Mo., 19.07.10 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Frankreich: Algenpest in der Bretagne
Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber erst seit im letzten Jahr ein Pferd in einem Sumpf aus giftigen Algen verendete, wird die Algenpest in der Bretagne als echtes Umweltdebakel gesehen. Zehntausende von Tonnen grüner Algen werden auch diesen Sommer wieder an die Küste geschwemmt. Wenn sie am Strand verfaulen, entwickeln sie giftige Gase. Und die sind vermutlich viel gefährlicher als bislang offiziell bekannt. Experten zufolge starb möglicherweise ein Arbeiter an den gesundheitsschädlichen Gasen. Viele Gemeinden versuchen jetzt mit immensem Aufwand, die Algen von den Stränden zu schaffen. Eine Sisyphusarbeit, die solange ohne durchgreifenden Erfolg bleiben wird, solange die Ursache der Plage nicht beseitigt ist: Die Güllemassen der intensiven Landwirtschaft.
Autor: Michael Strempel, ARD Paris
USA: Kein Schutz für whistleblower
Für das englische Wort „whistleblower" gibt es keine wirkliche Übersetzung ins Deutsche. Es meint Menschen, die „etwas verpfeifen", die brisante Informationen aus Betrieben oder der staatlichen Verwaltung an die Öffentlichkeit geben, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Für die, die etwas verheimlichen wollen, sind sie Nestbeschmutzer und Verräter, für die kritische Öffentlichkeit aber Helden. Als Barack Obama US-Präsident wurde, versprach er mehr Schutz für Informanten: Jeder von ihnen solle wissen, dass diese Regierung nicht auf Seiten derer steht, die Informationen zurückhalten, sondern bei denen, die sie bekannt machen. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: etwa im Falle der Online-Plattform Wikileaks, die Videomitschnitte aus dem Irak veröffentlichte, die US-Soldaten bei mutmaßlichen Kriegsverbrechen zeigte. Der Informant wurde ins Gefängnis gebracht, die Täter aber gingen bisher straffrei aus. Experten sind sich sicher: Nur mit „whistleblowern", die gesetzlich geschützt würden, ließen sich auch Öko-Katastrophen, wie derzeit im Golf von Mexiko, verhindern.
Autor: Klaus Scherer, ARD Washington
Israel: Vertreibung aus dem Gelobten Land
Lange waren vor allem Palästinenser die Gastarbeiter in Israel. Doch seit einigen Jahren werden sie zunehmend von Asiaten verdrängt. Viele der Chinesen und Thailänder sind Frauen, die in Israel leben und oft als Hausmädchen oder in der Altenpflege arbeiten. Das Problem: Die Frauen haben nur so lange ein Aufenthaltsrecht in Israel, solange sie keine Kinder gebären. Dann müssen die Frauen spätestens nach drei Monaten das Land verlassen. Viele bleiben trotzdem, illegal. Eine Spezialeinheit der Polizei soll die Frauen aufspüren und außer Landes bringen. Diese rigide Abschiebepolitik sorgt in Israel für heftige Diskussionen. Der Innenminister will mit der Aktion die „jüdische Identität des Staates" bewahren, Kritiker betrachten die Lage vieler Ausländer als „beschämend und schlimm".
Autor: Richard C. Schneider, ARD Tel Aviv
Südafrika: Kampf gegen Biopiraterie
Natur hilft manchmal besser als Chemie. Jeder Kranke weiß um die Wirkung von Heilpflanzen. Aber natürlich auch die Pharmaindustrie. Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen Großkonzerne versuchen, Patente auf die Nutzung etwa von uralten Kräutern in Entwicklungsländern anzumelden. Traditionelle Nutzer werden an den Gewinnen meist nicht oder nur gering beteiligt. So jetzt auch mehrere Fälle in Südafrika. Rooibos (Rotbusch) ist ein bekannter Tee, aber die Pflanze wird in der traditionellen Medizin seit Jahrhunderten auch zur Behandlung von Haut- und Haarkrankheiten eingesetzt. Nun will ein großer internationaler Pharmakonzern Patente auf die entzündungshemmende Wirkung von Rooibos anmelden. Dagegen regt sich in Südafrika Widerstand.
Autorin: Ute Brucker, ARD Johannesburg
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