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Weltspiegel

PAKISTAN: Bürger in Angst vor radikalen Islamisten

Autor: Florian Meesmann / ARD-Neu Delhi

Die Reaktionen der Pakistaner auf die Tötung von Osama Bin Laden zeigen den tiefen gesellschaftlichen Riss im islamischen Atomstaat Pakistan. Zwischen wachsendem Hass auf die USA und Ablehnung der als unfähig und korrupt empfundenen eigenen Politiker samt Armee und Geheimdienst gewinnen radikale Islamisten immer größeren Einfluss im Land und auch immer mehr Anhänger in der bislang eher liberalen Mittelschicht. Unter dem Applaus breiter Bevölkerungsschichten benutzen religiöse Eiferer beispielsweise das bereits 1984 erlassene sogenannte Blasphemiegesetz zur Selbstjustiz und Ausschaltung Andersdenkender oder religiöser Minderheiten im Land. Prominente Opfer einer Mordkampagne gegen jeden, der nicht nach den religiösen Vorschriften der Extremisten handelt, waren kürzlich zwei bekannte Politiker. Liberale Bürger leben seitdem in Angst vor einem Säuberungswahn im Stil der Taliban.

SPANIEN: Jobsucher im Deutschlandfieber

Autor: Thomas Schneider / ARD Madrid

„Komm nach Deutschland, Pepe" hieß eine berühmte spanische Kinokomödie der 70er Jahre. Es geht darin um die Abenteuer eines Spaniers, der zum Arbeiten nach Deutschland kommt. Alejandro hat den Film als Kind oft gesehen. Inzwischen hat er selbst Kinder und will ebenfalls nach Deutschland auswandern. Denn der Elektroingenieur hat - wie so viele Spanier - seine Arbeit verloren. Und Deutschland gilt in Spanien als das Gelobte Land. Spätestens seit dem Besuch der Bundeskanzlerin in Madrid, als es auch um die Anwerbung von Fachkräften ging, ist ein richtiges Deutschlandfieber ausgebrochen: Bei den Arbeitsämtern gibt es tausende Anfragen nach Jobs in Deutschland. Sprachschulen richten viele zusätzliche Kurse ein, um die plötzliche Nachfrage nach Deutschunterricht zu bedienen. Dabei glaubte man in Spanien, das Kapitel Auswanderung gehöre längst der Geschichte an. „Doch", so findet Alejandro, „die Geschichte wiederholt sich."

KAMBODSCHA: Boom für die Eisenbahn

Autor: Robert Hetkämper / ARD Singapur

Eisenbahn - das ist in Südostasien immer noch ein Vermächtnis aus den Kolonialzeiten. Jetzt brechen aber Pioniere auf, um das alte Schienennetz auf Vordermann zu bringen: China möchte die Anrainerstaaten im Süden noch näher an sich binden und seinen boomenden Export in Bewegung halten. Investoren aus aller Welt helfen dabei mit. So ist die Idee einer „transasiatischen Bahnstrecke" von Singapur bis nach China nicht nur ein romantisches Bahnliebhaberprojekt, sondern ein knallhart kalkulierter Wirtschaftsfeldzug Pekings. Aber der Eisenbahnbau sorgt auch für Arbeitsplätze, Aufbruchstimmung und wird das Leben der Menschen vor Ort erleichtern. Eine Reportage zwischen Zügen aus Bambus und modernen GPS-gesteuerten Lokomotiven.

ÄGYPTEN: Das große Aufräumen am Nil

Autoren: Thomas Aders und Alexander Stenzel / ARD Kairo

Der frühere ägyptische Innenminister Habib Al Adli, der Stahlmagnat Al Ezz und andere Profiteure des alten Regimes müssen sich jetzt in Ägypten vor Gericht verantworten. Al Adli wurde wegen Korruption und Geldwäsche bereits zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Prozess wegen der brutalen Bekämpfung der Protestbewegung könnte ihm sogar die Todesstrafe einbringen. Es vergeht kaum eine Woche ohne Verhaftungen. Keine drei Monate nachdem Präsident Mubarak auf Druck des Volkes abgetreten ist, räumt die ägyptische Militärregierung in einer atemberaubenden Geschwindigkeit mit der Diktatur auf. Weltweit ist dies wohl ein einmaliger Vorgang. Offenbar setzt sich die Gerechtigkeit doch durch. Für die Opfer des Unrechtstaates ist dies eine frühe Genugtuung. Ist sie aber auch ausreichend? Und wer sind die Richter, die ein gerechtes Urteil aussprechen sollen?

MAROKKO: Zwischen Terror und Reformen

Autorin: Annekarin Lammers / ARD Madrid

Schlangenbeschwörer, Gaukler und Musiker umgarnen Touristen. Sie versuchen, ihnen ein paar Dirham zu entlocken. Auf dem Djemaa el Fna, dem zentralen Platz der marokkanischen Touristenmetropole Marrakesch, pulsiert das Leben als sei nichts geschehen. Doch die Ruinen des Café Argana sind nicht zu übersehen. Yassine Ait Slimane und Sanâ Zridem fürchten, dass mit dem Anschlag vom 28. April, bei dem 16 Menschen starben, der arabische Frühling von Marokko abgewürgt wird. Die beiden jungen Marokkaner engagieren sich für die Bewegung „20. Februar". Das ist die Reformbewegung in Marokko, die es mit ihren Protestmärschen geschafft hat, König Mohammed VI. zu weitreichenden Reformen zu bewegen: Sie fordert ein Ende der Korruption, Freiheit und Demokratie.

Dass der Anschlag in Marrakesch von Al Kaida verübt worden sein soll, glauben die Reformer nicht. Sie vermuten vielmehr, dass er als Vorwand dient, den Überwachungsstaat aufrecht zu erhalten. Auch deshalb planen sie für Sonntag eine neue Demonstration in Marrakesch, bei der sie gegen Terrorismus und Demokratie auf die Straße gehen wollen, damit Marokko von seinem Reformweg nicht abweicht.

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