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Weltspiegel

HAITI: Was wurde aus den Spenden?

Am 12. Januar dieses Jahres bebte in Haiti die Erde. Die Bilanz: 230000 Menschen starben, weit über eine Million wurden obdachlos, die Infrastruktur verwüstet. Eine beispiellose Spendenaktion lief an, Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt versuchen seitdem, das karibische Land wieder in die Normalität zu führen. Doch auch wenn es viele gute, kleine Hilfsprojekte gibt, nach einem halben Jahr geht insgesamt der Aufbau nur schleppend voran. Immer noch leben Hunderttausende in Zelten, die Straßen sind weiter voller Schuttberge. Hilfe wird zur Sisyphosarbeit. Klaus Weidmann, ARD Port-Au-Prince

ÄGYPTEN: Ein Fischer und seine Frauen

Sayyed Shedid ist knapp 60, lebt seit seiner Kindheit auf einer Nilinsel im Süden Kairos, arbeitet als Fischer und - so erzählt er stolz - fischt sich immer wieder Ehefrauen. Das islamische Recht erlaubt ihm, mit vier Gemahlinnen gleichzeitig zu leben. Sayyed Shedid ist Anhänger der sogenannten Vielehe, mit der Betonung auf „viel". 19 Mal war er bisher verheiratet. Immer wenn er eine neue Frau findet, trennt er sich zuvor von einer seiner vier Ehefrauen. 49 Kinder hat er gezeugt. Viele sind Berufsfischer wie er. Sayyed hat eine kleine Dynastie gegründet, die ihm Wohlstand bringt und ihm erlaubt, auch seine Ex-Frauen großzügig zu unterstützen. Trotz dieses Beispiels schwindet aber unter arabischen Männern die Begeisterung über die Vielehe. Deren Urteil: Zu teuer und emotional zu anstrengend. Benjamin Cors, ARD Kairo

IRAN: Jugend in der Warteschleife

Sara hat einen Traum: Sie würde gerne als Solosängerin in Pop-Konzerten auftreten. Doch das ist im heutigen Iran verboten. Die Sittenpolizei hatte ihr gesagt, dass „Männer durch den Gesang einer Frau erregt würden" und das könne man nicht zulassen. Sara ist es peinlich darüber zu sprechen - sie will nicht, dass ihr Land als rückständig erscheint. Und so übt sie in ihrer Wohnung für den Tag, an dem sich im Iran etwas ändern könnte und sie doch einmal offen auftreten darf. So wie Sara befinden sich viele junge Menschen in einer Art Warteschleife, in der Hoffnung auf einen Wandel, der bisher nicht gekommen ist. Zensur, Einschüchterung und Verfolgung durch die Sittenpolizei bestimmen den Alltag vieler Jugendlicher im Iran, auch ein Jahr nach den blutigen Auseinandersetzungen während der Präsidentschaftswahlen.

Martin Weiss, ARD Teheran

CHINA: Der unbeugsame Herr Wu

Wu Lihong wurde geschlagen, gefoltert für drei Jahre ins Gefängnis gesteckt, weil er die Mächtigen störte. Jahrelang hatte er Beweise gesammelt, dass chinesische Fabriken giftige Abwässer in den idyllischen Taisee leiteten. Er hatte dies öffentlich gemacht und wurde dafür weggesperrt, weil er mächtigen Fabrikbesitzern ein Dorn im Auge war. Nach seiner Haftentlassung vor kurzem kämpft Herr Wu aber weiter. Denn an der ökologischen Katastrophe rund um den Taisee hat sich - zu seinem Bedauern - nichts geändert. Daniel Satra, ARD Peking

WESTJORDANLAND: Cinema Jenin

Ismael Khatib hat seinen Sohn verloren. Vor 5 Jahren wurde der damals elfjährige Ahmed von israelischen Soldaten erschossen. Trotzdem spendete der Vater die Organe des getöteten Sohn israelischen Kindern, als Zeichen der Versöhnung. Der deutsche Regisseur Marcus Vetter hat darüber einen preisgekrönten Dokumentarfilm gedreht, der nun zum ersten Mal in Westjordanland gezeigt wird, in der Heimatstadt von Isamel Khatib, in Jenin. Dafür wurde eigens ein Kino wieder aufgebaut, das zu Zeiten der ersten Intifada geschlossen und zerstört wurde. Auch das Kino soll ein Zeichen der Versöhnung setzen. Richard C. Schneider, ARD Tel Aviv

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