Mo., 24.01.11 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
ALGERIEN: Springt der Funke über?
Autor: Thomas Schneider / ARD Madrid
Macht Tunesien in Nordafrika und vielleicht sogar im ganzen arabischen Raum Schule und beseitigt korrupte Diktaturen und Scheindemokratien? In Algerien sind 70 Prozent der Menschen jünger als 30 Jahre und profitieren fast gar nicht vom herrschenden System. In dem reichen Erdölland verarmt zusehends selbst die Mittelschicht, Arbeitslosigkeit ist nahezu schon der Regelfall unter den jüngeren Algeriern. Die Proteste sind auch hier Ausdruck der Ausweglosigkeit einer verlorenen Generation. Und obwohl die Regierung die Preise für die Grundnahrungsmittel massiv gesenkt hat und die Polizei zurückhält, bleibt die Lage vieler verzweifelter Bürger bislang unverändert.
MAROKKO: Die Zedernmafia vom Atlas
Autorin: Annekarin Lammers / ARD Madrid
Auf über 2.000 Meter Höhe ist Förster Mustafa Hafid hinaufgefahren. Hier oben im Mittleren Atlas Marokkos wachsen die mächtigen Zedern - und sie werden illegal abgeholzt. Gewütet hat hier die so genannte Zedern-Mafia, erzählt uns Förster Hafid. Er und Ait Aziz, ein Bewohner aus dem nahe gelegenen Dorf Tikajouine, haben uns hierher geführt. Es sind mächtige Bäume, bis zu 50 Meter hoch, sie duften würzig. Und hier liegen sie kreuz und quer: abgeholzte Zedern, Jahrhunderte alte Bäume, gefällt in ein paar Minuten. So bereichert sich auf Kosten der Natur und der Bevölkerung eine Clique aus Händlern, Polizisten und Politikern. In Nordafrika ist das ganz normal.
UNGARN: Der allmächtige Orban
Thomas Morawski / ARD Wien
In seinem Heimatdorf Felcsut ist er ein Held: Viktor Orban hat dem Dorf eine Landesfußball-Akademie beschert, politische Freunde sind involviert. Man macht Geschäfte. Außerhalb der Grenzen Ungarns ist der Eindruck ein anderer: Ungarns neuer Ministerpräsident eilt von Fettnapf zu Fettnapf, schätzt die Wirkungen seiner Reformen, die er eine Revolution nennt, falsch ein: Beispiel Mediengesetz. Dabei ist er ein Polit-Profi. Schon vor der Wende im kommunistischen Ungarn 1989 war Viktor Orban beteiligt, neue demokratische Parteien zu gründen. Auch deutsche Parteien unterstützten den damaligen Liberalen. 1994 bereits wendete er seine Jungdemokraten nach rechts. Schnell stellte sich aber heraus, dass es ihm um Eines ging: persönliche Macht. Istvan Hedegös ist ein Wegbegleiter aus den frühen Tagen des Viktor Orban und berichtet, was den Mann antreibt, der heute weltweit Schlagzeilen macht und der immerhin in der Lage ist, die gesamte EU in ihrer offenkundigen Wirkungslosigkeit vorzuführen. Wer ist Orban, was trieb und treibt ihn an?
MYANMAR: Menschenschinderei für die Monsterautobahn
Autor: Philipp Abresch / ARD Singapur
Morgens um sechs Uhr geht es los für die Arbeiter aus den umliegenden Dörfern. Und manche sind auch um Mitternacht noch im Einsatz: Im trockenen Buschland Myanmars, zwischen der alten Hauptstadt Yangon und der Handelsmetropole Mandalay, entsteht eine Autobahn von gigantischen Ausmaßen. Die Nord-Süd-Verbindung soll das Land entwickeln - nach Jahren der Abschottung. Sie soll den Handel mit den Nachbarn China, Indien, Thailand erleichtern. Doch vier Spuren in jede Richtung - schon seltsam überdimensioniert für Myanmar, dem Land der Ochsenkarren. So ist der Autobahnbau vor allem ein Prestigeprojekt der seit Jahrzehnten regierenden Militärjunta, so etwas wie ein moderner Pyramidenbau. Über zehntausend Menschen ackern in der Wüste aus Asphalt und Staub, mit Hacken und Hämmern, Schaufeln und Schüppen. Mittendrin ein Team des Weltspiegel, das die Arbeiter, darunter auch Kinder, bei ihrem harten Einsatz begleitet hat.
GAZA: Palästinensische Erdbeeren für Europa
Autor: Richard C. Schneider / ARD Tel Aviv
Tauwetter zwischen Israel und der Hamas im Gaza-Streifen? Über den Grenzübergang Kerem Schalom sollen palästinensische Landwirte aus Gaza 700 Tonnen Erdbeeren und 30 Millionen Nelken auf die europäischen Märkte exportieren können. Bald sollen auch andere Erzeugnisse, Möbel und Textilien folgen. Dringend benötigtes Geld kann so die
1,5 Millionen Menschen in Gaza erreichen. Was können sich aber die Palästinenser dafür kaufen? Baumaterial, das nach der Militäroffensive Israels vor 2 Jahren nötig wäre, steht weiterhin auf der schwarzen Liste; nur 70 internationale Wiederaufbauprojekte sind von der israelischen Blockade ausgenommen.
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