Mo., 30.08.10 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
ÖSTERREICH: Raffgier und Vetternwirtschaft - Das System Haider
Autor: Thomas Morawski / ARD Wien
Erst nach seinem Tod tut sich langsam der Abgrund auf, in dem Jörg Haider, verstorbener Landeshauptmann von Kärnten, lebte und regierte: Von einer Bananen-Republik oder dem „System Haider" ist jetzt die Rede. Täglich tauchen in Österreich neue Skandalgeschichten auf: Hatte er schwarze Kassen in Liechtenstein? Kassierte der Rechtspopulist auch vom irakischen Diktator Saddam Hussein Millionen? Und versorgten sich auch seine Gefolgsleute, die sogenannten „Buberln", mit einflussreichen Posten und Millionen? Auch bayerische und deutsche Steuerzahler müssen die Rechnung dafür zahlen, nachdem die Kärntner Pleitebank Hypo Alpe-Adria überteuert an die Bayerische Landesbank verscherbelt wurde. Fest steht, dass es in Österreich eine Mischung von Vetternwirtschaft, Parteienfilz und Selbstbedienungsmentalität gibt, gegen die die völlig unterbesetzte Staatsanwaltschaft nahezu machtlos scheint.
RUSSLAND: Kahlschlag für die Monsterautobahn?
Autor: Olaf Bock / ARD Moskau
18 Spuren soll sie einmal haben, die geplante Autobahn zwischen Moskau und St. Petersburg. Unbestritten ist, dass die beiden größten Städte des Landes eine neue, moderne und schnelle Autobahnverbindung brauchen. Für den Kreml ist die geplante 650-Kilometerstrecke ein Prestigeobjekt, für Umweltschützer dagegen die reinste Provokation, soll doch dafür ein Teil eines Waldes mit tausend Jahre alten Eichen gefällt werden. Dagegen gehen die Waldschützer auf die Barrikaden, stellen sich gegen die autoritären Behörden und fordern eine alternative Streckenführung. Längst ist der Konflikt zwischen Naturschützern und den Bauverantwortlichen eskaliert: Ein Journalist, der über mögliche Korruption bei dem Projekt berichtete, wurde bei einem Überfall Unbekannter lebensgefährlich verletzt. Die Umweltschützer glauben, dass mit dem Straßenbau auch der Rest des Waldes kommerziellen Interessen weichen wird. Gerade angesichts der verheerenden Brände im ganzen Land ist das ein explosives Thema.
NORWEGEN: Bücherdorf zwischen Fjord und Gletscher
Autorin: Claudia Buckenmaier / ARD Stockholm
Nur 280 Einwohner hat der kleine Ort Fjærland, aber eine Viertelmillion Bücher. Und die verteilen sich über die 12 Läden des Ortes, der idyllisch zwischen Gletscher und Fjord liegt. Aber auch in Regalen an der Straße oder im aufgelassenen Kuhstall finden sich Bücherregale: Das größte Antiquariat Norwegens vor atemberaubender Natur - im Sommer eine große Touristenattraktion, die Fjærland wieder zum Leben erweckt hat, nachdem eine Ortsumgehungsstraße das Dorf vor 15 Jahren in großer Stille versinken ließ.
PALÄSTINA: Frauen machen Karriere
Autor: Richard C. Schneider / ARD Tel Aviv
Am 2. September starten neue - man will es kaum aussprechen - Friedensgespräche für den Nahen Osten. Gibt es also doch noch eine Chance für ein friedliches Zusammenleben zwischen Israelis und Arabern, Juden und Muslimen? Trotz aller Konflikte geht die Entwicklung auch so und ohne offiziellen Frieden weiter, auch in den palästinensischen Autonomiegebieten: Dort mischen immer mehr Frauen im öffentlichen Leben mit: Ramallah zum Beispiel wird von einer Gouverneurin regiert. Aber auch in der Wirtschaft gibt es immer mehr Frauen, die den Ton angeben und erfolgreich ihre Unternehmen führen. Und das alles scheint ganz sanft im Einklang mit der Religion zu funktionieren. Widerstand gibt es höchstens in traditionellen Familien und dort besonders bei den Vätern, die immer noch meinen, Frauen seien am besten zu Hause aufgehoben.
PAKISTAN: Das Chaos nach der Katastrophe
Autoren: Markus Gürne / Florian Meesmann / ARD Neu Delhi
Spenden für Pakistan? Viele Menschen - zumindest in Europa und Amerika - reagieren da eher verhalten mit Gleichgültigkeit oder sogar Misstrauen. Ein Land, das Atomwaffen besitzt, aber gleichzeitig einer großen Naturkatastrophe hilflos gegenüber steht, in dem die Korruption regiert und der Sicherheitsapparat islamistisch unterwandert zu sein scheint, blockiert bei vielen Menschen Mitleid und Hilfsbereitschaft. Dabei wäre besonders in der Katastrophe Beistand nötig und auch sinnvoll: Gerade jetzt lassen sich die Herzen der Pakistaner mit schneller und organisierter Hilfe erobern und die verzweifelten Menschen werden nicht den Islamisten überlassen. Der WELTSPIEGEL zeigt, wie in Pakistan geholfen wird und was die Pakistaner selbst für ihr Land und ihre von der großen Flut getroffenen Mitbürger tun.
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