Mo., 02.08.10 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
KORSIKA: Immobilienspekulation an der Küste
Autorin: Ellen Ehni / ARD Paris
„Nur noch" 43 Sprengstoffanschläge auf Feriensiedlungen und Prestigevillen an den Küsten Korsikas gab es im letzten Jahr. Kein Vergleich zu den über 800 in die Luft gejagten Ferienhäusern im „Spitzenjahr" 1982. Zynischerweise wurde die „Insel der Schönheit" in den letzten Jahrzehnten durch den Terror nationalistischer Extremisten beschützt und von Bausünden verschont. Das ändert sich jetzt: Grund genug für heute eher friedlichen Widerstand. Ein regionales Gesetz schreibt vor, dass der freie Zugang zum Strand auch von Grundstückseigentümern garantiert werden muss - eigentlich. Golfplätze, Hotelanlagen und Villenareale, die dazu oft auch noch illegal gebaut wurden, versperren aber mit Mauern, Zäunen und Schranken den Weg der Korsen zum Meer. Viele Politiker wollen daran nichts ändern, da sie sich lieber für den Profit als für Umweltschutz und die Rechte ihrer Bürger entscheiden.
TÜRKEI: Istanbul verspielt Weltkulturerbe
Autor: Michael Schramm / ARD Istanbul
Noch bis zum 3. August tagt das Weltkulturerbekomitee der UNESCO in Brasilia. Das deutsche Wattenmeer wurde bereits in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, aber einigen Orten droht auch, diesen Status zu verlieren. Mit dabei Istanbul: 2.500 Jahre Geschichte liegen in Schichten unterhalb der Stadt zwischen Europa und Asien. Seit 1985 ist die osmanische Altstadt mit Hagia Sofia und Blauer Moschee Teil des Weltkulturerbes. Aber die UNESCO will das historische Istanbul auf die rote Liste des bedrohten Weltkulturerbes setzen, denn Europas Kulturhauptstadt 2010 reißt großzügig seine alten Bauten ab und heizt die Bauspekulation an. Vernachlässigte Restaurierungen, verfallende Kulturdenkmäler - die Liste der Mängel ist lang. Der Weltspiegel zeigt die andere Seite der Touristenmetropole.
CHINA: Aufstand der Arbeiter
Autorin: Ariane Reimers / ARD Peking
Seit einigen Wochen gibt es in Südchina immer wieder Proteste der Arbeiter. Streik in China - das gab es so gut wie noch nie, sieht sich die dem Namen nach kommunistische Regierung doch als Vertreterin der Arbeiter. Es sind vor allem junge Wanderarbeiter, die die Arbeit niederlegen. Unbekümmert und furchtlos streiten sie für mehr Lohn, wollen sich nicht mehr mit umgerechnet 100 Euro Netto im Monat zufrieden geben. Vor allem im produktiven Perlflussdelta wird eine Fabrik nach der anderen von der Streikwelle erfasst - und die Arbeitgeber sind nachgiebig. Bis jetzt hatten alle Streiks Erfolg, die Forderungen der Belegschaften wurden überall größtenteils erfüllt. Ein Grund ist sicherlich, dass die bisher bestreikten Betriebe alle in ausländischer Hand sind und die chinesische Regierung sich deshalb weitgehend zurückhält. Ist das der Beginn von Arbeitskämpfen auf breiter Front?
BRASILIEN: Teufelsdroge am Zuckerhut
Autor: Thomas Aders / ARD Rio de Janeiro
Der 19-jährige Wellington lebt seit sechs Jahren auf der Straße und raucht Crack. Begleitet von seinen vier jüngeren Geschwistern versucht Großmutter Maria ihn zur Therapie zu bringen. 60 Kilometer von der Stadt entfernt im Grünen soll er in einer Selbsthilfegruppe von der Droge loskommen. Schon nach kurzer Zeit beginnen die Schmerzen des Entzugs und Wellington steht vor einer Entscheidung.
Crack - ein rauchbarer Kokainverschnitt - hat mit 90 Prozent Marktanteil die Drogenwelt Rio de Janeiros aufgerollt: Einfach zu handhaben, in der Beschaffung anfänglich verhältnismäßig billig und fatal schnell und stark in der Wirkung gilt Crack als die Droge, die noch vor Nikotin und Heroin am stärksten abhängig macht. Ganz schnell brauchen die immer jüngeren Konsumenten immer mehr davon. Und wieder loszukommen von der Teufelsdroge ist fast unmöglich in einer Stadt, wo Drogenopfer von der Polizei gejagt und misshandelt werden und es im gesamten Bundesstaat nur eine staatliche Entzugsklinik gibt.
USA: Welpen hinter Gittern - Hundedressur im Knast
Autor: Klaus Scherer / ARD Washington
Eigentlich ist es eine originelle Art der Resozialisierung: Im Gefängnis übernehmen Frauen - viele mit Haftstrafen von zehn Jahren und mehr - die Grundausbildung der Hundebabys, die später einmal Polizeiarbeit leisten, Sprengstoff und Drogen erschnüffeln sollen. Monatelang musste der Weltspiegel auf eine Dreherlaubnis im einzigen Frauengefängnis des Bundesstaates New Jersey warten, um das filmen zu können, was so gern als Win-Win-Situation bezeichnet wird: Die Häftlinge haben alle Zeit der Welt, um sich den Welpen zu widmen, gleichzeitig verändert der Umgang mit den Hunden die langjährigen Gefangenen zum Positiven und der Staat spart dabei noch viel Geld: Resozialisierung mit dem Hund. Freilich übernehmen die Frauen im Gefängnis nur die Grundausbildung, das Stubenreinwerden und die Gewöhnung an eine Leitperson. Das innovative Programm heißt bezeichnenderweise Puppies behind bars - Welpen hinter Gittern.
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