Mo., 06.09.10 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Chile: Helden unter Tage
Sie haben - unfreiwillig - den Rekord gebrochen. Bisher galten drei chinesische Bergleute als diejenigen, die am längsten unter Tage überlebt hatten, als sie im Juli 2009 nach 25 Tagen gerettet werden konnten. In der Mine San José in der chilenischen Atacama Wüste harren die verschütteten Kumpel schon mehr als vier Wochen aus und bis zu ihrer hoffentlichen Rettung werden noch einige Monate vergehen. Die Minenarbeiter zeigen sich aber gefasst und bisher erstaunlich robust.
Peter Puhlmann, ARD Mexiko
Mexiko: Killing Fields
Die Opfer lasen sich kaum noch zählen. Ciudad Juarez, die mexikanische Industrie-Stadt an der Grenze zur USA ist zur Stadt der Tausenden Tote geworden. Innerhalb eines Jahres wurden rund 2600 Menschen ermordet. Jeden Tag gibt es weitere grausige Funde. Es tobt ein blutiger Krieg zwischen rivalisierenden Drogenbanden, korrupten Polizisten und Militärs. In der gefährlichsten Stadt der Welt ist der Respekt vor dem Leben verschwunden.
Stefan Schaaf, ARD Mexiko
Ghana: Das Geschäft mit dem Elektroschrott
Hunderttausende von Tonnen kaputter Computer und Fernseher werden Jahr für Jahr aus Europa in Länder der Dritten Welt verschoben. Das ist illegal, aber gängige Praxis. Der Elektroschrott landet auf eigenen großen Müllhalden, wie in Accra, der Hauptstadt Ghana. Hier liegt der größte Friedhof für Rechner und Monitore in Afrika. Kinder und Jugendliche suchen den Müll nach Verwertbaren ab, verbrennen Kabel und Geräteteile und vergiften sich dabei.
Werner Zeppenfeld, ARD- Nairobi
China: Der unbeugsame Herr Wu
Wu Lihong wurde geschlagen, gefoltert und für drei Jahre ins Gefängnis gesteckt, weil er die Mächtigen störte. Jahrelang hatte er Beweise gesammelt, dass chinesische Fabriken giftige Abwässer in den idyllischen Taisee leiteten. Er hatte dies öffentlich gemacht und wurde dafür weggesperrt, weil er mächtigen Fabrikbesitzern ein Dorn im Auge war. Erst vor Kurzem aus der Haft entlassen, kämpft Herr Wu aber weiter. Denn an der ökologischen Katastrophe rund um den Taisee hat sich - zu seinem Bedauern - nichts geändert.
Daniel Satra, ARD Peking
Spanien: Die Ni Ni Generation
Einfach bei Mama „abhängen", weder arbeiten noch zur Schule gehen. Das ist Alltag bei vielen Jugendlichen in Spanien. Etwas verächtlich wird dort von einer Generation „Ni Ni" gesprochen. „Ni Ni" heißt übersetzt „weder noch": Weder Arbeiten, noch eine Ausbildung machen. Spanien wurde von der Wirtschafts- und Finanzkrise besonders hart getroffen. 40 Prozent aller Jugendlichen haben keinen Job, in einigen Vierteln der Großstädte finden manchmal sogar drei von vier Jugendlichen keine Arbeit.
Annekatrin Lammers, ARD Madrid
Kirgistan: Ein Biedermann als Brandstifter
Tschailoobek Atasow ist in Kirgistan ein bekannter Kickboxer. Er lebt in Osch, in der Stadt, in der im Juni dieses Jahres ein Streit zwischen Usbeken und Kirgisen in einem Restaurant einen regelrechten Bürgerkrieg auslöste. Häuser brannten, Menschen wurden ermordet, ganze Straßenzüge verwüstet, Zentausende Usbeken flohen vor kirgisischen Mördertruppen ins benachbarte Ausland. Jetzt sollen OSZE Polizisten helfen, die wiederhergestellte, aber zerbrechliche Ruhe in Osch zu sichern. Nur Herr Tschailoobek Atasow hat etwas dagegen. Er nutzt seine Popularität, um den Widerstand gegen die ausländischen Polizisten zu organisieren. In den usbekischen Stadtvierteln geht wieder die Angst um vor einem erneuten Aufflammen des ethnischen Konfliktes.
Ina Ruck, ARD Moskau
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