Mo., 06.12.10 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Brasilien: Der Schatz aus der Tiefsee
Fast im Wochentakt entdeckt Brasilien neue Öllagerstätten. Die meisten von ihnen im Atlantik, einige Hundert Kilometer vor den berühmten Küsten. Auf einigen der in Windeseile errichteten Bohrplattformen ist die Produktion bereits angelaufen. In wenigen Jahren will Brasilien einer der größten Erdölproduzenten der Welt sein. Das ganze Land befindet sich im Ölrausch. Wirtschaft und Arbeitsmarkt boomen wie nie zuvor. Risiken werden allerdings häufig ausgeblendet. Das meiste Öl liegt in einer Tiefe von rund 7 000 Metern. Die Förderung ist ein riskantes Unterfangen. Umweltschützer warnen vor einer ähnlichen Öko-Katastrophe wie im Golf von Mexiko. Michael Stocks, ARD Rio
Marokko: Die letzten öffentlichen Schreiber
Es gibt sie noch in Rabat: die öffentlichen Schreiber. Auf alten rostigen Schreibmaschinen tippen sie für Menschen Briefe an Ämter und Behörden. Die Analphabeten sind eine der wichtigen Kundengruppen, von denen ein öffentlicher Schreiber lebt. In Marokko können 45 Prozent der Erwachsenen nicht lesen und schreiben, darunter besonders viele Frauen. Aber die Hochzeiten der Schreiber sind längst vorbei: Auch in Marokko kann man inzwischen überall und vor allem billig telefonieren. Und das bekommen die Schreiber zu spüren. Sie haben immer weniger zu tun. Manchmal vergehen über dem Teetrinken ganze Tage, ohne dass sich Kundschaft zeigt. Ein alter ehrwürdiger Berufsstand stirbt langsam aus. Thomas Schneider, ARD Madrid
Jemen: Land ohne Wasser
Der Jemen ist das ärmste arabische Land. Und schon in zwanzig Jahren wird Jemen das erste Land der Welt sein, das ohne eigenes Trinkwasser auskommen muss. Das hat nur bedingt mit dem globalen Klimawandel und der fortschreitenden Verwüstung am Golf von Aden zu tun. Das Land gräbt sich vielmehr buchstäblich das eigene Wasser ab. Der Grund ist die Volksdroge Kat. 70% aller Jemeniten kauen täglich die euphorisierenden Blätter des Kat-Baumes. Die Plantagen müssen intensiv gewässert werden. Mit Grundwasser, das bald versiegen wird. Das durch Stammesfehden, Krieg und Terroranschläge gebeutelte Land läuft auf den wirtschaftlichen Ruin zu.
Jörg Armbruster, ARD Kairo
Italien: Berlusconi, die Stadt und der Müll
Das Militär ist jetzt in Neapel eingerückt. Die Aufgabe der Spezialtrupps: Müll abtransportieren. Neapel erstickt im Abfall, in den Straßen stapelt sich der Dreck. Ratten bevölkern die Gassen. Eine dauerhafte Lösung ist nicht in Sicht. Die EU will Subventionen streichen und Bußgelder verhängen. Und für viele ist der Schuldige ausgemacht: Nicht unfähige und korrupte Lokalbehörden sondern Regierungschef Berlusconi selbst. Er sei ineffizient und inkompetent und vergesse über all seine Affären das Regieren. Der Müllskandal bedroht nun Berlusconis Macht. Dr. Bernhard Wabnitz, ARD Rom
Südkorea: Keine Entspannung an der Grenze
Nach dem jüngsten Artillerieangriff Nordkoreas auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong ist keine Entspannung in Sicht. Auch wenn wieder Alltag in Seoul, der Hauptstadt des demokratischen Südkoreas eingezogen ist, die Menschen bleiben in Sorge über das, was der kommunistische Norden wirklich plant: Ein Land, aus dem nur spärlich Informationen nach draußen dringen. Der Weltspiegel hat sich mit nordkoreanischen Überläufern getroffen. Sie zeichnen ein Bild eines bettelarmen Landes, das im eisernen Griff des Noch-Machthabers Kim Jong-Il und seiner brutalen Geheimdienste ist. Mario Schmid, ARD Tokio
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