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Weltspiegel

CHINA: Wenn Wohnen unbezahlbar wird

Autor: Daniel Satra / ARD Peking

Am 1. Mai startet in Shanghai die Expo 2010. Die Weltausstellung hat den Bewohnern Shanghais gerade noch gefehlt: Um 12 Prozent sind die Immobilienpreise gestiegen - innerhalb eines Jahres. Zu Viert in der Wohnung in der Größe einer deutschen Studentenbude - das nehmen viele Chinesen auf sich in der Hoffnung, ein bisschen Geld auf die hohe Kante zu legen, um den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. Das Leben auf engstem Raum hat sogar ein eigenes chinesisches Wort: Schneckenhaus. Aber die rasant steigenden Preise machen jedes Sparen zunichte: Die ersehnte Drei-Zimmer-Wohnung rückt in unerreichbare Ferne: 300.000 Euro und mehr für eine 100-Quadratmeter-Wohnung - da können selbst Besserverdiener nicht mehr mithalten. Dass viele Immobilien jetzt zu reinen Spekulationsobjekten wurden, nimmt der chinesischen Mittelschicht jede Chance auf Wohneigentum und sorgt für sozialen Sprengstoff.

ISRAEL: Heiratsmarkt am Grab des Rabbi

Autor: Oliver Mayer-Rüth /ARD Tel Aviv

Rabbiner Ben Jonathan Uziel war reinen Herzens. Er blieb Junggeselle, um seine Liebe allen Menschen schenken zu können. Auch 2.000 Jahre nach seinem Tod glauben viele Juden an die Kraft des Rabbiners und pilgern an sein Grab. Denn wer dort betet - so die Legende - , soll innerhalb eines Jahres verheiratet sein. So kommen Heiratswillige aus der ganzen Welt in den malerischen Norden Israels und bitten am Schrein des Rabbiners um Hilfe.

Dem Volk Moses ist es besonders wichtig, innerhalb der eigenen Religion zu heiraten, um diese zu erhalten. Professionelle jüdische Vermittler suchten bereits im Mittelalter nach dem passenden Partner. Und heute gibt es die virtuelle Partnervermittlung über die Internetseite "J-Date". Die meisten Pilger, die zum Grab des Rabbi kommen, suchen zusätzlich per "J-Date" nach dem Glück: Sie verlassen sich im Zeitalter der Social Networks nicht nur auf die Legende um Rabbi Uziel.

KENIA: Die Chinesen sind da!

Autorin: Birgit Virnich

Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt, besagt ein chinesisches Sprichwort. Eine Straße von Kairo nach Kapstadt, einst der Traum der Kolonialherren; jetzt bauen die Chinesen sie. Erst mit einer Straße kommt der Wohlstand und das wird auch in Afrika nicht anders sein: Eine Straße sei der Schlüssel zu allem, sagen hier viele Menschen. Werden die Chinesen so zu den neuen Kolonialherren Afrikas?

Für China bedeutet der Kontinent in erster Linie einmal Zukunft - als dringend benötigter Absatzmarkt und unerschöpfliche Quelle von Rohstoffen. Im Gegenzug bringt Peking billig, schnell und einfach Afrikas Infrastruktur auf Vordermann. Birgit Virnich hat in Kenia und Sambia hinter die Kulissen chinesischer Entwicklungshilfe geblickt und recherchiert, ob diese tatsächlich auch den Afrikanern zugute kommt oder die Chinesen sich nur selbst bedienen.

SPANIEN: Der Wächter des Jakobswegs

Autor: Thomas Schneider / ARD Madrid

Tomás Martínez hat kein fließendes Wasser, aber eine offene Tür. Seine Pilgerherberge ist jeden Tag im Jahr rund um die Uhr geöffnet - in den Bergen von Leon, umgeben von Nebeln und Wolken - genau da, wo Spanien nicht mild-mediterran ist, sondern rau. Niemand verkörpert so sehr wie Tomás den Boom des Jakobswegs: Als er in den 80er Jahren arbeitslos wurde, machte er mehr aus Langeweile eine Pilgerreise nach Santiago. Und weil er sowieso gerade eine neue Perspektive brauchte, beschloss er, sein Leben ganz in den Dienst der Pilger zu stellen. Er suchte sich eine längst verlassene und verfallene Siedlung und eröffnete seine Pilgerherberge - ohne Geld, ohne Mitstreiter, ohne Erfahrung. Seine Geschichte ist exemplarisch: Als erster erweckte er eine alte Pilgerstation nach Jahrhunderten zu neuem Leben. An vielen Orten entlang der Strecke tun es ihm inzwischen andere nach. Spaniens vernachlässigter Norden hat auf diese Weise zu sich selbst gefunden.

USA: Armenhilfe als Lotteriespiel

Autor: Klaus Scherer / ARD Washington

Langsam erholt sich Amerikas Wirtschaft, aber die Arbeitsplätze kommen nicht zurück. Im Mittleren Westen haben vielerorts 20 Prozent der Menschen keine Arbeit. Einst - vor der Krise - übernahmen Hilfsorganisationen auch mal die Wasser- oder Stromrechnung von Leuten, deren Geld gerade fürs Essen reichte. Nachdem die Warteschlangen der Hilfsbedürftigen immer länger wurden, entscheidet jetzt das Los: Jeden Montag ist Lotterie. Doch statt Millionen winkt in Iowa nur ein Zuschuss zur überfälligen Rechnung. Schon das ist viel für Menschen, die selbst mit drei Jobs ihre Familien nicht über die Runden bringen. Amerika ganz unten.

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Bayerischer Rundfunk
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