Mo., 29.11.10 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
PORTUGAL: Rettungsschirm trotz Reformen?
Autorin: Annekarin Lammers / ARD Madrid
Krise, Krise, Krise: Europa bangt um den Euro, nachdem sich nach Griechenland und Irland jetzt auch die iberische Halbinsel im Abwärtstaumel befindet. Portugal könnte der nächste Pleitekandidat sein. Das Land hat handfeste wirtschaftliche Probleme, obwohl die Regierung ihren Bürgern bereits nie zuvor gesehene Sparprogramme zugemutet hatte, um das Haushaltsdefizit zu senken. Doch das reicht alles nicht: jetzt sieht sich auch das kleine Portugal im Würgegriff der Finanzmärkte, die die Risikoaufschläge für Staatsanleihen in die Höhe treiben. Depression macht sich breit bei den Portugiesen und die Angst vor einer düsteren und unsicheren Zukunft.
HAITI: Wahlen in Zeiten der Cholera
Autor: Peter Sonnenberg / ARD Haiti
Mitten im Chaos wählt Haiti am Sonntag einen neuen Präsidenten. Immer noch liegt das Land in Trümmern des Erdbebens vom Januar, aber vor allem die Vereinten Nationen brauchen eine demokratisch legitimierte Regierung als Partner für den Wiederaufbau. Den ohnehin schwierigen Wahlkampf verschärft eine schwere Cholera-Epidemie mit bereits über tausend Toten und zigtausend Infizierten. An vielen Haitianern geht die bevorstehende Wahl völlig vorbei, sie sind mit Überleben beschäftigt. Resigniert und lethargisch die einen, aber auch bei den politisch Interessierten sind die Erwartungen an eine neue Regierung äußerst gering: Kommen doch allein 16 der insgesamt 18 Präsidentschaftskandidaten aus dem alten korrupten System.
IRAN: Aids - Die versteckte Seuche
Autor: Martin Weiss / ARD Teheran
Die iranische Regierung spricht offiziell von 80.000 HIV-Infizierten im Land, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Denn trotz offizieller Zahlen ist Aids ein Tabuthema im Gottesstaat. Weil es die klassischen Risikogruppen wie Drogenabhängige und Prostituierte nach offizieller Lesart in Iran gar nicht geben darf und Schwulsein per Gesetz verboten ist, gibt es auch so gut wie keinerlei Aufklärung über Ansteckung und Vorbeugung in Sachen Aids. Dennoch werden die Infizierten nicht völlig im Stich gelassen. In vielen Krankenhäusern Irans gibt es Aidszentren, in denen die Kranken behandelt werden.
VIETNAM: Wie das alte Hanoi totmodernisiert wird
Autor: Robert Hetkämper / ARD Singapur
Hanois Altstadt ist quirlig, geschäftig, wuselig und dabei gleichzeitig so romantisch: Die alte, oft französisch inspirierte Architektur inmitten Asiens übt einen ganz besonderen Reiz aus. Aber die Altstadt ist in Gefahr: Übervölkerung, Touristenkommerz und Teuerung verdrängen die alt eingesessenen Bewohner. Die sind in der Altstadt geboren, ziehen von dort aber wegen schlechter Lebensbedingungen und der zunehmenden Enge weg. Auch die vietnamesische Mittelschicht mit ihren Kleinfamilien bevorzugt Einfamilienhäuser am Stadtrand. So verliert die historische Altstadt Hanois Leben, Charme und ihre Identität, droht zur seelenlosen "globalisierten" Touristenkulisse zu verkommen.
TÜRKEI: Boom statt Bomben - Versöhnung im Kurdenkonflikt?
Autor: Michael Schramm / ARD Istanbul
Über Jahrzehnte weigerte sich der türkische Staat strikt, mit Vertretern der Kurden über eine friedliche Beilegung des Konflikts auch nur zu reden. Die Bilanz bis heute: Mehr als 40.000 Tote, eine Million Flüchtlinge und 3.000 zerstörte Dörfer. Nun gibt es Anzeichen für ein dauerhaftes Tauwetter: Erstmalig hat die "Untergrundorganisation Arbeiterpartei Kurdistans", kurz PKK, zweimal hintereinander einen einseitigen Waffenstillstand erklärt. Und: der gefangene PKK-Chef Öcalan spricht gar von "Verhandlungen", die er mit der Türkei führen würde. Beide Seiten haben wohl eingesehen, dass sie mit Waffen und Anschlägen nicht mehr weiterkommen. Die PKK verliert zunehmend Rückhalt in den eigenen Reihen, auch weil die Wirtschaft im Kurdengebiet boomt und die Menschen jetzt eine Perspektive für sich sehen. Und der türkische Staat räumte bei sich Fehler und den Kurden mehr Freiheiten ein.
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