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Weltspiegel

USA: Üben für Afghanistan

Ein Hinterhalt! Die Männer der 4. Brigade gehen in Deckung und feuern in Richtung der Aufständischen, Ausgang ungewiss. Nur ein paar hundert Meter weiter stehen andere Soldaten um einen verletzten Afghanen herum und diskutieren, was zu tun ist. Alles wirkt erschreckend realistisch, die 21-jährige mit dem Namen "Wilson" auf der Uniformjacke murmelt: "Ich habe ganz schöne Angst. Ich habe überhaupt keine Vorstellung von dem, was mich erwartet. Darum bin ich froh, hier zu sein." Hier, das ist das Übungsgelände von Fort Polk, wo die Soldaten der 81. Luftlande-Division auf ihren Afghanistan-Einsatz vorbereitet werden. "Surge" - Aufstockung: Damit will die Supermacht im Kampf gegen die Taliban endlich das Ruder herumreißen. Wie schon im Irak, wo die Taktik fruchtete. Bis Jahresende soll sich die Zahl der US-Truppen am Hindukusch auf dann 68.000 Soldaten verdoppeln. Hunderte von Statisten und afghanische Kulissen sollen jetzt den Soldaten in Louisiana ein Gefühl für ihren gefährlichen Einsatz geben. Ab Juli sollen sie verlegt werden. "Boots on the ground" heißt die Devise, mit der die Obama-Regierung in Afghanistan den gefährlichen Vormarsch der Taliban stoppen will. Weniger Bomben, die viel zu oft Zivilisten treffen, dafür mehr Präsenz vor Ort, Arrangements mit lokalen und regionalen Führern, mehr Aufbauhilfe, Brücken, Schulen, Brunnen. All das aber erfordert Soldaten, die mehr können als nur schießen. Und genau das trainieren sie in Fort Polk.

Autor: Udo Lielischkies, ARD Washington

China: Der große Kinderklau

Jahr für Jahr werden in China tausende kleine Kinder entführt. Sie sind eine wertvolle Handelsware. Für einen kleinen Jungen können die Kidnapper bis zu 10.000 Euro kassieren. Mädchen sind etwas "billiger". Verkauft werden die Jungen meist an Familien auf dem Land, die - verhaftet in der chinesischen Tradition - unbedingt einen Jungen wollen, selbst aber keinen zur Welt bringen können. Auch Mädchen sollen bei kinderlosen Paaren das Familienglück komplettieren, oder sie wachsen zu billigen Arbeitskräften heran. Weltspiegel-Reporter Christoph Lütgert ist mit seinem Team nach Süd-China gereist, wo besonders viele Kinder entführt werden. Ihm wurden Videos aus Überwachungskameras zugespielt, auf denen die Entführer genau zu erkennen sind. Aufgezeichnet wurde, wie sie ihre Opfer erst anlocken und dann blitzschnell mit ihnen verschwinden. Der Skandal: Die weitgehend untätige chinesische Polizei wertet solche Videos in der Regel dermaßen spät aus, dass die Täter mit den gekidnappten Kindern längst entkommen konnten. Die Polizei trat allerdings sofort in Aktion, wenn das ARD-Team auftauchte und drehen wollte. Interviews zu den Versäumnissen bei der Fahndung wurden verweigert. Zu Wort kommen verzweifelte Eltern, die auf eigene Faust und fast immer erfolglos ihre Kinder suchen sowie ein Ehepaar, das ein entführtes Kind kaufte und es bis heute wie einen eigenen Sohn behandelt.

Autor: Christoph Lütgert, ARD Peking

Brasilien: Wie Quoten für Schwarze nicht helfen

Brasilianische Mode, das heißt knappe Bikinis, Flipflops, Sonnenbrillen - cool muss es sein. Weniger entspannt geht es bei der ,Sao Paulo Fashion Week' zu. Denn hier offenbart sich jener Rassenkonflikt, der in Brasilien allgegenwärtig ist, über den aber keiner gerne spricht. Schwarze Models muss man lange suchen auf den Laufstegen des Landes, das doch zur Hälfte dunkelhäutige Einwohner hat. Eine politisch verordnete Quote soll das Problem jetzt lösen, doch dieser Versuch ist schon in den Hörsälen einiger Universitäten gescheitert. Der Beitrag unseres Korrespondenten erzählt die Geschichte von flammenden Fürsprechern und erbitterten Gegnern der Quotenregelung. Von Siliva, der ersten farbigen Miss Sao Paulo, die eine weiße Ziehmutter hat und der ihr Titel für die Modelkarriere doch eher schadet. Von einem schwarzen Franziskanermönch, der zum Entertainer für die Rechte der Schwarzen geworden ist. Und von einem Uniprofessor, der Quoten verteufelt, weil sie diejenigen diskriminieren, für die sie gemacht wurden.

Autor: Peter Sonnenberg, ARD Rio de Janeiro

Alaska: Downside up - Klimawandel sorgt für neue Golfplätze

Als Jim und Mary-Lou King sich in jungen Jahren Bauland in Alaska

kauften, hatten sie ihren Lebensabend schon vor Augen. Deshalb wählten sie ein Grundstück in Uferlage, mit Blick auf den Fjord nahe der Hauptstadt Juneau, umgeben von Bergen, gekrönt vom Ewigen Eis. Nun sind, dank Klimawandel, nicht nur die Gletscher geschrumpft, sondern auch der Meerausläufer vor ihrem Wohnzimmer - obwohl der Wasserspiegel eigentlich steigt. Der Grund ist der Elastik-Effekt, der nirgendwo anschaulicher auftritt als hier: Weil die Gletscher an Gewicht verlieren, hebt sich die Gegend. In Meeresnähe, wie in Juneau, fällt damit die Wasserlinie, und es entsteht neues Land, was einem Golfplatzbetreiber neue Rasenflächen ermöglicht - und damit neun neue Löcher! Anders als die vom Untergang bedrohten Südsee-Inseln gewinnt Alaska also an Fläche. Für Klima-Schützer ist es da doppelt schwer, den Treibhauseffekt als Problem zu vermitteln. Obwohl sich der Segen für Alaskas Gemeinden in Grenzen hält: Nun trocknen Fischern die Bootrouten weg - und Nachbarn streiten sich um neue Grundstücksgrenzen. Bis zu Alaskas Oberstem Gericht.

Autor: Klaus Scherer, ARD Washington

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Norddeutscher Rundfunk
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