So., 06.12.09 | 19:20 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
SPANIEN: Sonne statt Kohle
Autorin: Annekarin Lammers / ARD Madrid
Die Weltklimakonferenz in Kopenhagen ist vielleicht das wichtigste Treffen der Mächtigen dieser Welt nach dem Zweiten Weltkrieg. Wenn das Ergebnis klein ausfällt, dann kann die Menschheit ganz groß verlieren. Eine ehemalige Kohlestadt in Spanien hat den Strukturwandel geschafft und mit neuen Energien sogar ihre Arbeitsplätze retten können: In Puertollano in der Provinz Castilla la Mancha, der Heimat Don Quijotes, ist es trocken und heiß. Knapp 60.000 Einwohner hat die Stadt, die umgeben ist von den Abraumhalden der Kohlebergwerke und den Schornsteinen der Petrochemie. 780 neue Arbeitsplätze sind in der Solarindustrie entstanden, nächstes Jahr sollen es über 1.000 werden. Und es gibt in Puertollano ein solarthermisches Kraftwerk, das 50 Megawatt sauberen Strom produziert - genug, um damit 100.000 Menschen zu versorgen. 90.000 Tonnen Kohlendioxid werden damit vermieden.
CHINA: Der lange Marsch zum Klimaschutz
Autor: Jochen Graebert / ARD Peking
Herr Liu in Peking kauft sein erstes Auto. Er ist nur einer von 2.000 Chinesen, die allein in der Hauptstadt jeden Tag zum ersten Mal in ihrem Leben ein Auto kaufen. Hunderte Millionen Menschen in ganz China fiebern und arbeiten diesem Tag entgegen. Aber sie wollen jetzt nicht nur Autos, sondern auch Kühlschränke, Tiefkühltruhen und Fernseher. Der Nachholbedarf an Konsumgütern des 1,3-Milliarden-Volks ist riesig. China hat die USA als weltgrößter Produzent von Kohlendioxid überholt; zusammen sind die beiden Staaten für mehr als 40 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Jetzt soll und will das Land aber auch zum Klimaschutz beitragen. Doch die Angst um das Wirtschaftswachstum ist groß: „Denn wie soll man ein Pferd zum Wachsen bringen, wenn man ihm kein Gras gibt?", geben viele Chinesen zu bedenken und rechtfertigen den wachsenden Energieverbrauch damit, dass ihr Land als die neue Fabrik der Welt auch viele Waren für den Westen produziert. Dabei entsteht dann das Kohlendioxid, das die alten Industrienationen einsparen. Eine Gratwanderung und ein Zielkonflikt zwischen globalem Umweltschutz und menschlichen Bedürfnissen. Chinas langer Marsch zum Klimaschutz hat gerade erst begonnen.
NEW YORK: Der Engel von Queens
Autor: Thomas Roth / ARD New York
Jorge Munoz, ein „mexikanischer" Amerikaner, ist Busfahrer in New York. Ein Mann, der von ganz unten kommt, und weiß, wie es da aussieht. Unter der U-Bahnbrücke von Queens zum Beispiel, wo die Tagelöhner und die Obdachlosen stehen. Sie versuchen dort jeden Tag einen Job oder wenigstens etwas Warmes zu essen zu ergattern. Irgendwann hat es Jorge gepackt und er beschloss, diesen Menschen zu helfen. Wenigstens einmal am Tag sollten sie ein warmes Essen bekommen. Inzwischen kocht seine Familie jeden Tag bis zu 200 Mahlzeiten. Die Lebensmittel beschafft Jorge aus Spenden oder den Resten der Supermärkte. Abends verteilt er das warme Essen unter der Brücke. Den „Engel von Queens" nennen sie ihn mittlerweile. Ein Porträt der anderen Art aus dem vorweihnachtlichen New York.
FLORIDA: Pythonplage in den Everglades
Autor: Klaus Scherer / ARD Washington
Alarm in den Everglades im US-Bundesstaat Florida. Einer der berühmtesten Naturparks der Vereinigten Staaten - weite Sümpfe und tropische Vegetation - wird von Pythons heimgesucht. Die Riesenschlangen, klagen die Ranger, sind eine eingeschleppte Art, die sich bedrohlich rasch vermehrt und das ökologische Gleichgewicht gefährdet. Natürliche Feinde gibt es kaum und außerdem sollen die Schlangen hohe Quecksilberwerte haben, was sie als Beute nicht nur unverdaulich, sondern sogar tödlich macht. Auch in den Garagen der Anwohner tauchen die ungebetenen Gäste mittlerweile auf. Schuld soll der Handel mit exotischen Tieren sein, eine Millionenindustrie, die selbst Würgeschlangen in die heimischen Wohnzimmer bringt. Doch ihren Besitzern wurden die Pythons schnell zu groß. Was lag da näher, als die Tiere vermeintlich artgerecht in die freie Natur zu entlassen? Jetzt werden die Schlangen zur Jagd freigegeben.
RUSSLAND: Demokratisierung oder nur Propaganda?
Autor: Stephan Stuchlik / ARD Moskau
In seiner Rede zur Lage der Nation forderte der russische Staatspräsident Dmitri Medwedew einen Ruck, der durch Russland gehen müsse: Die Gesellschaft müsse sich modernisieren, Eigenverantwortung als Leitprinzip gelten und die alten Kommandostrukturen gehörten abgeschafft. Pluralismus, Parteienwettbewerb und Rechtsstaatlichkeit tauchten am Horizont des rosigen Sonnenaufgangsgemäldes des Präsidenten auf. Räumt Medwedew jetzt mit dem System seines Vorgängers auf? Tatsächlich fingen die Fernsehkameras einen sichtlich erstarrten Ministerpräsidenten Wladimir Putin bei der Rede seines Nachfolgers ein. „Alles nur ein abgekartetes Spiel", sagen Kreml-Kenner. Und eine Beruhigungspille für das eigene Volk und den Westen.
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