings: Im Islam gelten Schweine auch als unrein und dürfen aus religiösen Gründen nicht verzehrt werden. "Das ist der komplette Wahnsinn", schimpft Johann Christ, geboren in Bayern, seit über 20 Jahren in Ägypten und einziger deutscher Metzger am Nil. Ihm droht sein ganzes Geschäft wegzubrechen. In den Müllvierteln von Kairo, wo ein Teil der christlichen Minderheit lebt, die sogenannten Kopten, ist die Empörung noch größer. "Der Islam will nicht nur unsere Tiere, sondern auch unsere Religion vernichten", fürchtet das dortige Oberhaupt. Während also der Papst den Nahen Osten bereist und für Versöhnung zwischen den Religionen wirbt, wird in Ägypten der Kampf gegen die neue Grippe auch zu einer Glaubensfrage zwischen dem Islam und der christlichen Minderheit.

Autor: Benjamin Cors, ARD Kairo

Brasilien: Die perfekte Welle rückwärts

Welle rückwärts auf dem Amazonas: Wenn der Mond am vollsten und das Wasser vom Atlantik am höchsten, dann drückt sich vom Ozean eine gewaltige Welle den Amazonas hinauf, gewissermaßen in die falsche Richtung. In der Ursprache Tupi heißt dieses Naturphänomen ,Pororoca', übersetzt: großer Lärm oder zerstörerischer Krach. Die Welle walzt alles nieder, was sich ihr in den Weg stellt, und man hört ihr Grollen schon lange, bevor sie um die Kurve biegt. Zwischen drei und sechs Meter hoch kann sie sich auftürmen, rasend schnell - bis zu 13 Kilometer landeinwärts. Die perfekte Welle. Jetzt schlägt die Stunde der Surfer: Wem kein Krach zu groß und keine Welle zu gefährlich, der reitet Pororoca. Serginho Laus hält bereits den Guinness-Rekord für den längsten Surf der Geschichte: 10,1 Kilometer am Stück. Diesen Rekord will er jetzt brechen. Für unseren Korrespondenten und sein Team erwies sich Pororoca allerdings als weniger perfekt, sondern eher schon als lebensgefährlich. Die Welle brach über ihrem Boot zusammen, brachte es zum Kentern. Reporter und Kameramann fanden sich auf einem Baumstamm treibend im trüben Amazonas wieder ...

Autor: Thomas Aders, ARD Rio de Janeiro

China: Tiananmen - Erinnerung an das Massaker

In wenigen Tagen jährt sich eine der dunkelsten Stunden des modernen China zum 20. Mal: In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1989 eröffnet die chinesische Volksbefreiungsarmee das Feuer auf eine wehrlose Menschenmenge. Über Wochen hinweg hatten bis zu einer Million Menschen auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Zentrum Pekings für mehr Demokratie demonstriert. Der Tiananmen-Platz wurde so zum Symbol aufkeimender Zivilcourage. Während die chinesische Staatsführung von 319 Toten spricht, berichten Menschenrechtsorganisationen von bis zu 3.000 Todesopfern und mehr, die in jener Nacht getötet wurden - erschossen, hingerichtet oder von Panzern überrollt. 20 Jahre später hat sich in China vieles gewandelt. Das Reich der Mitte hat ein beispielloses Wirtschaftswachstum hinter sich. Doch das Massaker ist und bleibt eines der großen Tabuthemen des Landes, eine unaufgearbeitete nationale Tragödie. Die blutige Niederschlagung der Proteste wird offiziell als ,Zwischenfall' verharmlost. Noch immer ist unklar, wer den Armeeeinsatz zu verantworten und den Schießbefehl erteilt hat. Dieser Film schildert die dramatischen Ereignisse aus der Perspektive der Opfer. Die umfassende Dokumentation "Tiananmen: 20 Jahre nach dem Massaker - die Opfer erzählen" ist am 3. Juni in der ARD zu sehen.

Autoren: Thomas Weidenbach, Shi Ming

USA: Drogenkartelle auf dem Vormarsch

Aus Mexiko kommt dieser Tage nicht viel Gutes in die USA: Der Schweinegrippe fallen Menschenleben zum Opfer, und der brutale Drogenkrieg im Nachbarland mit bislang schon tausenden Toten hat endgültig den Grenzzaun übersprungen. Aber die USA, das sagen selbst Außenministerin Hillary Clinton und Präsident Barack Obama, sind daran nicht ganz schuldlos: Während Heroin, Kokain und andere Drogen Richtung Norden wandern, treten tonnenweise Waffen und schmutzige Dollar den Weg Richtung Süden an. Das befeuert den blutigen Drogenkrieg und die Expansionsbestrebungen der Kartelle. Die hat inzwischen auch die Wirtschaftskrise eingeholt. Die Gewinne in diesem kriminellen Milliardengeschäft schrumpfen, die Banden werden zusehends nervöser und damit brutaler. So kommen als neue Geschäftszweige Raub, Kidnapping und Erpressung hinzu. Und das inzwischen nicht mehr nur in Mexiko selbst, sondern schon in rund 200 amerikanischen Städten. Der Weltspiegel war im Drogen-Kriegsgebiet in Arizona, an der Grenze zu Mexiko. Auf Schritt und Tritt dabei: das Auge des Gesetzes.

Autor: Udo Lielischkies, ARD Washington

Rumänien: Junge Frauen verkaufen ihre Gesundheit

Weibliche Eizellen sind weltweit Mangelware. Die Lieferantinnen dieses ,Humanrohstoffs' sind oft jung, ungebildet und arm. Das nutzen skrupellose Eizellenhändler vor allem in Osteuropa aus. Für nur wenig Geld dienen ihnen junge Rumäninnen als sogenannte ,Eizellenspenderinnen' - als lebende Eizellenreservoire für die betuchte Klientel aus Westeuropa, USA und zunehmend asiatischen Ländern. Diese Kundschaft wünscht sich für ihr Kind schwarze Haare und braune Augen, die genetischen Merkmale also, die junge Roma-Frauen und -Mädchen mitbringen. Den Frauen werden hochdosierte Hormonspritzen gesetzt, um die Eizellenproduktion künstlich anzuregen, zum Teil mehrmals im Jahr. In Bukarest hat sich eine ganze Klinik-Industrie entwickelt. Das Einsetzen fremder Eizellen ist dort legal - verboten sind nur die Eizellen-Spenden gegen Geld. Unserer "Weltspiegel"-Reporterin gelang es, in dieses illegale Netzwerk einzudringen. Sie drehte mit versteckter Kamera zum Teil Minderjährige, die von dubiosen Krankenschwestern angesprochen wurden. Und sie traf eine Frau, deren Gesundheit durch die illegalen Eizellenspenden zerstört wurde.

Autorin: Susanne Glass, ARD Wien

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Norddeutscher Rundfunk
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