Mo., 12.10.09 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
CHILE: Mit Schlittenhunden gegen Umweltzerstörung
Autor: Thomas Aders / ARD Rio de Janeiro
Mit der Aktion „Auf den Hund gekommen" wollen Naturliebhaber auf die drohende Umweltzerstörung im Süden Chiles aufmerksam machen. Erstmalig sollen die Anden von Chilenen, Argentiniern, Deutschen, Neuseeländern und Nordamerikanern mit Schlittenhunden überquert werden. Eine einzigartige Naturlandschaft steht nämlich auf dem Spiel: Für den Energiehunger der Bergbauindustrien sollen Wasserkraftwerke gebaut werden und 6.000 Hektar unberührter Natur überflutet werden. Die Umweltschutzorganisation „Rat für den Schutz Patagoniens" befürchtet, dass „das größte Kahlschlaggebiet der Welt" entstehen würde. In erster Linie sind es die Mapuche, die indianische Bevölkerung, die betroffen sind und demonstrieren. Jetzt kommt ihr eine Gruppe verwegener Abenteurer zur Hilfe.
ITALIEN: Das System Berlusconi
Autor: Peter Dahlheimer / ARD Rom
Er beißt um sich wie ein in die Ecke gedrängtes Tier, schimpft auf den Staatspräsidenten und behauptet, die Verfassungsrichter seien parteiisch zugunsten der Opposition. Italiens Ministerpräsident und Medientycoon Silvio Berlusconi hat eine empfindliche Niederlage erlitten: Zum zweiten Mal kassierte das Verfassungsgericht ein für Berlusconi maßgeschneidertes Gesetz, das den umstrittenen Regierungschef vor der Strafverfolgung durch die Justiz schützen soll. Ist der streitlustige, unseriöse und zwielichtige Berlusconi jetzt tatsächlich am Ende? Wird die Justiz jetzt ihre Verfahren durchführen können? Und wird es Italien aushalten, einen Ministerpräsidenten zu haben, der gleichzeitig vor Gericht stehen muss?
KAMBODSCHA: Kein Mittel gegen Malaria?
Autor: Philipp Abresch / ARD Singapur
Ein Stück Nylon kann in Kambodscha die beste Lebensversicherung sein: Moskitonetze schützen vor der Stechmücke und der durch sie übertragenen Malaria. Pailin im Südwesten des Landes hat atemberaubende Landschaften, doch die Tümpel und Sümpfe sind bestes Brutgebiet für Mücken. Und die fordern ihre Opfer. Die Krankenstationen sind überbelegt - Schwindel, Übelkeit und Schüttelfrost die Symptome. Die Behandlung der Malaria wird immer schwieriger, da die Medikamente langsamer oder auch überhaupt nicht mehr wirken: Resistenzen gegen den klassischen Wirkstoff Artemisinin haben sich gebildet, die Malaria-Parasiten im Blut können nicht mehr bekämpft werden. „Ein Superstar schwächelt" heißt es schon im Medizinerjargon. Grund dafür sind gefälschte Medikamente auf dem Schwarzmarkt und falsche Dosierungen. Die machen die Patienten dann paradoxerweise immun - aber nicht gegen die Malaria sondern gegen die Wirkstoffe. Wanderarbeiter und auch Touristen sorgen für die Ausbreitung der Krankheit, es droht eine neue Welle von Malariaerkrankungen. Die Lösung: Mehr Forschung, neue Medikamente und die Vernichtung der Mücken. Aber das ist ein Wettlauf gegen die Zeit.
CHINA: Glanz und Elend einer Weltmacht
Autor: Jochen Graebert / ARD Peking
„Es gibt nichts zu feiern", kommentierte der weltbekannte Konzeptkünstler Ai Weiwei den 60. Jahrestag der Volksrepublik China. Er hat gerade eine lebensgefährliche Notoperation hinter sich, nachdem er von chinesischen Polizisten misshandelt worden war. Die Waffen klirrende Machtdemonstration, mit der die kommunistische Führung sich und den Aufstieg zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt feierte, offenbart auch die politische Schwäche des „chinesischen Weges": Gewalt ist noch immer das Mittel, mit dem die Regierung Andersdenkenden begegnet und die wachsenden sozialen Konflikte zu befrieden glaubt. Dabei weiß auch die Führung längst, dass sie eine moderne Industriegesellschaft auf Dauer so nicht regieren kann. Davon zeugen politische Experimente in verschiedenen Städten Chinas, mit denen Peking austestet, wie man die Bürger an Entscheidungen beteiligen kann, um künftige Konflikte zu vermeiden. Doch bisher bleibt es bei Laborversuchen, denn zu politischen Reformen fehlt den kommunistischen Machthabern offenbar der Wille oder auch der Mut, ihre Macht zu teilen.
NEW YORK: Haushaltssklaven bei Diplomaten
Autor: Thomas Roth
Mitten in New York - immer noch der Big Apple und die Wohlstandsmetropole der Welt - gibt es Elend, Elend das mit den Vereinten Nationen zu tun hat. Viele Diplomaten halten sich einen Hofstaat an Hausangestellten - oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Während ihr Pass in den Händen der Herrschaften bleibt, müssen die Hausmädchen oft fast wie Sklaven und Leibeigene gehorchen und arbeiten. Marichu Boaonan war Hausangestellte des philippinischen UNO-Botschafters. Zusammen mit Menschenrechtsaktivisten machte sie ihren Fall öffentlich und demonstriert seitdem gegen die Ausbeutung von Dienstpersonal. Sie hat dank ihrer Rechtsanwälte und der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für ihren Fall gute Karten: Ihrem ehemaligen Dienstherrn soll der Prozess gemacht werden, auch wenn der schon wieder längst zurück in seiner Heimat ist. Für viele andere Hausmädchen bleibt allein die Flucht vor ihren Herren als einziger Ausweg. Aber so verlieren sie auch ihr Visum und damit ihre Aufenthaltsgenehmigung in den Vereinigten Staaten: Ein unsicheres Leben im Untergrund beginnt.
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