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Weltspiegel

KENIA: Geiselhaft im Krankenhaus

Autor: Werner Zeppenfeld / ARD Nairobi

Seit es die Fallpauschale gibt, wollen deutsche Krankenhäuser ihre Patienten so schnell wie möglich wieder loswerden. Ganz anders läuft das in Kenia, zumindest für Patienten, die neben ihren Gebrechen auch noch unter chronischem Geldmangel leiden. Wer seine Krankenhausrechnung nicht bezahlen kann, wird in eine Art Geiselhaft genommen und muss so lange im Krankenhaus bleiben, bis Familie oder Freunde die geforderte Summe aufbringen. Je länger die finanzielle Geiselhaft dauert, umso ärger - denn jeder weitere Tag kostet zusätzlich. Die Inkasso-Praxis ist zwar ungesetzlich, aber seit Jahren üblich, weil eine gesundheitliche Grundsicherung fehlt. Selbst im berühmten und vergleichsweise gut ausgestatteten Kenyatta-Krankenhaus in der Hauptstadt Nairobi wurden 2009 rund 400 Patienten gegen ihren Willen festgehalten. Und so droht sich der Ort der Hilfe in sein Gegenteil zu verkehren - in ein Gefängnis, in dem Verarmung, Infektionen und weitere Krankheiten drohen.

USA: Bankbosse im Kreuzverhör

Autor: Klaus Scherer / ARD Washington

Auf den Zorn in der Bevölkerung hat Präsident Obama sofort reagiert. Er drohte damit, die Großbanken zu zerschlagen, damit keine Bank, die pleite geht, noch einmal das ganze System mit in den Abgrund reißen kann. Der Kampfansage des Präsidenten haben sich mehrere Wall-Street-Banken zumindest in einem Punkt gebeugt und die angekündigten exorbitanten Boni für ihre Top-Manager um einiges gekürzt. Anhörungen der Banker im Kongress gerieten fast zu Schauprozessen, dennoch ist das Gelingen einer echten Finanzmarktreform fraglich, obwohl auch immer mehr Verbraucher reagieren: Tatsächlich gibt es schon jetzt eine starke Bewegung kleiner Sparer, weg von den Konzernen und hin zu Lokal- und Regionalbanken - das Prinzip der Sparkasse erlebt eine Renaissance. Der Grund dafür: Die Großen füttern - trotz massiver Unterstützung mit Staats- und Steuergeldern - weiterhin ihr Management mit dicken Boni, halten aber ihre Privatkunden mit Krediten knapp. Und auch Chefs kleinerer Banken erkennen immer öfter, dass die Nähe zu den Kunden sie vor den Fehlern der Wall Street bewahrt.

FRANKREICH: Burka oder Baskenmütze?

Ein Land auf Identitätssuche

Autorin: Ellen Ehni / ARD Paris

Was macht einen echten Franzosen aus? Darüber diskutieren die Franzosen seit Monaten, ganz offiziell angeregt von der Regierung. Organisiert von den Präfekten, den Statthaltern des Präsidenten in den Departements, gab es dazu 350 öffentliche Diskussionen im ganzen Land, begleitet von einer Medienkampagne und einer Internetseite, auf der die Bürger ihre Meinungen kundtun sollten. Die Debatte lief etwas aus dem Ruder, weil so mancher ausländerfeindliche und rechtsextreme Franzose diese Foren für seine Zwecke nur zu gern nutzte. Die Debatte um das Wesen der Nation wurde schnell von einer heftigen Islamdiskussion überlagert und eine Burka-Kommission diskutierte ein Verbot des Ganzkörperschleiers. Eigentlich sollte es um die Grundwerte des Landes gehen, um die Dinge, die die Franzosen einen. Stattdessen entwickelte sich ein Streit, der das Land entzweite und zu rassistischen Entgleisungen führte. Jetzt wurde die Debatte erstmal auf Eis gelegt. Im April - nach den Regionalwahlen - wird sich Präsident Nicolas Sarkozy dazu zu Wort melden.

PAKISTAN: Babyklappen retten Kinderleben

Autor: Markus Gürne / ARD Neu Delhi

Sie liegen in alten Wiegen und schaukeln im Takt. Findelkinder, die in einer der neuen Babyklappen gefunden wurden, von ihren Eltern ausgesetzt, verstoßen. Und dennoch haben sie noch Glück gehabt, wenn sie im Ehdi-Center landen, einer Hilfsorganisation, die nicht gewollten Kindern in Pakistan das Leben rettet. 350 Häuser unterhält die Organisation bereits im ganzen Land, gegründet und geleitet von der resoluten Bilquis Ehdi, die man in Pakistan auch die Mutter Teresa von Karachi nennt. Manche der Kinder bleiben über viele Jahre in einem der Kinderschutzhäuser, andere finden durch Adoption eine neue Familie.

CHINA: Liuyang - die Feuerwerks-Metropole

Autor: Daniel Satra / ARD Peking

Der erste China-Böller wurde angeblich vor 1.300 Jahren in Liuyang gezündet. Noch heute werden in der Stadt in der südlichen Provinz Hunan 60 Prozent aller weltweit verkauften Raketen und Knaller hergestellt. In den 900 Feuerwerksfabriken der Stadt schuften die Fabrikarbeiter in spartanischen Hallen ganz ohne High-Tech. Das nicht ungefährliche Geschäft funktioniert noch immer fast gänzlich mit Handarbeit, denn Maschinen könnten heiß laufen. Die riskantesten Arbeitsplätze haben die Schießpulver-Stopfer: Sie sitzen allein in kleinen auf dem Gelände verteilten Bunkern, damit im Ernstfall nicht die ganze Fabrik in die Luft fliegt. Die Stadt lebt gut von der explosiven Branche, denn die Chinesen sind verrückt nach Feuerwerk, das für sie Tradition und Lebensgefühl schlechthin ist: Hunderte von Millionen von ihnen werden auch dieses Jahr wieder das chinesische Neujahrs- und Frühlingsfest - einer der wichtigsten Feiertage im Land - und damit auch das Jahr des Tigers mit Blitz und Donner begrüßen.

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Bayerischer Rundfunk
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